Veröffentlicht: 27.06.2018. Rubrik: Nachdenkliches
Nordpol
Und wieder stehe ich da.
Weiß weder wie Ich hier hingekommen bin, noch wohin ich mich nun wenden soll. An einem Scheideweg. Komisches Wort. Scheidung bedeutet doch soviel wie Trennung, oder? Und dass unwiderruflich, entgültig und vollständig.
Wenn man also an einem Scheideweg steht und sich entweder nach rechts oder links wendet, metaphorisch gesprochen, trenn man sich also von... wovon? Von allen Möglichkeiten, die mir die ausgeschlagene Richtung bereitgehalten hätte? Von den Menschen, die mich auf diesem Weg nicht begleiten werden. Freunde die ich aus den Augen verliere? Partner, die ich nie kennen lerne?
Habt Ihr euch mal überlegt, wie ein Kind mit der Ex-Freundin heute wohl aussähe? Vielleicht hättet Ihr einen Freund fürs Leben gewonnen, wenn ihr euch nur für den anderen Job entschieden hättet? Vielleicht wäre eure Oma bereits tot, wenn Ihr in einer anderen Stadt leben würdet? Butterfly-Effekt und so!?
Sind all dies Möglichkeiten, von denen Ihr euch getrennt habt?
Trennung klingt so entschieden.
Sollte eine Trennung nicht etwas Bewusstes, etwas willentliches sein?
Na ja, wenn ich ein Lotterielos ausfülle, kann ich noch nicht absehen ob ich gewinne, aber wenn ich es verbrenne und die Asche in den Wind werfe habe ich mich bewusst um diese Möglichkeit gebracht. Bewusst entschieden.
Das aber hieße ja, dass ich mich jeden Tag, mit jeder Entscheidung vielleicht um das große Glück bringe. Ein beängstigender Gedanke. Und da fragt man mich noch, warum ich mich nicht schneller entscheiden kann?!
Manchmal wäre ich gern am Nordpol. Muss schön sein.
Das Dach der Welt. Und alles was die Welt zu bieten hat, liegt vor dir.
Dort oben stünde einem die Welt offen. Mit all Ihren Chancen und Möglichkeiten. Und alle in der selben Richtung. Sünden.
Der erste schritt führt dich nach Sünden. Immer!
Kein Scheideweg, sondern nur eine Richtung. Keine Chance wäre verspielt, kein Glück vertan. Es existiert kein falscher weg. Dass nenne ich Freiheit.
Ich atme Tief durch und wende mich nach links. Metaphorisch.
Mir steht eine schwere Zeit bevor. Menschen die Ich liebe, sterben früher als es fair wäre. Meine Beziehung wird durch Krankheit und finanzielle Engpässe das ein oder andere mal stark belastet. Meine Kinder werden mir beibringen wie groß die Angst in mir tatsächlich werden kann. Und ich leide sehr darunter Ihnen nur in meinem begrenzten Rahmen helfen zu können. Bis zu jenem Tag an dem ich in Ihrer Mitte sterben werde.
Wäre ich nach rechts gegangen wäre mein Leben völlig anders verlaufen. Erfolg, Frauen und Aufregung. Ich wäre viel gereist und hätte die finanzielle Unabhängigkeit genossen. Meine Beziehungen wären kurz aber intensiv, zahlreich und ohne Verpflichtungen gewesen. Sorgen und Rechenschaft nur mir selbst gegenüber. Unbeschwert, ungebunden und völlig allein.
So gesehen, war meine Entscheidung...