Veröffentlicht: 23.03.2019. Rubrik: Persönliches
Morgen.
Ich erwachte .
Ich drehte mich zur Seite, öffnete meine Augen und da war er. Der Tag war kaum angebrochen und im trüben Morgenlicht konnte ich kaum etwas erkennen, aber da lag er. Nur eine leichte Silhouette seines Körpers schien durch die Dunkelheit . Erst einmal hatte der Wecker bereits geklingelt und das helle Summen des Telefons schallte durch die Stille des Raumes. Sein Körper war halb mit seiner Decke bedeckt. Nur seine nackten Schultern und sein Kopf waren zu erkennen. Ich rutsche langsam näher, bedacht ihn nicht zu wecken und die Stille nicht zu unterbrechen. Vorsichtig, ganz langsam, zog ich meine Hand unter meiner Decke hervor und spürte eine kalte Brise auf meiner Haut. Meine Finger erstreckten sich in seine Richtung, unsicher was ich tun sollte. Sollte ich etwas sagen und ihm zeigen, dass ich wach sei oder einfach weiter ruhig daliegen und mich nicht bewegen? Unentschlossen was ich tun sollte rückte meine Hand immer weiter in Richtung seiner Silhouette . Zittrig ertasteten meine Fingerspitzen seine Decke. Wanderten hoch zu seinem Nacken und berührten seine Haut. Wärme durchströmte meine Handfläche. Lief mir meinen Nacken herunter, verteilte sich auf meinem Rücken und erfüllte meinen Körper mit Geborgenheit. Meine Hand lag nun ganz auf seinem Nacken und wanderte wieder hinunter zu seinem glatten harten Rücken. Er zuckte zusammen und zog seine Decke fester um sich. Schlagartig zog ich meine Hand zurück. Unsicher was das zu bedeuten hatte drehte ich mich auf den Rücken und starrte die Zimmerdecke an. Der Wecker klingelte noch zweimal, aber nichts. Er rührte sich nicht. Drehte sich nicht in meine Richtung und gab kein Zeichen von sich, dass er wüsste ich sei noch da. Beim vierten Klingeln strich er sich die Decke vom Körper und erhob sich. Nicht sicher was los sei und von der Situation überfordert blieb ich stumm und beobachte ihn nur. Wie ein Schatten bewegte er sich durch das Zimmer. Er schnappte sich ein paar Klamotten und öffnete die Tür. Ohne ein Wort verlies er den Raum.Ich hörte ihn wie er zunächst im Bad hantierte und anschließend sich in der Küche um sein Frühstück kümmerte. Sollte ich aufstehen? Zu ihm gehen und ihm sagen wie sehr ich die Zeit mit ihm genossen habe? Oder sollte ich einfach hier liegen bleiben, eingeschüchtert von ihm, seinem perfekten Aussehen, seinem breiten Lächeln, der rauchigen Stimme und den großen Augen mit dem er mich aufmerksam gestern beobachtete während ich wieder mal irgendwas Unnötige erzählte? Ich entschied mich für Letzteres . Also lag ich dort, zusammengerollt in seiner Decke ,alleine im dunklen Zimmer. Er kam kurz rein. Scheinbar hatte er etwas im Zimmer vergessen. Ich beschloss nicht tatenlos liegenzubleiben, wie ein gelähmtes Tier das sich nicht traute sich zu rühren und drehte mich zu ihm um. Sofort nahm er meinen Blick auf und lächelte mich an. Da war es, sein Lächeln. Selbst im dunklen Licht des Schlafzimmers funkelten seine Augen und seine Zähne blitzten durch die Dunkelheit. „Morgen“, mehr bekam ich nicht raus ,erstarrt guckte ich ihn nur an. Er erwiderte meine Worte, nahm seine Jacke und drehte sich ebenso schnell wieder um und schloss erneut die Tür hinter sich. Minuten verstrichen. Angestrengt lauschte ich auf seine Schritte und überlegte ob das alles sei. Da öffnete sich erneut die Tür und das grelle Flurlicht erleuchte das Zimmer in dem ich lag. Langsam kam er auf mich zu. Er müsste nun los teilte er mir mit. Innerlich zogen mich seine Worte tiefer und tiefer herab. Eine leere füllte meine Brust, plötzlich lag die Decke wie ein schweres Gewicht auf mir und drohte mich zu erdrücken. Er beugte sich vor, seine zarten Lippen legten sich auf meine und er küsste mich. Ehe ich meine Augen schließen konnte, ehe ich den Moment in die Länge ziehen konnte, war es schon vorbei. Er drehte sich um und schloss die Tür ein letztes Mal hinter sich. Die Dunkelheit erstreckte sich im Raum. Verteilte sich wie eine Flutwelle um mich und zog mich immer tiefer. Anstelle der Wärme die gerade eben noch da war, spürte ich ein Gefühl von Leere
und so zog ich seine Decke enger um mich. Versuchte den Geruch in mir aufzunehmen ,doch war nichts. Kein Geruch von Geborgenheit. Kein Geruch von Vertrautheit. Kein Geruch von ihm. Ein leises Geräusch ertönte aus dem Flur. Die Haustür fiel ins Schloss und ich wusste er war endgültig gegangen.