Veröffentlicht: 03.07.2019. Rubrik: Nachdenkliches
Das Männchen aus Pappmasche
In einem gewöhnlichen Raum erlangte einst ein Männchen aus Pappmasche eine Seele. Neugierig wie ein Baby erfreute er sich an den kleinsten Details, die er sah; an den alltäglichen Ereignissen, die er erlebte. Stundenlang betrachtete er einen ganz gewöhnlichen Stift, der ihm wie ein Baum von riesigem Ausmaß vorkam, kletterte mühevoll hier und da und kaute an den seltsamsten Dingen.
Es kam also so wie es kommen sollte: er entschloss sich auf eine Reise über die ganze Welt zu begeben. Er wanderte durch alle Arten von Landschaften, lernte alles was es zu lernen gab und freundete sich mit aller Art von Person an, obwohl niemand mit ihm sprach. Dies war vollkommen normal für das Männchen, denn anders kannte er es nicht.
Dann, eines wundervollen Tages, fand er die Liebe seines Lebens. Das Männchen liebte sie von ganzem Herzen, so sehr, dass Worte nicht erforderlich waren, ja, sogar ein Hindernis darstellten. Dies versprach er sich stets, so fortwährend wie ihr Schweigen.
Nachdem er dann die Welt bereist hatte, es hatte gar nicht lange gedauert, eröffnete er eine kleine Schule und begann den Kindern von seiner Reise zu erzählen, denn er dachte, so naiv wie er war, er hätte alles in der Welt gesehen. So verliefen seine Tage und an den Abenden saß er dann mit seiner Ehefrau in seinem Häuschen und betrachtete mit tränenbenetzten Augen den schwarzen Himmel mit dem Mond aus Pappmasche.