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3xhab ich gern gelesen
geschrieben 1991 von Rautus Norvegicus (Rautus Norvegicus).
Veröffentlicht: 18.02.2025. Rubrik: Spannung


Ein Mord im Advend

Er musste es hinter sich bringen, so lange es noch dunkel war. Er nahm einen letzten Schluck aus der Whisky-Flasche, die schon
zur Hälfte gelehrt war, um sich dadurch etwas Mut für sein kriminelles Vorhaben anzutrinken. Seine vernarbte rechte Hand griff nach der zweischneidigen Axt,
die vor ihm an der Wand gelehnt stand.
Liebevoll strich er vorsichtig mit den Fingerkuppen über die rasiermesserscharfen Schneiden.

„Heute wird dein letzter Abend sein, mein Liebling,“ dachte er grimmig, „den du bei Krüger verbracht hast. Heute wirst du sterben! Über deine Überreste mache
ich mir keine Sorgen, denn im Keller bei mir steht eine Hochtemperatur-Heizung! Und solltest du nicht ganz in die Brennkammer passen – nun, meine Axt wirst du dann bereits kennen gelernt haben. Sie wird mir dabei behilflich sein, dich klein wie Gulasch zu hacken!

Dein Schmuck wird mit dir zusammen verbrennen und als harmloser, grauer Rauch aus meinem Kamin aufsteigen!“ Von seinem Plan begeistert, schulterte er die Axt und verließ kaltlächelnd das Haus.

Auf dunklen Wegen erreichte er das Haus seines Nachbars Wilhelm Krüger, der dort allein mit seiner jungen Frau und einem alten Goldfisch lebte.

Er stieg über den hüfthohen Jägerzaun, der das fremde Anwesen umgab. Als er in dem fremden Garten stand, waren alle Skrupel verflogen, die ihn bis dahin noch geplagt hatten. Er wusste zwar, dass Krüger - der ein wahrer Hühne von Mann war – sich heute nicht zu Hause befand, dennoch schlug sein Herz bis zum Hals.

Und dann sah er sie! Sie stand reglos in der Kälte der Winternacht und ihr Anblick verschlug ihm fast den Atem. Mittelgroß, dabei verführerisch schlank, sexy und wohlproportioniert. Sie war ein
wahrer Traum, und diesen Traum gönnte er Krüger nicht!

Mit einem heiseren Stöhnen sprang er aus dem Schatten einer Garten-Laube, die ihm bis dahin Schutz vor aufmerksamen Blicken gewährt hatte.

Er holte weit über den Kopf aus und ließ die Axt mit aller Gewalt auf sie nieder sausen, so dass sie fast schon vom ersten Schlag in zwei Teile getrennt wurde!

Scheinbar leise seufzend schlug
sie lang in den Schnee. Wie von Sinnen schlug er immer wieder auf die klaffende Wunde ein, obwohl sie bereits das Leben verlassen hatte, noch bevor sie den Boden erreichte. Aber er wollte sie ja
mitnehmen, deshalb musste er sein ruchloses Werk vollenden.

Nach zehn Minuten hatte er es geschafft. Er trocknete seine von der mörderischen Arbeit schweißnasse Stirn und schleifte sie wie geplant zu sich nach Hause. Immer ängstlich darauf bedacht, von niemandem mit seiner leblosen Last gesehen zu werden, schlich er durch die Schatten.

Wieder bei sich im Wohnzimmer angelangt, fiel die Spannung, die sein Verbrechen mit sich gebracht hatte, wie eine schwere Last von ihm ab.

Er ließ sie beinahe achtlos auf den Boden fallen und genehmigte sich einen ordentlichen Zug aus der Whisky-Flasche. Bestürzt fiel ihm auf, dass er ihr verräterisches Blut an Händen und Kleidung trug. Auf dem Weg zum Waschbecken sagte er mit einem irren Lachen in ihre Richtung:

„Ich werde dir jetzt Schmuck holen, wie er dir zusteht!“ Er wusch sich noch ihren klebrigen Lebenssaft von den Händen und besudelten Klamotten, lächelt sie dann an und flüsterte:

„Und dann werden wir zwei Weihnachten feiern. Seit sieben Jahren habe ich das
erste Mal wieder einen Christbaum, und dann auch noch eine solch prachtvolle Blautanne wie dich!“ Er lachte und trank noch bis tief in die Nacht hinein.

counter3xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von HanaLores am 19.02.2025:
Kommentar gern gelesen.
Hallo Rautus - oder darf ich dich Wanderratte nennen? Dein Bewusstsein für nicht menschliche Existenzen ist absolut wunderbar! ^^




geschrieben von Rautus Norvegicus am 19.02.2025:

Liebe HanaLores,

es freut mich sehr, dass du dich sogar für den tieferen Sinn von Pseudonymen, wenn der gegeben scheint, interessierst. Da denkt man doch gleich, hey, ich als Mensch bin ja auch noch da.

Es macht mich glücklich und auch ein wenig stolz, wenn ich dir und gegebenenfalls anderen, ein Paar Minuten ihrer Zeit vertreiben und vielleicht ein Lächeln in das Gesicht zaubern konnte!

Vielen Dank für deinen Kommentar :-)

(Rattus Norvegicus war meine Lieblings-LP, ja, damals gab es weder CD noch MP-3, von der Band 'The Stranglers'.)

Rautus ist eine Abwandlung des ersten Teils meines langweiligen realen Nachnamens.

Sachen gibt's, die gibt's gar nicht :-D

Liebe Grüße
Rautus Norvegicus, deine Wanderratte :-)







geschrieben von Rautus Norvegicus am 19.02.2025:

HanaLores, du bist aber auch echt listig, find ich gut.

Will ich noch anmerken, du bist nämlich die Erste, die die Ratte in dem Namen gefunden hat. Oder es war allen zu unwichtig, das zu erwähnen.

Liebe Grüße
Rautus Norwegicus




geschrieben von HanaLores am 20.02.2025:
Kommentar gern gelesen.
Oh, welch Art der List könnt das sein...;)

Wie könnte mir ein solcher Name entgangen sein. Es war das erste was mir auffiel, als du hier aufgekreuzt bist, als wäre es klar gewesen, dass es Sinn ergibt.

Liebe Grüße
Hana

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