geschrieben 2019 von Leon Kahle (Leon Kahle).
Veröffentlicht: 08.04.2025. Rubrik: Fantastisches
Viride Lumine
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I. Ebene
Der Himmel ist in ein weiches und dunkles Grau gehüllt. Die Wolken ziehen langsam am Himmel vorüber und verschlingen dabei das immer wieder durchscheinende Blau des Himmels und das Licht der Sonne ertrinkt in den Massen der Wolken. Diese riesigen Wassermassen, die scheinbar schwerelos am Himmel schweben, überschatten den kleinen Flecken Schönheit der Erde, der Ort an dem die Verpestung der Natur durch die Industrialisierung noch nicht angekommen zu sein scheint. Die Wolken kämpfen um die Vorherrschaft und verschlingen sich, als wären sie Bestien auf einem Schlachtfeld. Die Wut und das Gemenge am Himmel vereinigt sich dabei zu purer Eleganz.
Inmitten der Schönheit wandelt Evald umher; Schritt für Schritt nähert er sich dem Gewächshaus.
Er macht einen Schritt, wobei die Steine unter seinen Füßen knirschen und zur Seite hin wegrollen. Seine Stiefel, noch voller Dreck, schimmern gräulich im Dunkel der Wolken. Sie werden zart vom Wind gestreichelt und geküsst, gleich weicher Baumwolle auf nackter Haut.
Die Hose flattert aufgrund ihrer Übergröße ein wenig umher. Die vielen Taschen ermöglichen es Werk- und Notizzeug verstauen zu können, was für einen Botaniker von größter Bedeutung ist. Kleidungsstücke wie dieses vereinen sich mit dem Grün der Natur und werden Eins, gleich Fische im klaren und eisigen Bachwasser.
Sein Mantel wiegt sachte mit der Brise, wie es eine Fahne täte, jedoch ruhiger und gelassener. Dieser teure Stoff hält die Wärme Evalds zurück, sodass sie nicht in das herbstliche Umfeld entweichen kann. Darunter reibt ein Cashmere-Oberteil auf seiner Haut bei jeder noch so kleinen Bewegung; auch er lässt den jungen Evald nicht frieren noch bei etwas Kälte im Stich. Sein gesamtes Erscheinungsbild ist das eines Naturforschers, der fürwahr das Gewühl und Treiben Mutter Naturs liebt.
Die Haare gleiten im Winde auf und ab, sie beugen sich dem Willen der Luft widerstandslos. Wie eine Welle im Sturm wiegen sie sich nach dem Takt des Dirigenten. Der Bart jedoch trotzt dem ganzen; er bleibt steif und regungslos still. Die Augen glühen nachtgrün in seinem Schädel; die Verbindung zum Pflanzenreich ist unübersehbar.
In den Baumkronen rauscht es dem Meere gleich; Blätter werden gelöst und sinken langsam zu Boden, wie bei der Geburt eines Menschenkindes, so fallen die Kinder der Eichen und Birken herunter.
Ein weiterer Schritt ertönt. Auch jetzt knirscht es wieder und Steinchen werden aneinandergepresst; einige zerbersten sogar unter dem Druck, der auf sie ausgeübt wird.
Einiges Gezwitscher dringt an Evalds Ohr, ebenso das Geflüster von Tieren hoch oben im höchsten Wipfel der Bäume des Gartens, in dem Evald wandelt. Ein Rotkehlchen trillert selig vor sich hin, in der Ferne knallt ein Specht seinen Kopf in das Holz eines Baumes. Eichhörnchen hüpfen von einem Baum zum anderen und ernten dabei Nüsse und vielfältig Anderes.
Der nächste Schritt schleift knapp über dem Boden hinweg und setzt bloß ein paar Steine in Bewegung, die bis zum Wegesrand rollen, um abrupt vom Gras gestoppt zu werden. Das dunkle Haar streckt sich mithilfe einer etwas kräftigeren Böe zum Himmel, als wollte es die dunkle Wolkenmasse umarmen.
Am Boden ist das Wechselspiel von Licht und Schatten zu beobachten, wie sich beides jagt und fängt, um dadurch neu geboren zu werden. Die Sonne gewinnt kurz gegen die Wolken, wobei alles in Gold getaucht wird – die Sonne verliert gegen die Wolken, und alles verfärbt sich wieder zu grau. Das ewige Katz-und-Maus-Spiel von Licht und Dunkelheit -- von Leben und Tod.
Ein schlendernder Schritt folgt nach dem vorigen. Dieser fällt kurz und klein aus, der zu einem kurzen Innehalten von Evald führt. Sein Kopf dreht sich leicht nach links; der Blick auf das Kräuterbeet wird frei. Der intensive ätherische Duft, das würzige Aroma der Kräuter; beides weckt Erinnerungen an die Bergwiesen, die nach saftigem Heu und Freiheit riechen. Spätblühende Pflanzen verstreuen noch immer ihren leichten und saftigen Geruch. Das Erdreich ist mit Laub bedeckt; eingewickelt in die Decke der Wärme für den bevorstehenden eiskalten Winter.
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Ein erneuter und finaler Schritt lässt Evald nun bei dem Gewächshaus ankommen. Die Türe ist das Tor zum inneren Heiligtum; gleichzeitig wird ihn diese Türe von dem Juwel der Außenwelt abschneiden. Er schnauft tief ein und zögert kurz.
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Schließlich greift er nach dem Türknauf, so als habe er sich von dem Äußeren verabschiedet. Das Schloss knackt leise auf und in schleifendem Ton öffnet sich das Paradis vor seinen Augen.
Die grüne Pracht erschlägt ihn förmlich, wie ein Hammer auf einen Nagel einschlägt. Alle Arten und Sorten von Pflanzen, Blumen, Sträuchern und Kräutern haben auf ihn gewartet – ihren Vater.
„Endlich wieder daheim.“
Flüsternd und geheim redet er sich zu.
„Ach! hab ich euch vermisst! Ihr süßen kleinen Grünlinge. Geht´s euch gut? Gleich geht´s euch wieder gut. Ihr bekommt ein bisschen Wasser… dann könnt ihr euch wieder anstrengen und wachsen.“
Er hebt die Gießkanne auf, die bereits gefüllt ist und beginnt zu gießen. Das Wasser strömt aus der Kanne und plätschert auf die weichen Blätter der Pflanzen; schlängelt sich am Stiel entlang; trifft auf der luftigen Erde auf; gelangt ins Erdreich und an die Wurzeln der Pflanze; dringt in das Innere der Tulpe ein.
Die nächste Pflanze, die er erblickt, ist die „Morphis Toxicum“ – sein Projekt und Forschungsergebnis. Sie ist etwas ganz Besonderes.
II. Ebene
Heute war ein neuer Tag und nichts könne mir diesen vermiesen. Mich kriegt hier nichts mehr so schnell klein. Ich sitze hier schon seit fast drei Jahren fest, und meine Nachricht ist noch nicht auf der Erde angekommen, dass die mich endlich abholen würden.
Aber eigentlich ist es gar nicht so schlimm, wie mir vor der Abreise alle klarmachen wollten. Die Mission war klar und einfach: Reise von Planet A zu Planet B und versuche ihn bewohnbar zu machen. Mithilfe eines Generationenraumschiffes konnten wir auf B ankommen. Ich hatte das Glück genau rechtzeitig geboren worden zu sein, dass ich direkt bei der ersten Mission dabei war. Ich als Botaniker hatte es noch auf dem Raumschiff geschafft ein Kraut zu züchten, das sich unglaublich schnell vermehrt. Es kann unter guten Bedingungen bis zu 300 Quadratmeter an einem Tag abdecken. Das ist wirklich schnell. Mithilfe dieser Errungenschaft konnten wir den Planeten bewohnbar machen.
Doch leider sind alle anderen umgekommen, während eines wirklich üblen Streits. Nur noch ich bin übrig. Und seitdem warte ich und warte ich, um danach noch zu warten. Die Nachricht müsste eigentlich bald ankommen. Hoffentlich!
Aber eigentlich ist es wunderschön hier. Ich konnte die Welt so gestalten, wie ich es gernhätte, was mir jegliche Freiheit ließ. Endresultat: Mein Paradis.
Heute jedoch ist es an der Zeit mal einen Ausflug zu machen, um zu sehen, ob sich etwas verändert hat, ob es vielleicht neue veränderte Arten gibt, die ich erforschen könnte.
Auf dem Weg zu den Bergen, wo ich mir am meisten Erfolg verspreche komme ich an Relikten aus alter Zeit vorbei.
Es handelt sich dabei um einen riesigen Betonplatz, glatt wie eine Glatze und weit wie ein riesiges Feld. Nach einigem Gehen komme ich im Zentrum des Platzes an.
Vor mir, in der Ferne, ragt ein riesiger Plattenbau am Horizont empor. Er war grau und vermoost. Dort wohnte schon seit Jahren keiner mehr. Und durch die schnelle Vegetationsverbreitung war er schon verwachsen und voller pflanzlicher Überreste. Eine Alte Nummerierung verriet mir, dass es früher mehrere gegeben haben muss. Dieser hier trug die Nummer „D376“.
In meinem Rücken lag ein enormes Hochhaus; völlig aus Glas erbaut. Es muss sich zweifelsohne um ein ehemaliges Bürogebäude handeln, welches aber nicht überwachsen oder verwuchert war. Nein, es war intakt; jedoch ohne einer Menschenseele darin. Da konnte ich etwas mit meinem Fernglas erblicken. Alles wurde zurückgelassen. Die Jacken hingen noch am Stuhl, die Monitore standen noch auf dem Tisch, ebenso die Kaffeetassen waren noch dort; die Monitore noch angeschaltet und aus den Tassen rauchte es noch. Was war geschehen?
Auf jeden Fall waren das die beiden Gebäude, die noch von der Vergangenheit zeugten. Und der Betonplatz war umschlossen von einem mächtigen Wald, der dunkelgrün im Wind schaukelte. Die Gebäude waren weit voneinander entfernt, doch durch den Wald vereint.
Nachdem ich all das sah, fand ich auch schon eine neue Pflanzenart – ich war sehr erstaunt so schnell fündig geworden zu sein. Es war eine sehr giftige Pflanze, die mich töte, sobald ich sie berührte. Also machte ich ein paar Feldskizzen und vermerkte in meinem Notizbuch ein paar Merkmale und Eigenschaften dieser Pflanze.
Der Rückweg war ungewöhnlich normal.
Wieder angekommen entschloss ich mich, mir einen Tee zu machen (natürlich einen Kräutertee aus eigenem Anbau). Ich kochte ihn auf; goss ihn in meine Tasse.
Und eine komische Eigenschaft besitzen diese Kräuter, denn jedes Mal, wenn ich davon trank und die Tasse wieder auf den Tisch stellte, gab es ein Erdbeben. Deshalb taufte ich die Kräuter, die solche Folgen verursachten, „Bombuscae-Kräuter“. Ich wunderte mich mittlerweile nicht mehr der Beben wegen. Es gehörte zu meinem Alltag.
Nach einigen Stunden bekam ich Hunger und ging zum Kühlschrank. Mir fiel eine Packung Wurst besonders auf, weshalb ich sie herausnahm und das Ablaufdatum überprüfte.
Ausgezeichnet! Sie hält noch bis November. Im Jahre Zweitausend-vierzig. Das muss wohl an der Zeitverschiebung liegen.
Ein etwas komisches Datum, aber daran kann man sich auch gewöhnen. Das geht mit allem nach einer gewissen Zeit. Ich aß und trank gemütlich, bis die Sonne langsam hinter dem Horizont ihr Nickerchen abhielt.
Das Sofa kam mir gelegen, um mich ein wenig zu entspannen. Ich holte mein Smartphone hervor und wollte meine Nachrichten überprüfen, was nicht funktionierte. Alles hier ist genauso wie zu Hause, bis auf einige Merkwürdige Dinge und das Fehlen des Internets und Mobilfunks.
Irgendwie ist das alles hier, die Lage, in der ich mich befinde, der Planet, die Dinge, die passieren, all dies ist sehr merkwürdig. Ich frage mich, ob Ich überhaupt Ich bin, oder was Ich genau ist. Ich, das wahre Ich lebt in meinem Körper, es benutzt meine Muskulatur, es nutzt meine Augen, mein Gehirn, um zu sehen und zu denken, u.v.m. Was bin ICH!
III. Ebene
Der Regen prasselt unerbittlich auf seinen Kopf. Die Exkursion der Universität ist ausgezeichnet. Man kann viel über Pflanzen lernen, aber auch viel Spaß haben, indem man einfach die Natur bestaunt und sich daran erfreut. Wenn da nicht der Regen wäre, der alles vermiest. Die Laune von mir und meinen Kommilitonen ist im Keller. Wir sind alle durchnässt bis auf die Unterhose; ich denke, dass auch die Unterwäsche der anderen nass ist, nicht nur meine eigene.
Nach all den Strapazen, denen wir bereits ausgesetzt waren, haben mich völlig erledigt. Ich kann nicht mehr.
Er quälte sich den finalen Berg hinauf. Der nun folgende soll das letzte steile Stück sein. Danach geht es nur noch bergab. Hoffentlich! Der Berg war wunderschön. Die Aussicht, die er bot, war phänomenal. Nicht nur das! Dort oben auf dem Gipfel wuchsen auch sehr seltene Kräuter, die die Studenten sofort sammelten, um sie in ihre eigenen Sammlungen hinzuzufügen.
Auch ich habe eine sehr schöne Enzian-Gruppe gefunden. Wunderschön in Farbe und Form. Genau aus diesen Gründen wollte ich Botaniker werden. Es ist immer wieder erfrischend, wenn ich die Möglichkeit bekomme, die Natur zu bestaunen.
Nach einer kurzen Pause am Gipfel, da ging unsere Wanderschaft schon wieder weiter. Jetzt aber bergab.
Er stand auf, wie alle anderen auch und sattelte sich selbst mit seinem riesigen Rucksack, den er aber benötigte. Der Abstieg würde lange dauern, weshalb er sich überlegte, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Während sie dem Straßenverlauf folgten, den sie fanden, las er in seinem neulich ergatterten Buch und ich liebte es. Es erzählte einem so vieles über Pflanzen und die Botanik als Fach. Die vielen Zeichnungen ließen das Fach lebendig erscheinen und aufblühen.
Doch das Lesen wickelte mir einen Strick um den Hals, den ich nicht mehr losbekommen sollte. Die Menschenmenge stand mir gegenüber und brüllte mich an, dass ich hängen solle.
Er stand auf einem Marktplatz inmitten Roms, wo sie mich hängen wollten, weil ich die Pflanzenwelt verstehe. Sie verstanden mich nicht als Naturforscher, sondern als Hexer. Der Henker näherte sich ihm langsamen Schrittes.
Nichts könnte den Fall noch stoppen. Die Gravitation würde immer gewinnen. Nichts vermochte es sie zu bezwingen. Genau aus diesem Grund stürzte ich zu Boden, da ich ein Stück Holz übersah, was auf der Straße lag. Das Lesen verhinderte es, dass ich das Stück rechtzeitig sehen konnte.
Der Junge rutschte aus und fiel vorwärts dem steilen Straßenhang entgegen. Sein Oberkörper knallte auf dem Asphalt auf, das Buch ließ er jedoch nicht los.
Der vermeintliche Hexer fiel gen Boden; der Strick zog sich mit jedem Zentimeter, den er fiel, weiter zu. Die Kehle wurde unter Druck gesetzt und das Blut schoss ihm in den Kopf, dass meine Augen anfingen anzuschwellen.
Ich spürte keine Schmerzen, denn ich dachte an die schönen Momente in meinem Leben, in denen ich vereint mit der Natur lebte. Die Momente, in denen er glücklich und zufrieden war, waren die, in denen er die Natur genoss.
Sollen sie mich als Hexer hängen. Ich bin und bleibe für immer ein Liebhaber der Natur, des Waldes.
Oh, Mutter Natur! Nimm mich in deine weichen Arme, als treuer Diener von dir! Lass mich in dein Reich eintreten.
Da der Boden nass war, bremste ich nicht, weshalb er immer weiter beschleunigte. Er knallte mit voller Wucht bei der nächsten Kurve in das Gebüsch, was voller Dreck, Schlamm und Brennnesseln war.
Ich spürte, wie mein Kopf in den Schlamm platschte, wie mein Gesicht von Brennnesseln verbrannt wurde. Meine Schuhe füllten sich mit Schlamm, bis sie vollgelaufen waren.
Alle freuten sich mit mir und fingen an zu lachen. Wir gingen weiter, so, als wäre nichts passiert. Ich ging völlig verschmiert weiter; mit schlammgefüllten Schuhen.
Während wir weitergingen, fing sich eine Schlammkugel in meinem Schuh zu bilden an, da sich der Schlamm offensichtlich meiner Fußsohle anpasste. Nach einiger Zeit nahm ich diese fertige, perfekte Schlamm-Sphäre aus meinem Schuh und bestaunte sie.
In diesem Moment erblickte ich eine Kreuzung, an der ein Student auf uns wartete. Wir gingen zu ihm hin und er gratulierte mir, dass ich die Hälfte des Weges geschafft habe. Dies sagte er mir aber so fröhlich, dass ich nicht mehr genau wusste, was gerade geschah. Er war mir ein Rätsel, und wird es auch immer bleiben.
Immer wieder kamen wir an besonderen religiösen Orten vorbei, die mich erschauern ließen. Diese ganze Wanderung kommt mir so bekannt vor; so als hätte ich sie schon einmal erlebt, so als wäre ich nicht ich. Das Erlebnis ist viel intensiver als ein Déjà-vu, denn ich fühle mich wie eine andere Person.
Die Kirchenglocke läutet, die karmesinroten Kardinäle treten in scheinheiligem Licht empor. Die Glocken schallen und lassen den Weihrauch erzittern.
Der satte Grünton der Nadelbäume, der harzige Duft, die Explosion an Gefühlen.
Eisige, würzige Erde strahlt in sattem Braun dem Mond entgegen. Die Feuchtigkeit lässt den Geruch ins modrige und eisige abgleiten.
Eiseskälte auf Eisschollen; eisiger Wind und Wasser unter null Grad Celsius. Der Türkiston ist unvergleichlich.
Meine Liebe hat mich verlassen und ich würde am liebsten sterben wollen. Der Verlust von meiner Herzensliebe soll meine Totenglocke sein.
Saphire scheinen tiefblau in der ewigen Nacht unter der Erde und in einer so riesigen Menge, dass kein Reichtum der Welt diesen zu übertrumpfen vermag.
Ich stehe vor einem Steilen Weg, der nicht begehbar zu sein scheint. Aber ich gehe ihn trotzdem, damit ich oben ankomme. Meine Beine schmerzen; ich möchte sterben vor Schmerz; mein Verstand ist scharf wie eine Katana-Klinge; das Geld fließt auf mein Konto und davon weg; Freunde kommen und gehen; die Sonne kommt und geht; alles ist eins und alles ist nichts ohne das andere.
IV. Ebene
Was ich einmal werden sollte war mir unbekannt ich hatte überhaupt keine Ahnung es gibt viel zu viele Möglichkeiten alle vorher ausprobieren das hätte ich gerne getan funktioniert aber nicht so einfach meine Wünsche sind vielfältiger als das Spektrum des Lichts mich interessiert einfach alles und das ist das Problem von Zahnarzt genau so wie mein Zahnarzt der ist so entspannt und freundlich ich hab ihn gern das brillante Weiß seiner Kleidung einfach wunderbar es strahlt den wertvollsten Perlen gleich das wollte ich auch aber keine Universität würde mich nehmen weil keine Ahnung die sind Idioten ich mag die nicht eine Ausbildung scheint gut und fundamental könnte Geld verdienen ist aber irgendwie nicht so fordernd und spannend glaub mir ich hab alle Berufe durch die man lernen könnte ohne Spaß ich bin aber ganz zufrieden wie ich zu meinem Beruf gekommen bin ein Praktikum hat mich über Wasser gehalten der viele Kaffee und die entspannte Arbeitsmoral einige haben aber auch Tee getrunken immer wenn wir in der Lounge gesessen sind hatten wir einen Mörderspaß die eine war echt hübsch und attraktiv aber zu alt für mich wohnt schon mit jemand anderem zusammen dabei ist die Wohnungslage echt katastrophal und nichts stoppt das der Traum wäre es auch da hinzuziehen ist aber blöd und teuer na gut ich wollte aber auch viele andere Sachen machen die Müllbranche ist auch interessant stinkt dreckig schmuddelig nichts für mich Bauarbeiter hart schwer zu anstrengend nicht begabt keine Kraft Kollegen sind Kacke viele Tests konnten mir nicht bei Entscheidung helfen also wurde ich untergestellt bis ich weiß was ich will absoluter Mist Gärtner ist mir eingefallen das wäre was ist aber nicht fordernd genug die Richtung scheint vielversprechend aufregend Kribbeln im Bauch nichts kann mich aufhalten Ziele werden verfolgt aber irgendwie Faulheit blöd Träume verfolgen jaja das sollte man tun ich würde gerne geht schwierig eine Person steht dazwischen macht mich fertig emotional erledigt habe grüne Augen sorgt bei mir für Balance die Person machts nicht leicht wie ein Bremsklotz aber das stört mich nicht ich mache was ich will das ist was natürliches ich mag Natur und will da arbeiten außerdem hat die Person irgendwie komische Beziehung zu Verwandter etwas verstörend ekelig abstoßend unnatürlich viel Streit und das ist wie Gewitter dunkle düstere Wolken die gleich Verderben über einen ziehen die Blitze die rohe Gewalt darstellen unaufhaltsam die Gewalt tut denen ganz weit oben am meisten weh zum Glück die Lichter erhellen scharfkantig die Umrisse der Wolken noch bedrohlicher Nacht Schauer Aggression Härte ich werde mich nicht daran halten was andere wollen mir egal wenn Blitze Feuer verursachen ist das in der Natur schön Holz glüht funkensprühend gleisend rauchig rubinartig schmelzende Rubine Pyramiden ägyptisch Pharao mumifizierend Feuer ist so schön nichts eleganteres auf Erden als das geisterhaft schleierhaft wie Tücher die im Wind tanzen masselos durchsichtig zerstörerisch gewaltsam tödlich schmerzlich lieblich wärmespendend kuschelig und vertraulich heimlich mystisch nichts kann das übertreffen Schönheit ist subjektiv aber Schönheit der Natur ist unantastbar ich hab Verbindung zum Reich der Pflanzen sie verstehen mich ich sie wir sind wie Seelenverwandte Zusammengehörigkeit Zuneigung Fürsorge innige Leidenschaft unaufhaltsam Botaniker ist das Richtige Natur und Freiheit fordernd Lebenswidmung der Natur gegenüber unzertrennbar Ich und Natur wie Naturgeister Erlkönig grausam düster unheimlich mörderisch eins mit dem Wald Herrscher der Wälder Leprechaun grün orange Klee Gold Regenbogen fürsorglich liebevoll wenn nötig Rätselliebhaber verbunden mit dem Grün der Erde Regenbogen am Himmel erfreut jeden selten elegant zerbrechlich aber auch stabil und konstant wenn Zerstörung und Wut mit Ruhe und Wärme zusammentreffen unerreichbar aber trotzdem zum greifen nah Belohnung für Unwetter überstanden im Haus botanisches Gewächshaus Regengeprassel Grölen des Himmels zusammen mit der Flora auch Nachtgefunkel schimmernde Lichter auftreffend auf Blättern und Blüten und Früchten Architektur vereint Schönheit und Nutzen Palladio Säulen und Prunk was bin ich wer will ich sein Spiritualität Körper Geist Eins Philosophie Platon Philosophen Kardinaltugenden Kardinäle die Kirche scheinheilig nicht Treu zu ihrem Wort schwul Vergewaltigung Tagesordnung Würdenträger abscheulich aber Kleidung wunderschön schwer karmesinrot schwer Verfassungsrichter rotes prunkvolles Gewand lange Ärmel machtvoll besorgt um das Volk Justiz oftmals Ungerecht aber meist zum Schutz da Geborgenheit und Sicherheit Anwälte edle Anzüge schöne Schreibweise in Wort Sprechweise sehr versiert gestochen deutsche Sprache ist wunderschön gleich der Blumenfarben Pracht vielfältig weich hart klangvoll Künstler schaffen etwas herrliches göttliches Dichter Maler Bildhauer viele mehr alle schaffen Tolles Naturverbundenheit schätze ich sehr Botaniker ist klar der Traum den zu erfüllen ich versuche ist es Botaniker zu werden meine Berufswahl ist also Zwangsausbildung Studium Botaniker das Ziel keine widerliche Person stellt sich in den Weg Wer bin ich Was bin ich Träume die Fantasie im Geiste alles in Farben zu sehen die Edelsteine hinter der Erscheinung zu finden auszugraben ist befriedigend nichts dergleichen auf der Welt Träume lassen uns schlafen wecken uns auf inspirieren großer Teil von unserem Uns Träume bringen Innovation Ideen Literatur Kunst kurzgesagt jaja Träume sind ein wesentlicher Bestandteil von Uns von Mir von Ich… … … … …
V. Ebene
Er wacht auf und versucht sich zu orientieren. Sein Umfeld ist noch unscharf, denn der Aufprall auf den harten Boden muss ihm nicht gerade gutgetan haben. Er fasst sich mit verzogener Miene an den Kopf und tastete nach Verletzungen. Er findet glücklicherweise keine, was ihn veranlasste aufzustehen.
Ich gehe auf die Knie und Schwindel erfasst mich und meinen Gleichgewichtssinn. Das Karussell in meinem Kopf fährt Zug und dreht sich noch dazu. Ich gönnte mir eine kurze Verschnaufpause, die ich wirklich benötigte. Was war geschehen?
Er konnte jetzt langsam aufstehen. Hievend und muskelzehrend erhob er sich vom Boden. Er schüttelte den Staub seiner Kleidung ab. Wie lange lag er hier herum? Ein Blick durch die Fenster verriet ihm, dass es dunkel war. Die Nacht war hereingebrochen. Der Mond erhellte schwach das Gewächshaus und erzeugte eine unglaublich magische Atmosphäre. Das Grün der Pflanzen wurde in ein leicht bläuliches Licht verwandelt und der Erdboden in absolute Schwärze.
Ich kam langsam zu Sinnen und das kam mir ein Geistesblitz. Ich glaube ich weiß warum mir diese Träume widerfuhren.
Er grübelte darüber nach. Kurz vor der Antwort angelangt, da geschah etwas, dass ihm keiner glauben würde. Niemals! Der Mond stand direkt über dem Gewächshaus und schien in das runde Gebäude hinein. Schlagartig begannen sich die Morphis-Toxicum-Pflanzen zu verändern. Die bisher blütenlos gebliebenen Pflanzen fingen an blau leuchtende Blüten zu gebären.
Die Blüten erstrahlten förmlich vor Evald; das Licht der Blüten war atemberaubend schön. Damit war aber noch nicht Schluss. Jetzt begannen sie glühende Sporen in die Luft abzugeben, die das Häuschen in ein aschblaues Licht hüllten. Das kleine Innere des Hauses schien nun schier unendlich zu sein. Die Grenzen zur Realität verschmolzen; Realität und Fantasie wurden vereint. Dieses Gleichgewicht konnte keiner wegnehmen. Man konnte es in der Luft riechen; auf der Haut spüren; im Mund schmecken.
Eine Blüte nach der anderen öffnete sich vor meinen Augen. Ich fasse es nicht, welch Schauspiel vor mir geschieht. Gelähmt und gefesselt steh ich da; inmitten des Hauses; starrend auf Blüten, die feurig glühende Sporen in den Himmel schickten. Kann das Realität sein?
Ich zwicke und schlage mich leicht, um einen eventuellen Traum auszuschließen. Das war real. Es geschah hier direkt vor meinen Augen.
Die Sporen umgaben ihn und wickelten ihn ein, als sei er eine Raupe, die sich in einen seidenweichen Kokon hüllt. Umspielt wird er mit einem lieblichen Duft, der niemals enden sollte. Jedes noch verfügbare Glückshormon wurde ausgeschüttet.
Das Wechselspiel der Farben war wie ein Spiel. Grün jagt Blau; Schwarz jagt Blau; die eine Farbe gewinnt die Überhand; eine andere verliert sie.
Der Mond wandelte am Himmel weiter und somit aus dem Zentrum des Gewächshäuschens. Die Blüten strahlten schwächer, die Sporen umwandelten mich weniger. Das Schauspiel klang ab und ließ Evald wieder zu Boden fallen. Diesmal jedoch betäubt durch das Glück und die Freude, dass die Traumwelt in die Realität übersprang. Beides ist eng miteinander verzahnt.
VI. Ebene
Regungslos lag Evald am Boden und stöhnte leicht, bei der kleinsten Bewegung.
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Er versucht es erneut und kann immer noch kein Wort sprechen. Er hebt den einen Arm etwas an, damit er sich hochstemmen kann. Zäh und mühsam gelingt es ihm sich in eine kniende Position zu bringen, die er kurz hielt, um dann mit dem linken Bein zuerst aufzustehen.
Der erste Fuß setzte auf und hinterließ einen leisen Ton, der durch den erdigen Boden verursacht wurde. Der Stiefel drückte sich in den weichen nachgiebigen Boden hinein.
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Der Nächste folgte nun und sorgte für die gleichen Ergebnisse. Jetzt in der Hocke sitzend konnte er sich mit einem kräftigen Schub von unten in die stehende Position befördern. Dort harrte er kurz aus.
Er rieb sich den Kopf, der vom Auftreffen am Boden sicherlich eine Beule erhalten wird.
„Was – Was ist denn überhaupt – passiert?“
Er blickt ruhig zu seiner linken und rechten. Dann erblickt er den Grund. Es muss seine Pflanze gewesen sein, die er selbst gezüchtet hat. Sie ist die giftigste Pflanze, die die Welt je gesehen hat. Sie muss wohl etwas abgesondert haben, das ihn ohnmächtig werden ließ.
Die Pflanzen wiegen sich sanft hin und her; der Wind, der durch die Türe kommt, setzt sie in Schwingung. Kleine Tropfen fallen in kleinen Kügelchen von Blättern; das Sonnenlicht sich selbst darin spiegelnd. Welch wunderschöner Anblick es doch ist.
Er steht wie angewurzelt fest und versucht sich einen Reim darauf zu machen, was die Träume zu bedeuten haben.
Ich frage mich, was das Geschehene zu bedeuten hat, denn um Erdachtes zu sein war es zu komplex. Die Träume, die ich hatte, hatten alle etwas gemeinsam.
Das hat etwas zu besagen. Nichts davon kann nur zufällig geschehen sein. Da kommt mir etwas in den Sinn.
Ich bin auf der Suche nach mir selbst gewesen. Mein ganzes Leben lang. Was bin Ich und aus was bestehe Ich? Bin ich eine Seele? Etwas unsichtbares? Energie? Was bin ich denn?! Bin ich nur ein Botaniker?
Meine Suche wird niemals ein Ende haben ich werde auf einer lebenslangen Reise sein eines ist sicher was ich bin ist die Frage die zu klären ist unvorhersehbar ist die Zukunft nichts ist kalkulierbar was Leben und Berufung angeht Leidenschaft Brennen Schmerzen und Leid Misserfolg Scheitern stufenweiser Erfolg in Vergessenheit gerät die Traumwelt schlechte Erinnerung daran trotzdem ein Teil von uns vom Ich es darf nicht untergehen Titanic sondern muss gerettet und emporgehoben werden Jesus der Diamant Traum soll ein jeder suchen danach graben und behüten.
Ihm wird klar was er ist. Der Träume Essenz, die ihm das Gift gab, ist das, was ihm die Augen geöffnet hat. Er erkennt nun, was sein Herz darstellt.
Die Weimarer Klassik stellte Lust und Vernunft ins Zentrum, die zwei Seelen, die in seiner Brust schlagen sind die Realität, das Natürliche, aber auch die Träume, bei Nacht und was die Zukunft anbelangt. Beides addiert ist Ich. Eine einfache Rechnung, die er und jeder Mensch berechnen kann.
Er nähert sich der Pflanze, die er fälschlicherweise Morphis Toxicum taufte, denn eigentlich sollte sie anders heißen. Nämlich „Viride Lumine“. Übersetzt: „Grünes Licht“. Diese Erkenntnis änderte seine Weltanschauung -- es waren aber auch seine letzten Worte.
Geschrieben am 19.Oktober 2019
Von Leon Kahle

