Veröffentlicht: 21.07.2019. Rubrik: Menschliches
Gefangen
Er schaute mir tief in die Augen. „Wieso tust du dir das an?“ fragte er mich fassungslos. Sein Unverständnis überraschte mich nicht. Ich wusste es doch selber nicht. „Du hast so viel Potential. Aber du wirfst es weg. Für was? Für ein bisschen Stoff, der dir dein Leben zerstört!“ Ich hörte ihm nicht weiter zu. Mir war es egal, was er glaubte. Es war schließlich mein Leben und wenn ich mich dazu entschied, es wegzuwerfen, dann hatte ich alles Recht der Welt dazu. Es war vielleicht traurig oder sogar eine Verschwendung meines angeblichen Talents, aber es war das, was ich wollte, was ich brauchte. Die Sucht ist ein seltsames Phänomen. Sie schleicht sich von hinten heran, umarmt deinen Körper ganz sanft, bis sie dich fest im Griff hat und du nicht mehr aus ihren Schlingen rauskommst, ohne dich selber dabei zu verletzen. Es spielt keine Rolle, was man versucht, man kann nur verlieren. „Gehen wir rein?“, fragte er wissend, dass ich in meiner eigenen kleinen Welt festhänge und nichts was er sagen würde, etwas daran ändern könnte. „Klar“, antwortete ich nüchtern, „alles was du willst.“