Veröffentlicht: 26.04.2016. Rubrik: Unsortiert
Der Trabi
In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es auch in Deutschland noch echte Winter. Ein paar Wochen, die von jedem geübten und noch mehr ungeübten Autofahrern einiges abverlangten. Starker Frost, der die Autos zu Eiszapfen erstarren ließ und erst nach einigen Kilometern auftauten. Und natürlich viel Schnee. Doch den begeisterten Autofahrer veranlasst so etwas nicht, seinen Wagen in der Garage stehen zu lassen. Auch ich gehöre zu diesen Autofreunden und kann so manch Seltsames über das Autofahren im Winter berichten.
Dazu fällt mir folgende Geschichte ein:
Für mich war doch wieder mal die Zeit zwischen "Aufstehen" und zum "Bus gehen" viel zu knapp. So dass ich trotz beträchtlicher Frostgrade und Unmengen von Neuschnee das Auto aus der Garage holte.
Schnee geschoben hatte man an diesem Tage bei uns nicht, da die Räumfahrzeuge, bei so viel Schnee, nicht jede kleine Gasse beräumen konnten. Den kleinen Berg am Haus schaffte mein Trabi mit 2- bis 3-maligen Anlauf. Auch die nächste Stadt habe ich mit entsprechend angepasstem Fahrstil mit einer kleinen Ausnahme, wo mich ein Fahrzeug zum bremsen zwang und dadurch für meinen Trabi nur noch die Flucht in die nächste Schneewehe übrig blieb, verhältnismäßig gut erreicht. Ich will nicht davon sprechen mit wieviel Mühe ich mich aus dieser Schneewehe, immer mit der Angst "jetzt kommst'e nicht mehr weg", heraus manövrierte, denn das war nichts gegen die Suche nach einem geeigneten Parkplatz. Zu guter Letzt entschloss ich mich den Trabi auf einem fast nicht genutzten Parkplatz in der Nähe eines Einkaufscenters abzustellen. Beim vorsichtigen Abschätzen des Platzes hatte ich den Eindruck, dass hier das Parken stellenweise möglich war. Jedoch behinderte Schneetreiben die klare Sicht und ich musste voller Reue einsehen, dass ich mich geirrt hatte und in einer Schneewehe festsaß. Es half nichts, die Zeit drängte. Ich wollte meinen Termin nicht versäumen und ließ deshalb das Auto - Auto sein. Jedoch fand ich in einer Pause Gelegenheit mein Fahrzeug frei zu schaufeln. Es war noch dunkel als ich damit begann und mühevoll. Ich hatte eine Hälfte des Fahrzeuges bis zum Vorderrad frei geschippt, da bemerkte ich, dass am Trabi die Stoßstange fehlte. "Nanu" sagte ich mir, "wo hast'e denn die verloren. Das ist aber ärgerlich und entsinnen kannst'e dich auch nicht." Es fehlte mir aber langsam die Kraft, um konsequent darüber nach zu denken. Ich schippte weiter um den Wagen herum bis zum nächsten vorderen Kotflügel. Da fielen mir doch vor Schreck fast die Augen heraus, denn hier hatte ich eine nicht zu verachtende Beule im Auto. Mir schwante einiges und ich sagte mir; "dass kann nicht sein. Jetzt schaust'e aber mal nach dem Nummernschild des Fahrzeuges." Und tatsächlich, mein Fahrzeug stand 15 Meter weiter und sah dem von mir frei geschaufelten Fahrzeug zum verwechseln ähnlich.
Ich war, obwohl ich nun die ganze Arbeit nochmal machen mußte, froh so glimpflich davon gekommen zu sein und stellte beim Schaufeln Überlegungen an wie "nah mein Trabinachbar wird sich freuen, dass so ein doofer Autofahrer seine Pappe frei geschaufelt hat".