Veröffentlicht: 24.12.2024. Rubrik: Unsortiert
Fabelhaftes
„Fabelhaftes“
Für Kinder im Lesealter, oder zum Vorlesen.
Luka und Max
In diesem Kinderbuch werden die spannenden Erlebnisse der Schildkröte Luka und des Hasen Max erzählt. Der kleine Hase muss sich vor dem wilden Hund Tom verstecken. Luka und Max beschließen, mit Hilfe der großen Meeresschildkröte Caretta, zur Felseninsel zu fliehen. Damit beginnt ihr größtes Abenteuer....
Heute ist es wieder fürchterlich heiß"; denkt sich Luka und schleppt sich zu einem schattigen Busch. Unter ihrem Hornpanzer ist sie ganz schön ins Schwitzen gekommen. Es wird höchste Zeit, dass sie zu den Bewässerungsgräben der Plantagen kommt - die viele hundert Meter entfernt sind. Wasser gibt es zwar ganz in ihrer Nähe, aber es ist eben nur das Meerwasser, das in Wellen an den Strand gespült wird. Luka beschließt noch etwas zu verweilen, bis die Sonne am Nachmittag an Kraft verliert. Von ihrem Platz im Busch kann sie beobachten, wie plötzlich ein brauner Hund den Strand längs läuft. Es ist ein verwildeter Hund. Er ist ihr bekannt, die anderen Tiere nennen ihn Tom. Er durchstreift die Gegend und ist stets auf Nahrungssuche. Er wurde wohl schon als junges Tier von den Menschen ausgesetzt, hat demnach natürlich auch kein Zuhause. Es gibt hier in dieser Region einige dieser herrenlosen Hunde. Nun ja, als Schildkröte ist man relativ sicher vor diesen "Allesfressern", aber Luka weiß auch, dass seit geraumer Zeit die Maus Nikos verschwunden ist. Luka hat von dem alten Pelikan Myko erfahren, dass Tom in den letzten Tagen auf Mäusejagd war.
Meist findet der Hund Nahrung auf der etwas entfernten Mülldeponie. Er mag wohl nicht immer Abfälle fressen, und so macht er jagt auf Kleintiere - wie eben Mäuse, oder Eidechsen, und sogar Hasen. Mittlerweile ist Tom verschwunden. Die Hitzestrahlen der Sonne werden langsam etwas milder. Luka macht sich auf den Weg zur Wasserstelle. Sie braucht heute für die Strecke eine ganze Stunde, es ist schon später Nachmittag. Endlich kann sie ihren Kopf in das kühle Wasser eintauchen und trinken. Plötzlich vernimmt sie ein Rascheln und zieht instinktiv Kopf und Beine ein. Recht schnell bemerkt sie, dass jedoch keine Gefahr droht, denn Luka erkennt ihren Freund, den kleinen Hasen Max. Der zierliche Hoppler wirkt sehr aufgeregt.
Er spricht hastig und so schnell, dass man ihn kaum verstehen kann. Luka muss ihn erst einmal beruhigen. Max erzählt ihr, dass Tom ihn gejagt habe und fast gefangen hätte. Der kleine Hase schaffte es gerade noch, unter eine alte Baumwurzel zu kriechen. "Früher brauchte ich nicht um mein Leben zu fürchten", meint Max. "Ich traue mich tagsüber bestimmt nicht mehr aus meinem Hasenbau, Luka, du musst mir helfen! Selbstverständlich versuche ich eine Lösung zu finden. Lass uns zuerst mal drüber schlafen. Wir sehen uns morgen früh unten am Strand beim großen Busch."
Luka und Max treffen morgens, fast zur gleichen Zeit, unterm Strandbusch ein. Der kleine Hase kauert sich flach in den Sand. Man merkt, dass er Angst hat. "Sieh nur!" Unten im Wasser bewegt sich etwas. Man könnte meinen, ein Fels treibt im Meer.
"Das ist Caretta, die alte Meeresschildkröte"! Schwerfällig schleppt sich das recht große Tier an den Strand. Max und Luka laufen auf sie zu. "Na, wen hast du denn mitgebracht?", ruft Caretta fragend. Luka erzählt der alten Dame von Tom, und dass Hase Max fast von ihm gefressen worden wäre. Caretta macht eine lange Pause, dann beginnt sie zu reden: "Nun - meine jungen Freunde, ihr habt drei Möglichkeiten, euer Problem mit dem gefräßigen Tom zu lösen. Die erste wäre, mit dem großen Hund zu reden - dies könnte für den kleinen Max vielleicht böse enden. Die zweite Variante: Ihr verjagt den Hund - auch dies scheint nicht einfach zu sein. Möglichkeit Nummer drei ist wohl am Sinnvollsten. Ich denke, Max muss sich erst mal in Sicherheit bringen!" Luka und Max rufen fast gleichzeitig: "Gut - und wie denkst du dir das?"
"Seht ihr dort im Meer die Insel?“ "Das ist die Felseninsel." Caretta nickt dreimal mit dem Kopf. Max fragt: "Wie sollen wir dahin kommen, das sind bestimmt 1000 Meter, also
1 Kilometer." Wieder bewegt sie zustimmend den Kopf und entgegnet: "Ich werde euch rüberbringen! Sicherheitshalber bringe ich euch einzeln zur Insel, ihr müsst euch nur auf meinem Rückenpanzer festhalten." Luka und Max blicken sich besorgt an. Luka erklärt sich bereit, die Überquerung als erste zu wagen, worauf der kleine Hase gleich losheult und den anderen verständlich macht, dass er nicht alleine am Strand zurückbleiben möchte. Caretta bestimmt: "Max wird zuerst transportiert!" Die Flucht auf die Felseninsel "Auf - los geht's!" Der kleine Hase klettert auf Carettas flachen Rücken. Langsam lässt sie sich ins Meer gleiten. Caretta streckt ihren Kopf weit aus dem Wasser, wenn sie den Kopf zur Seite dreht, kann sie Max sehen. Er macht einen sehr ängstlichen Eindruck. "Na, alles klar?" Keine Antwort. Er sitzt vielmehr zitternd auf der Schildkröte. Je weiterdie beiden aufs Meer hinauskommen, um so höher werden die Wellen. Das erste Wasser schwappt über Caretta und der Rückenpanzer wird nass und glitschig. Bedingt durch das Auf und Ab der Wellen verliert Max plötzlich den Halt und rutscht ins Wasser. Der Hase verschwindet im dunklen Meer. Sekunden später taucht er wieder auf. Denn Hasen können natürlich schwimmen, wenn auch nicht sonderlich gut. Immer wieder versucht er den Hornpanzer zu erklimmen, jedoch misslingt das Vorhaben aufgrund des nassen Schildkrötenpanzers. Caretta wird sofort klar, dass die ganze Aktion doch keine so gute Idee war. Zumal sie jetzt etwa genau die Hälfte der Strecke zurückgelegt haben, was bedeutet, dass sie in beide Richtungen etwa 500 Meter zu schwimmen hätten, was der kleine Hase nie schaffen kann. Max hat mittlerweile zum zehnten Mal versucht hochzukrabbeln. Langsam verlassen ihn die Kräfte. Er ist zu erschöpft und schafft die Schwimmbewegungen nicht mehr. Er nimmt nur noch einen dunklen Schatten über sich wahr, dann versinkt er in den tiefen Fluten. Als er wieder aufwacht, sind weiße Wolken und unter ihm schönes grünes Land. "Ach, nun bin ich im Himmel", denkt sich Max. Langsam bemerkt der Hase, dass ihn irgend etwas ziemlich einquetscht. Endlich erkennt er, dass er sich im Schnabel von Pelikan Myko befindet. Jetzt wird ihm klar, dass der Schatten, den er als letztes wahrgenommen hatte, von dem Vogel stammte. Tatsächlich hatte der Pelikan die ganze Notsituation aus große Flughöhe verfolgt und umgehend den Sinkflug eingeleitet, so dass er im allerletzten Augenblick dem kleinen Hasen nachtauchen konnte. Nun nähern sich die beiden der Felseninsel. Im Uferbereich kann man mächtige Felsformationen erkennen, das Inselinnere ist mit kleineren Pinienbäumen und reichlich Buschwerk bewachsen. Außerdem erkennt Max die Grundmauern einer alten Festung. Myko landet in einer kleinen Bucht auf einem Kiesstrand. Nach geraumer Zeit kommt auch Caretta am Strand an. Das über 1 Meter große und 150 Kilo schwere Tier schleppt sich mühsam den Kiesstrand hoch. "Entschuldige Max – es war keine gute Idee! Es ist nur gut, dass Myko in der Nähe war." Max nickt mit dem Kopf. "Ist ja eine schöne Insel, was man eben so von oben erkennen kann." Caretta meint: "Das stimmt, und der Südteil der Insel ist noch besser! Dort in der Sandbucht sind übrigens die Ei-Ablageplätze der Meeresschildkröten. Zwei- bis dreimal pro Jahr, von Mai bis August, legen wir Eier. Die Brutzeit der Eier dauert etwa 60 Tage, und wir Schildkrötenweibchen legen die Eier immer so, dass die kleinen Schildkröten bei Vollmond schlüpfen. Ein Gelege umfasst in der Regel über 100 Eier und liegt zirka 50 cm tief im weichen Sand." - "Sehr interessant, aber wir sollten uns jetzt besser mal um Luka kümmern - die macht sich ganz bestimmt Sorgen. Ich fliege gleich mal rüber, nehme sie in den Schnabel und komme dann zurück." Der Pelikan breitet seine gewaltigen Flügel aus, erhebt sich indie Lüfte und fliegt Richtung Festland.
Er landet neben den Strandbüschen und bemerkt sofort, dass Luka auf dem Rückenpanzer liegt und verzweifelt mit den Beinen strampelt. "Luka, was soll denn diese Übung?" Die kleine Schildkröte versucht immer wieder sich umzudrehen. "Nun hilf mir doch bitte - dreh mich um!" Myko schubst sie in die richtige Position. Luka berichtet nun, dass sie von den ganzen Vorgängen gar nichts mitbekommen hat, weil kurze Zeit, nachdem Caretta und Max losgeschwommen waren, der große Tom zum Strand kam. "Was ist dann passiert?" Luka guckt jetzt böse. "Er kam direkt auf mich zugelaufen, ich bin natürlich in meinem Panzer verschwunden und habe ihm zugerufen, er solle verschwinden. Daraufhin hat er mich mit seiner nassen Schnauze auf den Rücken geworfen und ist dann weggelaufen." Myko erzählt Luka, was auf dem Meer alles passiert ist. "Nur keine Angst, Luka, ich werde dich schon nicht fallen lassen, und wenn, wirst du eben auch gerettet." "Danke, sehr beruhigend!" Die kleine Schildkröte wird nun zwischen der oberen und unteren Schnabelhälfte eingeklemmt. Nun kann's losgehen. Im Nu sind sie am Kiesstrand auf der Felseninsel. Die Freude ist groß, als die vier Freunde aufeinandertreffen. Nun berichtet auch Luka, was ihr mit dem Hund widerfahren ist. "Schrecklich", meint der Hase Max. Myko und Caretta verabschieden sich und Max beginnt, obwohl er todmüde ist, einen Gang in den Hang zu graben, um darin zu übernachten. Luka ist auch erschöpft, sie zieht nur Kopf und Beine ein und schläft sofort ein. Der Hase hat nun auch genug gebuddelt und zieht sich in sein Bau zurück. Entdeckungstour auf der Felseninsel Die beiden wachen am Morgen ausgeruht auf. Max und Luka planen den neuen Tag, aber zuerst frühstücken sie - es gibt leckeres Grünfutter. Sie haben sich vorgenommen, die Felseninsel zu erkunden. Spannend und vielleicht sehr aufregend scheint wohl die alte Festungsanlage zu sein. Der Anstieg fällt Luka besonders schwer, Max hingegen hoppelt mit eine gewissen Leichtigkeit den Berg hinauf. Die Burgmauer ist zerfallen und weist einige Lücken auf. Ohne große Schwierigkeiten sind sie ins Innere der Anlage gekommen. Die verbliebenen Grund- bzw. Gebäudemauern sind mit Buschwerk und anderen Pflanzen überwuchert. "Man kommt ja kaum voran, ist ja fast wie bei Dornröschen - märchenhaft", meint Max. Plötzlich ein Rascheln im Gebüsch. Beide ducken sich flach ins Gras. "Ihr könnt ruhig hochkommen, ich habe euch längst gesehen." Die Freunde schauen sich fragend an. Dann erkennen sie ihr Gegenüber und erschrecken sich...
"Mein Gott, eine Schlange!" "Seid unbesorgt und schaut mal genau hin, ich bin eine Natter und habe keine Giftzähne. Außerdem bin ich nicht gerade groß." Luka nickt und meint: "Entfernte Verwandtschaft, gehört wie ich auch zu der großen Familie der Reptilien". Die Natter bemerkt: "Euch habe ich auf der Insel noch nie gesehen!" Die beiden entgegnen wie im Chor: "Wir machen sozusagen Urlaub, wir kommen vom Festland." Bevor die Schlange weiterspricht, züngelt die kleine rote Zunge aus ihrem Maul. "Es wird euch hier gefallen! Einen kleinen Nachteil hat die Insel, es gibt keine Quelle!" Die Natter blickt in erstaunte Gesichter. "Keiner kann ohne Trinkwasser leben", meint Max. Ein Kichern ist zu hören. "Es gibt ein kleines Geheimnis, aber ich will's euch verraten." Das Geheimnis der Felseninsel.
"Nun, wie beginne ich am besten - vielleicht mit: Es war einmal vor einigen hundert Jahren, da soll ein gewisser König Magnus seine Krieger hierher geschickt haben, um eine Festung zu bauen. Die merkten natürlich, dass es hier kein Grundwasser gibt. Nun, sie waren nicht dumm! Sie ließen sich etwas einfallen und bauten unter der Erde große Zisternen, das sind riesige Wasserspeicher, in die - durch Kanäle - das Regenwasser einsickern kann. Man sammelte so die großen Wassermengen, die vornehmlich in den Wintermonaten anfallen. So hatten in den Sommermonaten genügend Wasser. Um es kurz zu machen - eben diese Zisternen sind teilweise noch erhalten, und die Erdspalte, die ihr dort hinten erkennen könnt, ist ein alter Kanal, der schräg nach unten führt. Die Öffnung ist nicht sehr breit, vielleicht gerade so wie ein Hasenbau. Das hat demnach auch zur Folge, dass sich auf dieser Insel keine größeren Tiere halten können. Sie würden verdursten, weil sie nicht durch die Öffnung der Erdspalte passen." Die beiden Freunde sind beeindruckt. "Ich will euch gerne nach unten führen, aber zuerst darf ich mich vorstellen: ich heiße Pilo!" Die beiden nennen auch ihre Namen. Pilo geht voran, und die anderen folgen ihr durch die schmale Erdspalte. Der Gang führt mit ziemlichem Gefälle nach unten. Für die beiden Freunde ist es unheimlich, zumal sie kaum etwas erkennen können. "Wartet mal ab, es wird gleich heller." Tatsächlich, der Schacht wird plötzlich breiter, und vor ihnen erstreckt sich ein riesiges Gewölbe. Durch etliche Risse im Felsgestein der Decke dringt Sonnenlicht. Somit kann man recht gut sehen. Die Höhle hat einen Durchmesser von etwa 30 Metern, die Tiefe läßt sich schlecht abschätzen. Das Wasser ist schön kühl. Oben an der Decke haben die drei eine Fledermaus-Kolonie entdeckt. "Gewöhnungsbedürftig", meint Max, als sie rausgehen. Endlich sind sie am Ausgang angelangt und werden regelrecht vom Sonnenlicht geblendet. "Die Insel ist zwar nicht sehr groß, aber es gibt einiges zu sehen. Den alten Leuchtturm zum Beispiel, er ist schon über hundert Jahre alt. Der Leuchtturmwärter ist etwa halb so alt und heißt Theo.
Er hat immer eine Woche Dienst auf seinem Turm, dann kommt sein Kollege und löst ihn ab. Sie sind ganz nett. Sehenswert ist auch die Schildkrötenbucht. Dorthin kommen in den Sommermonaten des Nachts die großen Meeresschildkröten zur Eiablage. Übrigens wir haben zur Zeit Vollmond. Das ist die Zeit, in der die Meeresbewohner kommen." Luka und Max beschließen, heute etwas länger aufzubleiben und sich das Schauspiel anzuschauen. Sie machen sich auf den Weg zur Bucht, um schon einmal einen guten Beobachtungsplatz auszuwählen. Es ist die einzige Sandstrand-Bucht auf der ganzen Insel. Sie lassen sich auf halber Hanghöhe nieder, hier gibt's auch reichlich Grünes zu fressen. Nach ihrem ausgiebigen Abendessen legen sich die beiden ins weiche Gras und schlafen ein. Durch irgendwas werden sie plötzlich wach. Es muss schon mitten in der Nacht sein, denn der Mond steht leuchtend am Himmel. Ist alles schon vorbei, haben sie verschlafen? Wie aus dem Nichts taucht unerwartet eine mindestens einen Meter große Meeresschildkröte aus den Wellen auf. Nicht lange danach die zweite. Das dritte Tier ist das größte. "Das ist doch Caretta", ruft Max. "Du könntest recht haben, aber wir warten erst mal ab, was jetzt passiert." Die mächtigen Tiere beginnen im weichen Sand, etliche Meter vom Wasser entfernt, zu graben. Das Loch wird einen halben Meter tief und die Schildkröten legen oft über 100 Eier. "Max, kannst du dir vorstellen, wie anstrengend das Ganze ist?" Der Hase nickt kurz. "Können wir nachher kurz mit ihr reden?" Luka zögert etwas - "ich denke schon!" Caretta scheint mittlerweile ihr Nest vollständig zu haben, den sie beginnt mit dem Zuschütten. Max und Luka beschließen, ihr zu helfen. Caretta ist zwar etwas erstaunt über das unerwartete Treffen, aber sie nimmt die Hilfe dankend an. "Gut, meine jungen Freunde, dass ich euch treffe. Ich habe keine guten Nachrichten." Luka und Max schauen Caretta erwartungsvoll an. "Erzähl endlich!" "Mmm - Tom hat die Überfahrt und die Rettung aus der Ferne beobachtet, mir ist zu Ohren gekommen, dass er vorhat, die Insel ebenfalls zu besuchen." Langes Schweigen. "Das gibt's doch nicht", meinen Luka und Max. "Kann er die Strecke schaffen?" Caretta überlegt kurz und sagt: "Schon möglich, dass er diese Entfernung schwimmen kann." Tom will zur Felseninsel Die beiden Kleinen sind nun sehr betrübt. "Ich werde euch auf jeden Fall informieren, wenn mir was auffällt", tröstet Caretta die beiden. "Außerdem werde ich mit Myko sprechen - der hat einen guten Überblick von hoch oben und kann euch schnell vor der Gefahr warnen." Luka und Max bedanken sich bei Caretta. Auch die letzte der Meeresschildkröten hat ihre Eiablage beendet. Nun verabschiedet sich auch Caretta von den Kleinen und verschwindet im Meer. Luka und Max suchen sich einen Schlafplatz und nicken sofort ein. Als sie wieder aufwachen, ist es schon später Vormittag und drückend heiß. "Max, lass uns zu dem großen Felsen an der Nordseite gehen, dort weht meist ein leichter Wind, zudem hat man einen guten Ausblick in Richtung Festland." Endlich sind sie auf dem Felsen, dem höchstenPunkt der Insel, angekommen. "Schau mal nach oben - was siehst du, Max?" "Blauer Himmel und über dem Gebirge dunkle Wolken" Luka nickt. "Was noch?" "Ach du lieber...!" In diesem Moment erkennt auch Max den Pelikan, der direkt auf die beiden zusteuert. Kurze Zeit später landet ihr Freund Myko auf dem Felsen. "Luka, Max - Tom kommt!" Myko erzählt den Freunden nun, dass er morgens am Strand mit Caretta gesprochen hatte und seitdem den Streuner nicht mehr aus den Augen gelassen hat. "Stellt euch vor, jetzt in der Mittagszeit hat es ihn regelrecht ins Wasser getrieben - vermutlich will er sich seine Mahlzeit holen." Max wird jetzt ziemlich unruhig. "Luka, komm, lass uns abhauen!" Miko hebt seinen Flügel. "Wartet mal, noch ist er nicht in Ufernähe, und dann habt ihr immer noch genügend Zeit, euch zu verkrümeln - es gibt hier bestimmt Unterschlüpfe, die recht sicher sind - oder!" Plötzlich deutet der Pelikan nach Nordosten. Über den Bergen haben sich die dunklen Wolken zu einer schwarzen Wand verdichtet. "Das geht hier gleich rund!" Max schüttelt den Kopf: "Quatsch, über uns ist hellblauer Himmel und keine Wolke." Myko meint: "Es wird vermutlich hier auch nicht regnen, aber es wird mit Sicherheit sehr stürmisch werden." Kaum gesagt, dringt auch schon ein lautes Grollen von den schwarzen Bergen. Etwa eine Minute später fliegen die Hasenohren, von einer Sturmböe erfasst, nach hinten. Ein Unwetter bricht los Unten auf dem Meer bilden sich Schaumkronen auf den Wellen. Der braune Tom hat zu diesem Zeitpunkt fast die Hälfte der Strecke geschafft, als ihm klar wird, dass er sich in großer Gefahr befindet. Umgehend verlässt ihn, angesichts der hohen Wellen, der Mut und er tritt umgehend den Rückzug an. Jedoch der Wind ist ablandig, d.h. er wird langsam, aber sicher vom Festland weggespült. Tom kämpft verzweifelt gegen die Wellen an. Die drei verfolgen vom Felsen aus die dramatische Szene. Myko meint: "Ich kann ihn nicht in den Schnabel nehmen und mit ihm wegfliegen, er ist viel schwerer als ich selbst." Die anderen beiden nicken. "Er wird es weder zur Insel noch zum Festland schaffen. Tom treibt schnurstracks aufs offene Meer - das war es dann!" Tom in Seenot Myko breitet seine Flügel aus: "Ich muß ihm helfen", und schwingt sich in die stürmische Luft. Der Pelikan ist ein erfahrener Flieger und steuert auf den immer noch schwimmenden Hund zu. "Tom, geht es noch?" Zuerst kommt keine Antwort. Doch endlich hat er den Pelikan über ihm erkannt. "Nicht mehr lange - kannst du mir helfen?" Myko überlegt - wenn er neben Tom landet, würde der Hund sich sofort an ihm festhalten und aufgrund seines großen Gewichts vermutlich unters Wasser drücken. "Tom - ich steige hoch, um die Lage besser zu überblicken."Um so mehr Höhe Myko gewinnt, um so klarer wird Toms ausweglose Situation.
Moment mal, nordwestlich nähert sich parallel zu Küste ein Frachtschiff. Umgehend beginnt der Pelikan mit dem Sinkflug und umkreist bald den Hund. Er schildert ihm die neue Gegebenheit. Er weist Tom an, sich treiben zu lassen und nicht mehr gegen den Sturm anzukämpfen. Das Tier ist sowieso dem Ertrinken nahe und gehorcht. Er treibt nun mit zunehmender Geschwindigkeit auf's Meer hinaus. Von der Felseninsel ist er nicht mehr zu sehen. Luka und Max haben von ihrem Felsen das Drama verfolgt. Um das Ganze weiter zu verfolgen, müssten sie ihren Platz hier verlassen und zur Westseite der Insel marschieren. Sie beschließen jedoch, hier auf Myko zu warten. Sie sitzen nun schon fast zwei Stunden auf dem Stein, als endlich der Pelikan einschwebt. Er setzt sich neben die beiden und erklärt den Freunden, dass sie den Streuner nicht wiedersehen würden. Luka bemerkt sofort ein gewisses Grinsen bei Myko.
"Stellt euch vor, dieser Kerl hat es tatsächlich bis zu dem Schiff geschafft, und die Besatzung des Frachters hat ihn mit einem Netz hochgezogen." Der Pelikan freut sich sichtlich, dass er wieder ein Leben gerettet hat. "Ihr wisst doch, dass diese Frachter nur entsprechende Häfen anlaufen können, und der nächste Frachthafen ist knapp 100 Kilometer entfernt. D.h. für euch: Ihr werdet euren Feind nie wiedersehen! Vermutlich wird er Schiffshund und muss den Frachter in den Häfen bewachen."
Pelikan Myko hatte übrigens vollkommen recht. Der "liebe" Tom wurde tatsächlich Schiffshund, er machte seine Sache gut und wurde von der Schiffsbesatzung bestens mit Nahrung versorgt. Die kleine Schildkröte Luka entdeckte auf der Inselsüdseite eine kleine Schildkrötenfamilie und freundete sich mit der gleichaltrigen Heavy an. Max verließ die Insel kurzzeitig und lernte auf dem Festland die kleine Häsin Bohne kennen. Das Hasenpaar zog später auf die Felseninsel zurück und gründeten, wie auch die Freunde Luka und Heavy, eine Familie. Wahrscheinlich - wenn sich nichts geändert hat - leben sie heute immer noch so auf der Felseninsel... ENDE