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geschrieben von Cornelia.V..
Veröffentlicht: 22.10.2024. Rubrik: Unsortiert


Happy Halloween?!

Nora und ihre Freundin Dana sitzen am Halloween-Abend gemütlich mit einem Glas Wein vor ihren Laptops und skypen. Da geschieht plötzlich etwas sehr Merkwürdiges…
Nora blickt zufällig zum Fenster und sieht direkt in die ausgehöhlten, leuchtenden Augen des Kürbisses, den sie nachmittags vor die Tür gestellt hatte!
Der Alkohol zeigt aber seine Wirkung, weshalb sie nicht übermäßig erschrickt, sondern kichern muss. „Stell dir vor, da außen steht ein Kürbis vorm Fenster!“, teilt sie ihrer Freundin Dana mit.
„Ja klar“, antwortet diese, „du hast doch immer einen ausgehöhlten Kürbis vor der Tür…“
„Nein, du verstehst nicht. Der Kürbis schaut zum Fenster ´rein. Er schwebt geradezu davor!“
„Ach, das bildest du dir ein. Vielleicht siehst du ja schon doppelt“, meint Dana lachend.
„Wenn ich’s dir doch sage. Aber jetzt geh‘ ich hin und schau‘ nach.“
Nora steht auf und läuft zum Fenster. Noch immer hat sie keine Angst – vielleicht ist das Ganze ja auch ein Kinderstreich.
Der Kürbis blickt weiter zum Fenster herein, welches Nora nun öffnet.
Da schwebt der in den Raum!
Verblüfft sieht Nora ihm hinterher. „Was ist das denn?“, fragt sie sich verwundert.
Sie lehnt sich aus dem Fenster, um die dazugehörigen Kinder zu entdecken.
„Hey!“, ruft sie, „ist da jemand? Wollt ihr Süßigkeiten?!“
Doch sie sieht niemanden, nur vereinzelte Nebelschwaden, die gruselig vor dem Fenster vorbeiwabern. Keiner gibt ihr Antwort.
Stattdessen schwebt der Kürbis im Zimmer umher und beleuchtet die Dunkelheit mit seinem gelblich-orangen Licht.
„Nora!“, hört sie ihre Freundin aus dem Laptop rufen, „ich habe bei dir gerade den Kürbis gesehen. Ist alles in Ordnung?“
Nora schluckt. Die Sache kommt ihr jetzt doch etwas merkwürdig vor.
„Ich weiß nicht“, antwortet sie, „der Kürbis ist ´reingekommen und bewegt sich durch den Raum. Wenn das ein Scherz ist, ist er gut gemacht.“
Und aus dem Fenster ruft sie: „Holt euren Kürbis zurück! Was soll das? Ich habe genügend Süßigkeiten für euch alle!“
Doch nichts geschieht. Der Kürbis verweilt nun mitten im Raum. Er sieht aus wie ein gruseliger, lebendiger Lampion.
Gleichermaßen fasziniert und verängstigt blickt Nora ihn an. Schließlich macht sie einen Schritt auf ihn zu. Als sie ihn vorsichtig berühren will, weicht er zurück.
Es erscheint ihr, als würde er grinsen. Dann hört sie ihn mit rauer, metallisch klingender Stimme sagen: „Happy Halloween!“
Sie glaubt zu träumen.
„Hast du das gehört?“, fragt sie ihre Freundin.
Diese bejaht. „Langsam wird das richtig unheimlich“, meint sie, „vielleicht liegt’s doch am Alkohol und wir haben Halluzinationen?“
Nora schüttelt den Kopf. „Doch nicht wir beide gleichzeitig!“
Sie wendet sich zum Kürbis. „Was willst du von mir?“ fragt sie ihn und kommt sich dabei ziemlich lächerlich vor. Sie redet tatsächlich mit einem Kürbis!
„Ich möchte deine Seele!“, raunt dieser, „komm mit mir ins Schattenreich…!“
Nora läuft es eiskalt den Rücken herunter. Schlagartig ist sie nüchtern.
„Ich finde das nicht mehr lustig“, sagt sie mit leicht zitternder Stimme, „du bist ein Kürbis, heute ist Halloween, und das ist nur ein blöder Streich. Geh weg, geh ´raus aus meiner Wohnung!“
Sie will ihn aus dem Fenster jagen, doch der Kürbis lacht nur schauerlich und bewegt sich immer wieder weg von ihr.
„Dann geh‘ eben ich“, entscheidet Nora, denn ihr wird immer unheimlicher zumute.
Sie möchte zur Tür, doch der Kürbis versperrt ihr den Weg.
„Du bleibst hier“, sagt sein ausgehöhlter Mund, „du gehst mit mir!“
Immer näher kommt er auf sie zu, bis das Licht aus seinen leeren Augen sie förmlich verschlingt und sie damit zu verschmelzen scheint.
Immer greller wird es, Noras Augen schmerzen, ihr wird schwindlig.
Dann verliert sie das Bewusstsein.
Sie scheint durch eine Schattenwelt zu taumeln, die ihr schreckliche Furcht einflößt, seltsam fremd und unwirklich ist. Und doch hat sie nicht das Gefühl zu träumen, sondern das alles zu erleben.
Geisterhafte Wesen kommen auf sie zu, böse Fratzen erschrecken sie, unheimliche Geräusche und Stimmen jagen ihr Angst ein.
Der Kürbis ist ständig neben ihr. „Jetzt gehörst du zu mir“, gibt er ihr zu verstehen, „du bist jetzt im Reich der Schatten!“
„Nein!“, ruft Nora entsetzt, „nein! Ich will wieder zurück! Warum tust du das mit mir? Ich will nicht in deine Welt. Ich will in meine zurück!“
„Tja, zu spät“, sagt der Kürbis fast sarkastisch, „du hast mich in deine Welt geholt, indem du mich vor deine Tür gestellt hast. Ich wollte da auch nicht hin. Aber du hast nicht danach gefragt, was du anrichtest mit deinem Halloween-Spaß! Dein Spaß ist jetzt vorbei – jetzt wird es ernst. Die Gestalten und Fratzen hier sind nur der Anfang. Da – hinter dieser Tür wird es richtig gruselig, da hast du nichts mehr zu lachen…“ Er schwebt zu einer riesigen schwarzen Tür und lässt ein schauriges, hohles Kichern erklingen.
Nora zittert vor Angst. Sie will heim, sie will zurück, zurück in ihre Welt, in ihre warme, helle Wohnung.
„Nein!“, schreit sie, „nein, nein…!

Sie öffnet die Augen und merkt, dass sie die Fäuste geballt und ihre Fingernägel sich in die Handballen gegraben haben.
Doch als sie um sich blickt, ist die Schattenwelt weg, es ist hell, und sie befindet sich wieder in ihrer Wohnung. Sie hat fürchterliche Kopfschmerzen und fühlt sich total benommen. Auch draußen ist es hell – die Halloween-Nacht ist vorüber.
Der Laptop hat sich längst ausgeschaltet – wie es wohl Dana jetzt geht?
„So ein blöder Traum“, denkt Nora, „nie wieder werde ich an Halloween so viel trinken!“
Sie steht auf und blickt aus dem Fenster, das eigenartigerweise offen steht.
Der Kürbis, den sie am Vorabend vor die Tür gestellt hatte, ist weg. Suchend sieht sie sich im Zimmer um. Da entdeckt sie auf dem Teppich das ausgebrannte Teelicht, das den Kürbis erleuchtet hatte. „Seltsam“, denkt sie, „wie kommt das hierher?“
In diesem Moment läutet das Telefon.
Zögernd und mit leichtem Unbehagen hebt Nora ab. „Hallo?“
„Na?“, hört sie da die Stimme des Kürbisses aus dem vermeintlichen Albtraum, „freust du dich schon aufs nächste Jahr? Auf Wiedersehen im Schattenreich!“

Ende

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