Beschleunigung

Die Welt bewegt sich. Aber ich sehe es nicht mit bloßem Auge. Und doch tut sie es, denn ich fühle die Unruhe in mir.
Sie sagt mir, ich solle mehr schaffen, noch dies und das, damit alles funktioniert und ich den Erwartungen anderer und vorallem meinen eigenen gerecht werde. Aber wenn ich jene Dinge dann tue, dann bin ich meist doch woanders. Gestern, oder morgen oder sogar im nächsten Jahr, so als würde mein Kopf ständig Zeitreisen, während meine Körperhülle noch auf der gleichen Stelle im Hier und Jetzt wie ferngesteuert wandelt und dafür sorgt, dass ich meinen Alltag bewältige.

Tatsächlich dreht sich unsere kleine Erdkugel ziemlich langsam aus dem riesigen Universum betrachtet. Sie schwebt dort friedlich und bewegt sich in einem gemütlichen Tempo einmal um die Sonne herum. Und das immer und immer wieder. Es heißt im All vergeht die Zeit langsamer. Der Gedanke aber verwirrt mich. Denn bleibt Zeit letztendlich eh nicht nur ein Konstrukt, um die stetige Verschiebung der Gegenwart zu beschreiben?

Vergangenheit und Zukunft sind eigentlich nur ehemalige und potenzielle Hier-und-Jetzt Momente, wodurch, wenn man so überlegt, das Hier-Jetzt das einzig wirklich fassbare bleibt.

Interessanterweise schaffe ich es auch manchmal die Zeit zu verlangsamen, zumindest in meiner Wahrnehmung. Und mit dem Zeitempfinden wandelt sich auch meine innere Unruhe in eine friedvolle Ruhe.
Zeit ist kostbar. Da fühlt es sich so widersprüchlich für mich an, wenn ich so verschwenderisch mit ihr umgehe, immer in Gedanken woanders als im Jetzt. Dabei ist es umso wertvoller, dass wir selber entscheiden können wieviel Zeit wird dem Hier und Jetzt und somit auch unserem jetzigen Ich schenken wollen.

Vielleicht muss ich aufhören vor der Zeit wegzulaufen. Denn wenn ich auf sie warte, dann können wir endlich zusammen gehen.

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