Veröffentlicht: 20.01.2018. Rubrik: Nachdenkliches
Lebkuchen mit Schokolade
Es war Mitte November. Ich befand mich vor dem Regal mit den Lebkuchen – Lebkuchen mit Schokolade überzogen. Neben mir stand eine junge hochschwangere Mutter mit ihrem kleinen Sohn. „Mama, bitte Mama!“ -- „Vielleicht an Weihnachten." Das waren noch sechs Wochen. Die Frau ging weiter, doch der Junge blieb stehen. „Bitte – Mama,“ rief er ihr hinterher. Doch die Mama machte einen Schritt zurück und zog ihren Jungen samt ihrem dicken Bauch fort.
Wenig später stand ich an derselben Kasse, wie jene Mutter mit Kind. Zwischen uns stand noch ein älterer, ungepflegter Herr mit grauem Haar und wildem Bart. Als die Schwangere ihre Ware bezahlt hatte und mit dem Buben von dannen ziehen wollte, rief der Kauz vor mir: „Moment mal, Sie haben noch etwas vergessen!“ Er hielt der Kassiererin eine Packung mit Lebkuchen hin – Lebkuchen mit Schokolade überzogen. „Das geht auf mich,“ nickte er ihr zu. Nachdem die Lebkuchen eingescannt waren, nahm der alte Herr die Packung, beugte sich zu dem Jungen herab und meinte: „Das ist für dich und deine Mama."
Um mich herum war es so still, wie ich es in einem Supermarkt gegen Mittag noch nie erlebt hatte. Die berühmte Stecknadel – wir alle hätten sie fallen hören können. Den Blick des Jungen jedoch werde ich nie vergessen. Er war ein Licht für die Ewigkeit. Warum nur bin ich nicht auf diese Idee gekommen?