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geschrieben von marie.schmidt.
Veröffentlicht: 20.11.2024. Rubrik: Fantastisches


Ungewöhnlicher Morgen

Als ich an diesem Morgen aufwache ist ein merkwürdiges Gefühl in meinem Bauch. Seit Tagen regnet es durchgehend und kein einziger Sonnenstrahl kommt hinter den Wolken zum Vorschein. Und nun ist es still. Kein Regentropfen schlägt an das Fenster.
Aber ich genieße es.
Ich drehe mich auf die andere Seite und erwarte den warmen Atem von Paul zu spüren, aber die andere Seite des Bettes ist kalt. So kalt, als hätte er nie neben mir gelegen. Ich öffne meine Augen und bemerke die unordentliche Bettdecke neben mir liegen. „Er muss schon am Frühstücken sein.“ Denke ich bei mir. Also ziehe ich mir ein Hoodie über mein Nachthemd und gehe auf den kalten Fliesen in die Küche. Dort sitzt er mit einem Kaffe. Neben ihm liegt eine aufgeschlagene Zeitung. „Seit wann ließt er Zeitung?“ frage ich mich. In den letzten acht Jahren habe ich ihn nicht einmal Zeitung lesen aufgefunden.
„Guten Morgen.“ meine ich und setzte ein Lächeln auf.
Paul hebt den Kopf und erwidert ein leises „Guten Morgen“ hinter seinem Bart.
„Ist es nicht ein schönes Wetter?“ Frage ich. „Der Regen ist endlich verschwunden und der Frühling kommt.“
„Das kann sein.“ meint er, ohne von der Zeitung aufzusehen.
„Was machst du an diesem herrlichen Tag? Gehst du ins Fitnessstudio, oder in den Park? Oder ganz was anderes?“
Er kneift seine Augen zusammen und schaut mich verwundet an.
„Ich gehe arbeiten.“ meint er.
Ich bin so überrascht, wie er es zuvor war.
„Du gehst arbeiten?“ frage ich verwundert. „Hast du endlich einen Job bekommen?“
„Schon vor Monaten.“
„Aber warum hast du denn nichts gesagt?“
„Habe ich dir gesagt. Schon vor Monaten.“
„Nein, dass wüsste ich. Du bist doch schon seit einem Jahr arbeitslos.“
Er schaut mich verblüfft an.
„Hör bitte auf so zu reden. Hast du Fieber? Geht es dir nicht gut?“
„Was meinst du?“
„Du scheinst verwirrt. Soll ich dich für heute krank melden. Aber es ist dein erster Arbeitstag, da solltest du hin gehen.“
„Mein erster Arbeitstag?“
„Schau mich bitte nicht so an. Ja, dein erster Arbeitstag. Du solltest nicht zu spät kommen, also frühstücke jetzt.“
Ich bin verwirrter, als ich es zuvor war.
„Aber…“ setzte ich an, aber die Worte kommen mir nicht über die Lippen.
Schweigend nehme ich mein Essen ein. Ein Rührei und eine Scheibe Brot.
Ein ungewöhnliches Frühstück, denn sonst esse ich meist Cornflakes mit viel Schokolade.
Im Schlafzimmer ziehe ich mir vernünftige Kleidung über und bändige meine Haare.
Ich ziehe mir passende Schuhe an und trete aus der Tür.
Als ich aus dem Haus trete überkommt mich die Außenwelt. Ich höre Vogelgezwitscher und der Tag ist so freundlich, wie ich es die ganzen Jahre, die ich hier schon lebe nicht kenne.
„Was ist nur los?“ meine ich bei mir. „Es ist ein komischer Tag.“
Ich gehe die Straße entlang bis ich an der Straße ankomme, bei der meine Arbeit ist.
Doch als ich vor dem sonst Backstein Gebäude ankomme erkenne ich nur eine große Baustelle.
Also gehe ich zurück zum Apartment und sehe Paul immer noch am Esszimmer Tisch sitzen und Zeitung lesen.
„Was ist nur los?“ schreie ich. „Kannst du es mir erklären?“
„Was soll ich dir erklären?“
„Warum alles so merkwürdig ist.“
„Lass mich los. Musst du nicht zur Arbeit.“
„Ich bin dort hin gegangen, aber dort war nichts weiteres als eine Baustelle.“
„Also ich bin mir sicher, dass ich gestern noch an der Kindertagesstätte vorbeigelaufen bin.“
„Kindertagesstätte? Ich arbeite in der Bäckerei. Und das weißt du auch.“
„Nein. So einen Job würdest du nie machen.“
„Woher sollst du wissen, was ich machen würde. Du bist nicht mein Mann. Wer bist du?“
„Beruhige dich.“ meint der Fremde.
„Nein. Ich beruhige mich nicht. Was ist nur los.“
Ich stürme aus dem Zimmer und lasse ihn hinter mir. Wer ist er nur? Viele Gedanken schließen mir durch den Kopf. Ein Roboter? Oder ein Spion? Ich weiß es nicht.
Ich gehe aufgeregt im Raum auf und ab. Bis ein lauter Schlag ertönt. Mit einem Mal zucke ich zusammen.
Die Ärzte stehen um mich herum mit weit aufgerissene Augen.

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