Veröffentlicht: 17.04.2021. Rubrik: Persönliches
Kurzgeschichte: Fantasie – Jagd durch den Wald (Primal)
Ich wippe auf dem Beifahrersitz umher und versuche vergeblich den Mond zu entdecken. Du merkst, dass ich nervös bin und kläglich dabei scheitere dies zu überspielen. Es stört dich nicht, denn die leichte Angst über die Ungewissheit wird mich nachher anspornen. Immer wieder schaue ich aus dem Fenster, um irgendetwas zu finden, das mich von meinen Gedanken ablenken könnte. Die Dunkelheit verhüllt das sonst so farbenfrohe Waldstück mit Schatten und lässt mir dadurch kaum Gelegenheiten meinen Fokus auf etwas zu richten. Ich vermerke, dass uns heute eine klare Nacht umgibt. Keine Wolken am Himmel, die den Mond daran hindern könnten, das Licht in Richtung Erde zu reflektieren. Der Wald wirkt verhältnismäßig hell erleuchtet, obwohl die Mitternachtsstunde schon längst vorbei ist. Das Gehölz knackt unter den Autorädern. Eigentlich ist das hier kein Weg, der von Fahrzeugen befahren wird. Eher ein schmaler Trampelpfad, der nicht eng an Büschen oder Bäumen entlangläuft. Dennoch der perfekte Weg um zur Lichtung zu gelangen, die im Herzen des Waldes liegt. Dort angekommen schaltest du den Motor aus. Das Licht erlischt und auch die leise Stimme aus dem Radio verstummt. Stille im Auto. Du drehst dich zu mir und legst deine warme Hand auf meinen nackten Oberschenkel. Ich erschrecke leicht und blicke dir in die Augen. Das Atmen fällt mir vor Aufregung schwerer und ist deutlich zu vernehmen. Ein leichter Druck deinerseits durch die Hand auf meinem Oberschenkel und ein sanftes Lächeln von dir nimmt mir ein bisschen die Anspannung. Du lehnst dich über die Mittelkonsole nach hinten und holst Glühstäbchen von der Rücksitzbank nach vorne. Schnell wurden aus den einzelnen Stäbchen schmale, phosphoreszierende Ketten und Reifen. „Reich mir deine Hände“, sagst du beängstigend ruhig ohne mich dabei anzuschauen. Ich zögere einen Augenblick und drehe mich auf meinem Sitz in deine Richtung. Vorsichtig strecke ich meine Arme zu dir und beobachte dich wortlos dabei, wie du die leuchtenden Armbänder an meine Handgelenke anlegst. „Jetzt dein Hals, bitte“, in einer ebenso ruhigen Tonlage wie schon zuvor, während du die nächsten Stäbchen zusammenbindest. Meine Haare, die zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebunden sind, liegen über meiner rechten Schulter. Ich hebe meinen Zopf etwas an, damit du die Kette aus fünf Stäbchen problemlos doppelt um meinen Hals legen kannst. Das gleiche machst du auch bei meiner Taille und meinen Fußgelenken.
Es ist mittlerweile etwas kälter im Auto geworden. Die Außentemperatur scheint nur ein paar wenige Grad über dem Nullpunkt zu liegen, zumindest diese Nacht. Du kannst erkennen wie sich mir teilweise die Härchen aufstellen, da ich beginne leicht zu frieren. Die nur knapp bedeckende Kleidung hält mich nicht sonderlich warm. Der langgeschnittene, schwarze Spitzen-Bralette reicht mir nicht einmal bis zum Bauchnabel. Meine transparenten Pants verhüllen nur einen kleinen Teil von meiner Hüfte bis hin oberhalb meiner Oberschenkel. Das künstliche Licht schmeichelt dabei meiner Haut. Sanfte Schatten breiten sich über meinem Körper aus. Zu gerne würdest du mich jetzt schon packen und nehmen, doch das gehört nicht zur Absprache. Du ballst deine Faust, während du dich versuchst zurückzuhalten. „Ich gebe dir eine Minute, nicht mehr und nicht weniger.“ Deutlich und bestimmend nehme ich deine Worte wahr. „Ja, Sir“, erwidere ich leise, während meine Hand zum Türgriff wandert. Ich lasse mich vom Autositz auf den Waldboden gleiten. Ich spüre das feuchte Gras unter meinen Füßen und einen kühlen Windzug. Jetzt kann ich den Mond entdecken, der mir versucht zuzulächeln. Mit dem Blick zum Mond gerichtet laufe ich in den Wald. Durch den leuchtenden Schmuck kannst du gut erkennen in welche Richtung ich loslaufe. Du zählst ungeduldig die Sekunden runter und steigst ebenfalls aus dem Auto aus. Nur noch wenige Sekunden halten dich davon ab mich zu jagen.
Mein Herz scheint mir fast aus der Brust springen zu wollen. Mit dem Hintergedanken, dass du jeder Zeit hinter mir auftauchen könntest, renne ich weiter. Mein rasender Puls hindert mich daran auch nur kurz zur Ruhe zu kommen. Ich bleibe kurz stehen um mich umzuhören. Ich drehe mich um und realisiere, dass du scheinbar noch weit entfernt bist. Zumindest glaube ich dies für einen kurzen Moment. Näherkommende Schritte, die mich animieren erneut zu laufen. Ohne darauf zu achten aus welcher Richtung ich gekommen bin verliere ich im ersten Augenblick die Orientierung. Meine Gedanken lassen sich kaum ordnen und so bleibt mir nur die Flucht ins schwarze Nichts. Lediglich mein Instinkt rät mir, dass ich mich nicht erwischen lassen will. Das Adrenalin treibt mich immer weiter an, obwohl ich zwischendurch über Wurzeln stolpere, ungeschickt auf kleine Steinchen trete oder an Ästen und Gestrüpp hängen bleibe. Meine Haut ist mittlerweile übersäht mit kleinen Kratzern. Diese kurzzeitigen Schmerzimpulse und meine aufgebrauchte Ausdauer sorgen dafür, dass ich immer langsamer werde. Etwas, womit du schon viel früher gerechnet hättest. Du hast mich scheinbar ein wenig unterschätzt.
Die letzten Sekunden wollten kaum vergehen. Ungeduldig stehst du am Auto, bereit um loszulaufen. Gierig blickst du in die Richtung des Waldstücks, in das ich verschwunden bin. Ganz schwach kannst du meine leuchtenden Markierungen weit entfernt zwischen den Bäumen erkennen. Es amüsiert dich, dass ich scheinbar um mein Leben laufe. Du freust dich darauf mich zu erwischen. Ohne mich aus dem Blick zu verlieren steuerst du auf mich zu. Du kannst hören, wie ich manchmal aufschreie, wenn ich an Ästen hängenbleibe. Während du dein restliches Umfeld ausblendest, läufst du auf mich zu. Deine Schuhe und Kleidung verschaffen dir einen deutlichen Vorteil. Ob ich überhaupt einen Hauch von Chance hätte? Vermutlich nicht. Diese Erkenntnis lässt dich grinsen. Du erkennst, dass ich kurz stehen geblieben bin. Jetzt ist die perfekte Gelegenheit noch einmal schneller zu werden und auf mich zuzustürmen.
Die Lichter verschwinden kurzzeitig. Du verlierst sie für wenige Sekunden aus deinem Fokus. Ein einziges Licht, die Kette um den Hals, ist noch wahrnehmbar. Bin ich gestürzt? Du kannst mein Stöhnen wahrnehmen, so nah bist du mir mittlerweile. Orientierungslos liege ich auf dem Boden und versuche mich hilflos erneut aufzurichten und weiterzulaufen. Die Lichterketten leuchten durch den Dreck immer schwächer. Deine Schritte lassen mich schockartig meinen Blick zurückwerfen. Ich erkenne deinen Umriss, der deutlich wenige Schritte von mir entfernt vor mir auftaucht. Mit meiner letzten Kraft versuche ich meine Muskeln zu animieren auf dem Boden weiter zu kriechen und dir zu entkommen. Erfolglos. Ich spüre einen festen Griff auf meiner Haut. Du hast mich eingeholt. Ich weiß sofort was das zu bedeuten hat und versuche mich loszureißen. Die Jagd und die Kälte haben mir zugesetzt. Dramatisch muss ich realisieren, dass ich mich nicht so wehren kann, wie ich es normalerweise wollen würde. Du drückst mich zu Boden. Mein Gesicht ist zur Seite gerichtet. Auf dem Bauch liegend suchen meine Hände nach Halt, doch alles wonach sie greifen können sind Moos und Laub. Ich spüre, wie du nach meinen Armen greifst um sie zu fixieren. Beide Arme liegen nun auf meinem Rücken, von einer deiner Hände festgehalten, so dass ich mich nicht losreißen kann. Ich schreie und versuche zu zappeln. Dies animiert dich nur noch mehr mich weiter in den Waldboden zu drücken. Mit der anderen Hand packst du meine Haare, damit du diese, gemeinsam mit meinen Armen, in der anderen Hand halten kannst. Mein Kopf wird so weit nach hinten gezogen, dass ich den Sternenhimmel sehen kann. Fast ungestört besitzt du die Macht über meinen wehrlosen Körper. Nachdem ich nicht aufhören will zu schreien hältst du mir den Mund zu. „Wehr dich ruhig“, flüsterst du, „es wird mir nur noch mehr Freude bereiten“. Der dünne Stoff, den du mir vom Körper reißt, reibt mir über die Haut und löst erneute Schmerzen an den kleinen Schnitten aus. Diese Belohnung hast du dir nach der Jagd verdient. Ungehindert verfügst du für die restliche Nacht über mich und meinen Körper.