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1xhab ich gern gelesen
geschrieben von ORF.
Veröffentlicht: 15.02.2025. Rubrik: Satirisches


Ährenamt

Der einzige dessen Job auch nur im Entferntesten dem entsprach, war Jens, unser Bäcker. Aus Ahrenkörnern wurde und wird unter Anwendung brutalster Gewalt ein sogenanntes Mehl gewonnen. Man prügelt (drischt) es sozusagen heraus und J. hat dazumal viele Sachen daraus, wie Kuchen, Brot oder Brötchen gebacken.
Die letzteren Dinge haben zumindest dem Schreiber sehr gut geschmeckt und man sieht es ihm noch heute an.
Der Begriff dazumal wurde verwendet, weil J. vor Jahren starb, also die Teigrolle an den Nagel hängte, sozusagen.
Klar fehlen mir die, jeden Tag frischen Brötchen aber im Laufe der Jahre gewöhnt man sich selbst an Toastbrot
Er hinterließ eine Backstube, einen PKW und eine gut aussehende Bäckersfrau, aber offensichtlich findet sich kein gelernter Bäcker der in seine Fußstapfen tritt. So oder so.
Nicht zu verwechseln mit dem Ehrenamt. Da ich seit langem verheiratet bin und nie den Beruf eines Backfacharbeiters erlernte, geschweige denn einen Meister auf diesem Gebiet nachweisen, bleibt es bei mir beim kostenfreien Dienst an der Menschheit.
Zudem kann meine Gattin bestimmte Karatekniffs und so lass ich das lieber mit dem Brotbacken etc.
Ich kann hier nur für mich schreiben. Mir macht es Spaß, das Ehrenamt, vertreibt eventuelle Anfälle von Langeweile. Man kommt mit viel Menschen ins Gespräch und auch im Alter lernt man immer wieder Neues dazu,.
Mein Engagement ist in einem Secondhandshop von Oxfam in der hiesigen Landeshauptstadt (rund 20km entfernt). Da gibt es alles Mögliche. Textilien, Geschirr, Schuhe, Schmuck, Bücher usw., fast alles für`n Appel und ein Ei!. Ich bin in meiner Schicht (einmal in der Woche, der Büchermann also verantwortlich für Auspreisung, Einordnen und auch Verkauf Literatur jeglicher Art, mit Hauptrichtung Antiquarische Literatur. In alten Büchern findet sich oft Seltsames. Kurioses auch total Abartiges, was manche Vorbesitzer (die zum größten Teil schon lange tot sind) als Lesezeichen einlegten und halt vergaßen wieder rauszunehmen. Einmal stieß ich auf ein handkoloriertes Foto von einem gewissen Herrn Hitler welches übersät war mit lauter roten Kussmündchen. War sicher dazumal total verschossen in ihren "Abgott", die Dame (?).
Oder aber in einem Buch, ich glaube von 1910 lag eine Liste mit mehreren Punkten wie man sich in der Öffentlichkeit verhält wenn man Akne hat. Da steht unter anderem, dass man vorm Betreten einer Straße Blicke in die Umgebung werfen und sich nur dann rauswagen sollte, wenn man sicher ist nicht mit Hohn und Spott überzogen zu werden aufgrund seines Aussehens.
Meine Fresse, das Mädel (vermute ich zumindest) tut ja so als hätte sie Lepra oder Schlimmeres. Es finden sich immer wieder recht interessante Lesezeichen. Leider sind diese oftmals in Sütterlin beschrieben und da bekomme ich nicht mehr als die Hälfte mit. In meinem Alter noch Sütterlin zu lernen, dass ist wohl vermutlich nicht mehr mit Erfolg zu absolvieren.
Auf jeden Fall kann man da sehr gute Sachen kaufen für wesentlich weniger Geld als in anderen Geschäften. Der Reinerlös (wir nehmen nur Spenden) kommt dann Hilfsvorhaben oder bedürftigen Personengruppen zugute.
(O.R.F.)

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