geschrieben 2020 von ClariceCaine.
Veröffentlicht: 21.08.2020. Rubrik: Unsortiert
Desire - Was willst du wirklich?
Warnung: Im Verlauf der Story kommt es zu sexuellen Handlungen und Gewalt, beides wird graphisch beschrieben!
Desire
Die schwere Flügeltür am Ende des Flures öffnete sich mit einem leisen Knarren. Es war offensichtlich der dreizehn Uhr Termin ihres Chefs und damit für heute der letzte Klient.
Automatisch erhob sie sich von ihrem Platz am Empfang, um den Gast in der Kanzlei zu begrüßen. Sie strich über den grauen, knielangen Rock ihres Kostüms um die Falten verschwinden zu lassen, so wie sie es immer tat.
Tief durchatmen - einmal, zweimal.
Haltung annehmen, lächeln und dann höflich grüßen.
Ruhig bleiben.
Nach all den Jahren sagte sie dieses Mantra immer und immer wieder in ihrem Geist auf, jedes Mal wenn ein Klient die Kanzlei betrat. Immerhin waren ihr Auftreten und Benehmen das Erste, was neue Klienten bemerkten und auch das was die Wiederkehrenden erwarteten. Sie war sozusagen das Aushängeschild der Firma, also gab es keinen Raum für eine Fehlerquote.
Also hob sie Kopf und setzte sich in Bewegung, um den Mann in Empfang zu nehmen.
„Verzeihung Sir, ich bin Miss Davies. Dürfte ich ihren Namen erfahren? Nur zum Abgleich mit unserem Terminkalender versteht sich.“ Ein Lächeln auf den Lippen und ein freundlicher, jedoch bestimmter Tonfall. Als der junge Mann sie ansah glaubte sie für einen kurzen Moment so etwas wie Amüsement in seinen Augen aufblitzen zu sehen, ehe er ihr antwortete.
„Sicher, Miss Davies. Mein Name ist Thomas Rhys Walsh.
Ich habe um dreizehn Uhr einen Termin mit ihrem Chef zur Ausarbeitung eines Vertrags.“
Sie sah kurz auf die Terminliste, um seine Aussage zu verifizieren, obwohl natürlich längst wusste, dass er es war. Andernfalls würde es bedeuten sie wäre unvorbereitet gewesen und das war inakzeptabel.
„ THOMAS R. WALSH. 13.00 - VERTRAGSSACHE“.
Das war seltsam, denn normalerweise stand in ihrem Kalender immer möglichst ausführlich um welche Art von Termin es sich handelte und auch was sie dafür vorbereiten sollte, doch nicht dieses Mal.
Sie verdrängte die Frage in ihrem Kopf und fuhr stattdessen mit ihrer üblichen Performance fort. „In Ordnung, Mister Walsh. Darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten während sie warten? Einen Kaffee vielleicht?“
Noch immer lächelte sie freundlich und wartete geduldig auf eine Antwort, als er unerwartet und beeindruckend schnell mit zwei großen Schritten auf sie zukam. Erschrocken hielt sie den Atem an. Nur noch wenige Zentimeter lagen zwischen den beiden, sie konnte beinahe seinen Atem auf ihrer Haut spüren.
„Miss Davies. Vielen Dank für das Angebot. Ich komme bereits seit drei Jahren regelmäßig in diese Kanzlei und jedes Mal bieten sie mir einen Kaffee an und das obwohl sie mittlerweile sicher gelernt haben, dass ich keinen Kaffee trinke. Ebenso kennen sie meinen Namen bestimmt auswendig.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Sie sah hoch und wollte etwas erwidern, als sie plötzlich seine Finger auf ihren Lippen spürte.
Sie waren weich und angenehm warm, sodass sie beinahe versucht war die Augen für einen kurzen Moment zu schließen. Das schien auch ihrem Gegenüber nicht verborgen zu bleiben. Er lachte einmal kurz und leise, gefolgt von einem Zwinkern und genauso schnell wie er gekommen war, war er auch wieder verschwunden. Mit Businessblick und schnellen Schritten trat er hinter sie.
„Mister Walsh. Tut mir leid, ich habe sie warten lassen. Kommen Sie.“
Die Stimme ihres Chefs. Wann war der denn aufgetaucht? Normalerweise entging ihr so etwas nicht, niemals. Verwirrt sah sie den beiden Anzugträgern nach, bevor sie wieder an die Arbeit ging.
Während sie die restlichen Termine für die nächsten Tage durchging sah sie wie automatisch immer wieder zur Uhr: 14.30. Beim zweiten Blick war es bereits 16.00 Uhr.
Noch immer waren die beiden Männer im Büro ihres Chefs, nichts war zuhören und keiner von ihnen hatte das Zimmer in der ganzen Zeit verlassen. Nicht ein einziges Mal.
Noch eine halbe Stunde bis zum Feierabend. Wie immer würde sie dann zum Café um die Ecke gehen, eine Kleinigkeit essen und danach ihren geliebten Karamellmacchiato trinken. Während sie überlegte ihre beste Freundin Mary anzurufen und sie zu fragen was sie am Abend vorhatte, öffnete sich schließlich doch noch die Bürotür und die beiden Männer traten heraus.
Sie tauschten ein paar höfliche Floskeln aus, dann gab es einen Handschlag inklusive des aufgesetzten Lächelns ihres Chefs, bevor er dann auch ihr im Vorbeigehen einen angenehmen Abend wünschte.
Er erhielt lediglich ein Nicken als Antwort.
Sie fand ihn unangenehm und versuchte so viel Distanz wie möglich zu wahren. Anfangs war er freundlich gewesen, aber das hatte sich zügig gelegt. Nun war er kalt, berechnend und nutzte jede Gelegenheit seinen Klienten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Außerdem trug er jeden einzelnen Tag den gleichen Anzug: Eine scheußliche Kreation aus Cord, dunkelblau mit rotem Karomuster und das Ganze an einem kleinen, dicken Mann mit fettigen Haaren und Pornobärtchen. Gruselig.
Beim Anblick lief ihr jedes Mal ein unangenehmer Schauer über den Rücken.
Schnell erhob sie sich um ihre Sachen zusammen zu packen und den Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben. Mary wollte sie ja auch noch anrufen!
Ein leises Lachen ließ sie zusammen zucken und ihre Atmung beschleunigte sich. Sie hatte dieses Lachen heute schon einmal gehört. „Walsh!“ fuhr es ihr durch den Kopf. Er war noch da und schien sie zu beobachten. Langsam drehte sie sich um und tatsächlich stand er dort, nur ein paar Meter von ihr entfernt.
Lässig lehnte er mit überschlagenen Beinen und Händen in den Taschen am Schreibtisch ihrer Kollegin.
Der himmelblaue Anzug und die schwarze Krawatte zeugten von mehr Stil als ihr Chef ihn zu haben schien.
„Mister Walsh. Kann ich noch etwas für sie tun?“
Er antwortete nicht, sondern sah sie weiterhin einfach nur an. Verunsichert trat sie einige Schritte auf ihn zu. Hatte er sie wohlmöglich nicht gehört?
Nein, wohl eher nicht. Sie waren die einzigen Personen in der gesamten Kanzlei und er sah sie direkt an.
Gerade wollte sie die restliche Distanz zu ihm überbrücken, als er sein Schweigen brach.
„Stehen bleiben.“
Erstaunt sah sie ihn an. „Wie bitte?“ Er trat einen Schritt vor. „Bleiben Sie genau dort stehen.“ Mit fragendem Blick tat sie was er verlangte. Warum - das wusste sie selbst nicht genau.
„Miss Davies, haben Sie jemanden in ihrem Leben? Einen Partner? Partnerin? Eine Katze wohlmöglich? Gestatten Sie mir diese Frage, bitte.“
Während er sprach trat er weiter auf sie zu, langsam und bedächtig, so als hätte er Angst dass sie flüchten könnte. Je näher er kam, desto nervöser wurde Sie. Ihre Handflächen wurden feucht und eine ihr wohlbekannte Hitze begann in ihrem Körper aufzusteigen.
Seine Frage war schon fast vergessen, als er schließlich ganz nah an sie herantrat, noch näher als ein paar Stunden zuvor. Grün traf auf Braun, während er behutsam die Hand an ihr Kinn legt und sie damit zwang ihn anzusehen. „Ich warte, Miss Davies.“ „Ihre Augen sind grün…!“ Mehr schaffte sie nicht von sich zu geben. Langsam, wie in Zeitlupe, legte er seine Wange an ihre und flüsterte „Darf ich das als eine Antwort werten?“
Was sollte sie jetzt tun? Seine Präsenz und die Nähe nahmen ihr jegliche Fähigkeit einen klaren Gedanken zu fassen und ihr Herz raste vor Adrenalin.
Schon seit er das erst Mal die Kanzlei betreten hatte, zog seine Erscheinung sie in den Bann.
Jedes Mal wenn sie seinen Namen im Terminkalender las war sie ganz aufgeregt, fast wie ein junges, verliebtes Schulmädchen.
Sie zog hübschere Kleidung an als sie es üblicherweise tat und band ihre langen, braunen Haare nur zu einem lockeren Zopf, statt zu einer strengen Bürofrisur. Dennoch hatte er sie - bis heute - niemals beachtet oder mehr mit ihr gesprochen als nötig gewesen wäre.
Noch ehe sie eine Antwort gefunden hatte, fühlte sie seine Hand auf ihrer Hüfte, während sich die andere in ihren Nacken schob. Sie hielt die Luft an.
„Nun Miss Davies, sie scheinen mir zugeneigt zu sein - ihre Körpersprache verrät Sie. Sagen sie mir, wie geht es weiter?“ flüsterte er, seine Wange weiterhin an der Ihren.
Minuten vergingen.
Er wartete geduldig auf ihre nächste Reaktion und nichts, außer dem leisen Atem der beiden, war zu hören.
Weitere Minuten vergingen. Noch immer kam keine Reaktion von der Frau vor ihm.
Die Gedanken in ihrem Kopf rasten unkontrolliert, unfähig sich für eine angemessene Reaktion zu entscheiden. Konzentration war für sie schlicht und einfach unmöglich in dieser Situation.
Langsam begann auch er unruhig zu werden. Was war denn los mit ihr?
Sonst war sie immer kompetent, selbstbewusst – die Ruhe in Person.
Sollte er sie mit seinem noch so unschuldigen und kleinen Überfall bereits überfordert haben?
Ein wenig amüsierte ihn die Vorstellung, wie sie dann wohl reagieren würde wenn er ihr den Vertrag mit seinem Anliegen vortragen würde.
Doch diese Überforderung ihrerseits beunruhigte ihn schon ein wenig. War es wirklich zu viel? Nein! Das konnte –das durfte nicht sein! Dann wäre die ganze Vorbereitung umsonst gewesen, von seiner Vorfreude mal ganz abgesehen.
So lange hatte er sich zurück gehalten obwohl er jedes Mal wenn er die Kanzlei betrat die Veränderung in ihrem Verhalten bemerkte. Er hatte es ignoriert – anfangs aus purem Desinteresse und später dann zu ihrem Schutz. Doch mit der Zeit fing er an sich immer öfter dabei zu ertappen, wie er sie beobachtete. Sie ließ seinen Jagdtrieb zu neuem Leben erwachen wie er es lange nicht mehr gefühlt hatte.
Er würde jäh in seinem Gedankengang unterbrochen, als sie unerwartet in seinen Armen zusammensackte. Ungläubig sah er auf die junge Frau in seinen Armen herunter.
Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Anscheinend hatte er eine weitaus stärkere Wirkung auf sie als gedacht. Doch irgendwie gefiel ihm dieser Gedanke. Wie weit sie wohl bereit war zu gehen…?
Eine Weile betrachtete er ihr Gesicht. Die Augen waren geschlossen, ihre Lider flatterten leicht, die Wangen zeigten noch immer einen Schimmer von Rot. Ihr Atem ging flach und ruhig.
Er konnte sich nicht helfen und ließ seine Augen weiter wandern. Über ihren schlanken, gebräunten Hals bis hinunter zu ihrem Dekolleté. Entzückt stellte er fest, dass sich die obersten Knöpfe ihres Kostüms geöffnet hatten und eine kleinen Ansatz ihres Busens freigab.
Er seufzte und strich einmal mit seinem Mittelfinger die Wölbung entlang, kurz und hauchzart.
„Was mache ich nur mit dir“? Ich kann dich ja schlecht in der Kanzlei liegen lassen und hoffen, dass du wieder zu dir kommst.“
Ein Gedanke formte sich in einer dunklen Ecke seines Kopfes. Sollte er…? Aber was wenn ihr das nicht Recht wäre? Andererseits würde sie es ihm bestimmt genauso übel nehmen, wenn er jetzt einfach so gehen würde. Also verließ er kurzerhand die Kanzlei, mit ihr im Arm.
>> Nur gut das ihr Chef schon weg ist, der alte Schmierlappen. >Mal schauen wie sie reagiert, wenn sie zu sich kommt. Ich hoffe es dauert nicht allzu lange, sonst muss ich sie doch noch ins Krankenhaus bringen.<< sinniert er gedanklich vor sich hin, während er sie auf den Beifahrersitz seines Lexus LC 500 bugsierte und behutsam vom Parkplatz fuhr.