Veröffentlicht: 17.06.2019. Rubrik: Menschliches
Der Maskenhändler
Einst war ein fahrender Händler, der reiste zu den Höfen der Adelsmänner & -frauen und verkaufte allerlei Masken. In einem riesigen, mannsgroßen Holzkasten trug er sie mit sich, so groß und schwer, er konnte sie nur mit Ach und Krach tragen. Goldene Glöckchen, die am Kasten hingen, klingelten bei jedem Schritt, sodass schon bald die ganze Stadt vom Maskenhändler wusste. Am Anfang kauften aber nur wenige bei ihm ein, denn sie fragten sich
„Wozu eine Maske, wenn ich doch ein Gesicht besitze?“
und obwohl jeder eine andere Sprache sprach, denn es war eine sonderbare Stadt, vertraten sie doch dieselbe Meinung.
Eines Tages trat der Maskenhändler vor den König und sagte
„Oh, mein König, wie schwer doch die Erwartungen eurer Untertanen wiegen müssen! Lasst mich euch als euer Diener diese Maske schenken, damit sie die Last mildern soll.“
So gab der Händler dem König seine schönste Maske und fortan trug sie der König jeden Tag. Bald schon kaufte jeder Adlige eine Maske, denn der König war so schön geworden. Selbst das Volk folgte seinem Beispiel, sodass es nicht lang war bis der Holzkasten leer wurde und der Händler die Stadt verließ.
Aber alle waren unglücklich geworden, da niemand den anderen durch die Maske hindurch verstehen konnte. Niemand bemerkte jedoch, dass es bereits von Anbeginn so war.