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geschrieben 2017 von Michaela Klein (Froschkönigin).
Veröffentlicht: 13.01.2018. Rubrik: Märchenhaftes


Emil möchte einen Apfel essen (Märchen)

Es war einmal ein Ziegenbock, der wohnte mit seiner Ziegen-Familie in einem schönen Stall hinter einem Ferien-Hotel. Dieser Ziegenbock hieß Emil und war ziemlich frech.
Jeden Tag gingen Emil und seine Familie aus dem Stall auf eine große Weide, um dort zu grasen. Es gab so viel frisches grünes Gras und Blätter, dass sie immer satt zu fressen hatten. Aber das war Emil nicht genug.
"Mäh! Immer nur Gras und Blätter!" meckerte er. "Ich will mehr!"
"Aber was willst du denn noch?" fragte seine Ziegen-Frau Berta. "Wir sind doch Ziegen und das Gras ist gut für uns."
"Ich will mehr!" meckerte Emil. "Mal sehen, was die anderen haben. Mäh!"
Dann hüpfte er über den Zaun, der um die Weide stand, und landete auf der Weide der Kühe.
"Muuuh!" sagte Kuh Elsa, als sie Emil erblickte. "Was machst du denn hier, Nachbar Emil?"
"Ich möchte wissen, was ihr zu fressen habt." antwortete Emil.
"Wir fressen Gras und Blätter, genau wie du." sagte Kuh Elsa.
"Sonst nichts?" fragte Emil.
"Nein, sonst nichts. Wir sind Kühe. Gras und Blätter sind gut für uns und wir werden immer satt davon." erklärte ihm Kuh Elsa.
"Mir ist das nicht gut genug." meckerte Emil. "Ich will sehen, was andere haben. Mäh!"
Dann sprang Emil wieder über den Zaun und landete vor Mama Ente und ihren Küken.
"Quak quak! Wenn du meinen Küken etwas tust, dann picke ich dich!" sagte Mama Ente zu ihm.
"Ich tue euch nichts." sagte Emil. "Ich will wissen, was ihr zu fressen habt."
"Wieso willst du das wissen? Was geht dich das an?" fragte Mama Ente.
"Ich will kein Gras und keine Blätter mehr. Ich will mehr!" meckerte Emil.
"Aber du bist doch ein Ziegenbock! Gras und Blätter sind lecker, das fressen wir Enten auch! Aber wir mögen auch Würmer, Frösche, Schnecken und Insekten und manchmal kommen die Menschen-Kinder und geben uns Brotkrumen zu naschen."
"Würmer? Frösche? Schnecken? Insekten? Igitt!!! Da wird mir ja übel!" Nein, das würde Emil nicht schmecken. "Und trockenes Brot, wie langweilig! Mäh!"
Enttäuscht sprang Emil davon. Auf seine Weide wollte er noch nicht zurück. Er wollte sehen, was es auf der anderen Seite des Hotels gab, zu dem sein Ziegenstall gehörte.
Hund Kastor, der das Hotel bewachte, sah Emil kommen.
"Wau! Wieso bist du nicht auf deiner Weide, Emil?" knurrte er. "Geh zurück zu deiner Familie, oder ich sage meinem Herrchen, dass du ausgerissen bist."
"Dann stoße ich dich mit meinen Hörnern, du alter Kläffer!" meckerte Emil. "Ich will kein Gras und keine Blätter. Ich will mehr!"
"Ich verstehe sowieso nicht, was ihr Ziegen an diesem Grünzeug findet." meinte Kastor. "Probier doch mal etwas von meinem Hundefutter. Oder einen Knochen."
"Hundefutter? Knochen? Igitt!!! Da ist mir ja mein Gras noch lieber!" Emil wollte gerade wieder davonhüpfen, da sah er den Apfelbaum, der vor dem Hotel stand. Es war gerade Monat August, da hingen am Baum schöne rote saftige Äpfel.
"Ich möchte einen Apfel haben!" sagte Emil.
"Wie willst du den denn bekommen? Die Äpfel hängen viel zu hoch!" wunderte sich Kastor.
Da versuchte es Emil mit wilden Bocksprüngen. Aber er kam nicht an die Äpfel dran.
Kastor lachte Emil aus. "Geh lieber nach Hause, Ziegenbock Emil. Du kommst ja doch nicht an die Äpfel ran. Wuff!" Und er ging ins Hotel, um sein Hundefutter zu fressen.
Aber Emil gab noch nicht auf. Er wurde immer ärgerlicher und sprang immer höher. Aber er schaffte es noch immer nicht, einen Apfel zu pflücken.
Am Abend kehrte Emil müde und hungrig in den Ziegenstall zurück. Seine Kinder Mucki und Schnucki schliefen schon. Ziegen-Mama Berta fragte ihn, wo er gewesen ist und Emil erzählte ihr von den Äpfeln.
"Siehst du, Emil. Jetzt hast du den ganzen Tag nichts zu fressen gehabt, weil dir unser Gras nicht gut genug war und die Äpfel dir zu hoch hingen. Die Kinder und ich sind satt, uns hat unser Gras gut geschmeckt." sagte Berta und legte sich schlafen.
Emil konnte nicht einschlafen, weil er Hunger hatte und dachte nach, wie er doch noch an die Äpfel kommen könnte.
Am nächsten Tag hatte er einen Plan.
Er sprang wieder über den Zaun und wartete vor dem Eingang des Hotels. Wenn ein Hotel-Gast aus der Tür rauskam, stellte Emil sich ihm in den Weg.
"Pflück mir erst einen Apfel, dann lasse ich dich durch!" sagte Emil dann zu dem Hotel-Gast.
Wenn der Gast nicht sofort gehorchte, dann senkte Emil seine Hörner.
Aber die Gäste fanden schnell heraus, dass Emil Angst hatte, wenn man in die Hände klatschte. Er dachte, man würde ihn dann fangen, um ihm die Zehennägel zu schneiden. Das konnte er nämlich gar nicht leiden.
Und weil alle Gäste klatschten, sobald Emil die Hörner senkte, bekam Emil keinen einzigen Apfel.
Eines Tages kamen zwei Kinder aus dem Hotel.
"Die sind noch so klein." dachte Emil. "Aber vielleicht kann ich denen Angst machen."
Und er sprang auf die Kinder zu. "Mäh! Pflückt mir einen Apfel, oder ich lasse euch nicht durch! Meck!" meckerte er.
"Dann reiten wir auf dir." drohten die Kinder.
"Dann werfe ich euch runter." meckerte Emil weiter.
"Wie heißt das Zauberwort?" sagten die Kinder.
"Welches Zauberwort?" fragte Emil.
"Das, das man sagen soll, wenn man etwas haben möchte." antworteten die Kinder.
Emil senkte die Hörner. Da klatschten die Kinder in die Hände und Emil sprang davon.
So ein Pech! Kein Mensch wollte ihm einen Apfel pflücken, wenn er die Hörner senkte! Und er war doch so hungrig.
Als er am nächsten Morgen die Kinder sah, wie sie den Enten Brotkrumen hinwarfen, sprang Emil auf sie zu.
"Mäh! Mäh! Die Enten füttert ihr und mich nicht." meckerte er.
"Die Enten sind ja auch lieb zu uns und nicht so frech wie du." sagten die Kinder.
Emil war ein sturer Ziegenbock. Aber wenn er weiter so stur blieb, dann würde er nie einen Apfel bekommen!
Plötzlich fiel ihm das Zauberwort ein. "BITTE bitte, pflückt mir einen Apfel." bat er jetzt.
Daraufhin liefen die Kinder zu dem Apfelbaum, kletterten hinauf und pflückten so viele Äpfel, wie sie tragen konnten. Mit den Äpfeln kamen sie zurück und wollten Emil füttern. Aber sie mussten die Äpfel mit den Füßen in Stücke trampeln, denn sonst waren sie zu groß für Emil's Maul.
Emil freute sich und lud die Kinder in seinen Ziegen-Stall ein. Dort stellte er ihnen seine Ziegen-Familie vor. Die anderen Ziegen waren nicht so frech wie Emil und hatten noch Angst vor den Menschen-Kindern. Aber dann sahen sie die vielen leckeren Äpfel, die die Kinder dabei hatten und schlichen sich neugierig heran.
So schlossen die Ziegen mit den Kindern Freundschaft. Und Emil hatte gelernt, dass er nicht so frech sein darf, wenn er von anderen etwas haben wollte. Weil er von da an ein lieber Ziegenbock war, wurden er und seine Familie jeden Tag mit vielen, vielen Leckereien gefüttert.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Metti am 18.01.2018:

Während des Lesens war mir Klar: Da kommt was moralisches. "Wenn Du zu viel willst, hast Du am Ende gar nichts?" Oder das Gegenteil: "Verfolge Deine Ziele, bis Du hast, was Du willst." - Aber dann das: Immer schön ´Bitte`sagen. Naja, auch gut. :-)




geschrieben von Mandy2018 am 18.03.2018:

Mir gefällt die Geschichte gut. Sie will uns sagen, wenn man sich benimmt, dann bekommt man auch etwas. Also schön immer lieb sein....grins. :-)

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