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geschrieben 2019 von Noxlupus (Noxlupus).
Veröffentlicht: 03.04.2019. Rubrik: Nachdenkliches


Die Sage von Alphantis - Prolog

Die Sage von Alphantis - Prolog

In 8 Episoden – mit Prolog und Epilog.

Alphantis – Das Erstland im Unendlichkeits-Zeitalter.
Das Land, das keinen Widerstand leistete, als DIE kamen, um
ihre Sicht der Dinge, ihr Gedankengut, ihre Ideologien zu verbreiten.

(Ideologie: Das gebundene System einer Grundeinstellung, Weltanschauung und Wertung sowie politische Führungstheorien, die von den verschiedensten Gruppen auf unterschiedlichste Art erstellt worden sind und für sie die absolute Gültigkeit, sowie die einzig wahre Wahrheit darstellt.)

Prolog
Die Todesschreie mischten sich unter das ratternde Gebrüll der Schnelltötungsgeräte. Die Soldaten schossen kreuz und quer in die Menschenmenge. Kinder, Frauen und Männer stürzten blutüberströmt zu Boden. Menschen flüchteten. Die Körper der Gefallenen wurden unter den Füßen der Davonstürmenden zerquetscht.

Nur wenige überlebten das Massaker, um deren Handgelenke sich letztendlich die Eisenschellen mit der Kette schlossen. Abgesehen von diesen konnte nur eine Handvoll Leute wirklich ihren Mördern entkommen. Die in Ketten gelegten wurden unter Peitschenschlägen in die Kerker getrieben, wo sie sich schutzlos den Folterungen ihrer Peiniger ausgeliefert vorfanden.

Dabei äfften die Henkersknechte auf höhnischer Weise die Schmerzensschreie der Leidenden nach, machten Faxen und schnitten Grimassen. Genussvoll drehten die Despoten die Daumenschrauben an, kurbelten an dem Rad, welches die Seile der Streckbank spannten und die Körper in die Länge zogen, bis kurz vor dem Zerreißen. Sie schwangen die Äxte und hackten mit einem Lächeln unzählige Gliedmaßen ab, setzten Brandmale auf die Haut, die sich unter zischenden Geräuschen und Qualm tief ins Fleisch fraßen.

Die Gruppe von Personen, die unbeteiligt dem Geschehen aus sicherer Entfernung folgte, konnten sich nicht mehr halten vor Lachen. Stießen den Nachbarn an und zeigten schenkelklopfend auf die Gequälten. Als das Schauspiel das finale Ende gefunden hatte – das Massakrieren der Gefolterten – hielt die Zuschauer nichts mehr auf ihren Sitzflächen. Sie sprangen auf und spendeten tosenden Applaus.

Als die Schauspieler den Bühnenplatz verlassen hatten und die ersten Zuschauer aus dem Theater gingen, blieben noch einige aus dem Publikum auf der Tribüne zurück und unterhielten sich angeregt über das Spektakel. Schüttelten belustigt und verblüfft zu gleich die Köpfe. »Nein, nein, was diese Theaterleute nur für eine Fantasie haben«, staunte eine Frau, »und die ganzen Ideen für diese Teile, womit sie die Menschen erschossen haben, wie nannten sie diese doch gleich?«, fragte ein Mann und schaute nachdenklich in den blauen Himmel. Die Antwort kannte der zwölfjährige Elias: »Schnelltötungsgerät!«
»Richtig … «, bestätigte der Mann und die Frau beteiligte sich erneut an dem Dialog: »überhaupt auf die Idee zu kommen, einen anderen Menschen zu verletzen oder gar zu töten, das ist doch völlig absurd, da kann man doch nur drüber lachen.«
»Ganz recht, das macht überhaupt keinen Sinn … Sah aber dennoch sehr realistisch aus«, erwiderte ein anderer Mann … Silias, der Vater von Elias.
»Aber ist doch immer witzig«, fügte die achtjährige Ariana, die Tochter Silias hinzu, »mir gefallen immer die Täuschungen, wenn man Leuten die Arme abhackt.«
»Das stimmt, das ist richtige Magie, denn schließlich stehen am Ende bei der Verbeugung alle unversehrt wieder auf der Bühne«, bestätigte ihre Mutter Felina.
»Ja, und das mit den Brenneisen, das zischt richtig und man meint das verbrannte Fleisch zu riechen«, fügte die Frau, die anfangs gesprochen hatte, hinzu.
»Das machen die hinter der Bühne, da haben die ein heißes Eisen, was in kaltes Wasser getaucht wird. Dadurch zischt es laut und der Qualm kommt auf Knopfdruck vorne aus dem Brenneisen heraus«, erklärte Silias und wendete sich an den Sohn Elias, »und du mein Junge, wie gefiel dir das Theaterstück?«
»Och, hab schon bessere gesehen. Wenn ich groß bin, werde ich auch solche Stücke schreiben.«
»Sicher mein Sohn, das wirst du«, bekräftigte der Vater den Sohn und strich ihm über den Kopf.
»So, dann wollen wir alle mal nach Hause gehen«, ordnete die Mutter an. Daraufhin verabschiedete sich die vierköpfige Familie von den anderen und sie versprachen, in zwei Wochen der neuen Theaterinszenierung beizuwohnen.

Die Bewohner von Alphantis liebten das Theater, egal in welcher Stadt auch immer, überall strömten täglich hunderte in die großen Freilichttheater, um sich diese Schauspiele von ausufernder Gewalt, die Absurdität des Lebens, die in der Fantasie der Autoren entstanden ist, anzusehen. Jener Wahnsinn, den es in der Realität von Alphantis nicht gab, noch nie gegeben hat. Es war für die Bewohner das reinste Theaterspektakel und undenkbar, dass solche Dinge in Wirklichkeit passieren könnten. Ihr Leben war das eine, die Bühne etwas ganz anderes. Auf ihr wird alles Undenkbare denkbar und das Unmögliche möglich.

www.noxlupus.de

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