Veröffentlicht: 04.01.2025. Rubrik: Aktionen
*'Bekenntnisklasse' /{Januar-Aktion}
Als wir geburtenstarken Jahrgänge damals, Ende der Sechzigerjahre, mit unseren Schultüten Richtung Schule pilgerten, waren wir so viele, dass die Grundschulen kaum wussten, wohin mit uns. Zweiundvierzig Abc-Schützen stauten sich in unserem Klassenzimmer, aber mir persönlich machte das nichts aus, neben meiner lieben Freundin Evi. In dieser Klassengemeinschaft fühlte ich mich ganz zu Hause, doch mein Glück währte nur zwei Jahre.
Denn als ich in die dritte Klasse kam, wurden die Eltern unseligerweise gleich zu Anfang des Schuljahres gebeten, das zahlenmäßige Ungleichgewicht zwischen den 'normalen Klassen' und den 'Bekenntnisklassen' auszubalancieren. In der Tat gab es solche Klassen bis in die Siebzigerjahre noch bei uns in Bayern. Obrigkeitshörig, wie meine Eltern waren, die den Albtraum ihrer Kindheit, den Drill im 'Dritten Reich', leider nie abzulegen vermocht hatten, das heißt, pflichtbewusst waren bis zum Gehtnichtmehr, wurde ich, mir nichts dir nichts, in die rein katholische Klasse zum Rektor Oberhofer gesteckt. Ohne Freundin, denn die Evi war evangelisch, ungeachtet dessen, dass ich mich in dem großen Kinderhaufen äußerst wohl, sehr heimisch gefühlt hatte. Also hatte ich mich neu einzuleben, was nicht so ganz leicht war, unter den Gören der ach so kirchenfrommen Familien.