Veröffentlicht: 15.08.2024. Rubrik: Unsortiert
One last Adventure
,,Happy Birthday to youu.” Mit aufmunterndem Applaus pustete ich die Kerzen aus. Der Geruch des Q„ualmes kam direkt in meine Nase. Ich erinnerte mich … Ich erinnerte mich an meinen zwölften Geburtstag. Mama und Papa standen neben mir am Esstisch, vor mir stand diese riesige Torte. Oh, und nicht zu vergessen, die Geschenke, die ich bis zum Mond stapeln konnte. Sie standen immer auf der Holzkommode im Flur.
„Hier mein Großer.” Papa reichte mir einen Briefumschlag mit der Aufschrift “Für Noah.” Meine Augen weiteten sich als ich die Karten für das Fußballspiel erblickte. Er wusste schon lange, dass ich mit ihm zum Spiel möchte, aber es hat nicht geklappt.
„Danke Papa“. , schrie ich hervor und drückte ihn. ,,Morgen ist das Spiel. Ich habe mir freigenommen.” Eine Träne lief seine Wange hinunter. Wow, er muss sich wirklich auf das Spiel freuen.
,,Schlaf gut, mein Großer. Morgen geht es zum Spiel.“ Die Tür schloss sich und der Raum füllte sich. Jeden Abend, wenn Mama und Papa mich im Krankenhaus alleine lassen, füllt sich der Raum mit dieser Leere. Jedes Mal bekomme ich Angst und weiß nicht, was ich tun soll. Doch dieses Mal war es anders. ,,Hallo? Wer sind sie?“, fragte ich die Gestalt mit zitternder Stimme. Die war groß und kaum zu erkennen. Seine dünnen Beine kamen langsam auf mich zu. Mit jeder Bewegung erkannte ich, dass die Gestalt nur aus Knochen bestand. Ich zog mir schnell meine Decke über den Kopf, doch ich merkte, wie es sich auf mein Bett niederließ. Mein Herz klopfte schneller und schneller gegen meine Brust.
,,Hab keine Angst, Noah. Ich bin nicht hier, um dir zu schaden. Ich bin hier, um dich auf eine Reise mitzunehmen.“ Langsam guckte ich unter meiner Decke hervor. Die Gestalt nahm die Kapuze ab und sah mich mit einem Lächeln an. „Verzeih mir für mein Aussehen, wenn ich könnte, würde ich etwas anders wählen.” Er reichte mir seine knochige Hand und schüttelte meine. ,,Also Noah, mein Name ist der Sensenmann und ich bin gekommen, um dich auf eine Reise mitzunehmen.” Ich fragte mich, was er meinte. Vielleicht eine Geburtstagsreise?
Er half mir, vom Bett hinunter und öffnete ein Portal. ,,Welche Reise wird es sein? Wissen meine Eltern davon? Oh, und Sir, ich muss bis morgen zurück sein, weil ich mit meinem Papa zu einem Fußballspiel gehe. Er hat sich so sehr gefreut, dass er sogar eine Träne verloren hat. Das hat er sonst nie, es bedeutet ihm wohl sehr viel.”
Der Sensenmann senkte seinen Kopf und stieg ohne ein weiteres Wort durch das Portal mit mir.
,,Willkommen, heute schreiben wir den 03.01. Hier hast du zum ersten Mal die Worte Mama und Papa gesagt. Deine Eltern waren so stolz auf dich.”
Langsam trat ich an das kleine Bett heran. Mama und Papa sahen mein kleines Ich an. Sie wirken so glücklich und jetzt wirkt alles so anders.
"Na, da ist der kleine Noah. Wie geht es dir, mein Kleiner?” Und da sagte ich die Worte. „Mama, Pa-Papa.” Sie standen auf und freuten sich. „Das muss ihnen wohl viel bedeutet haben.” Der Sensenmann nickte. ,,Ja, die ersten Worte sind immer die besonderen. Deine Eltern waren sehr stolz auf dich.“ Sie gaben mir einen Kuss auf meine Stirn. „Unser kleiner Noah, du bist etwas ganz Besonderes und du sollst wissen, wir werden dich immer lieben.” Ich fing an zu lächeln und lief auf sie zu. „Ich hab euch auch lieb.” Aber Mama und Papa sahen mich nicht an. „Warum können sie mich nicht sehen?“ Doch er erwiderte kein Wort, sondern öffnete das nächste Portal. ,,Nun sind wir im Zoo. Heute ist der 28.07. Hier hast du deine Liebe für Tiere entdeckt.“ Ja, er hat recht, ich liebe sie über alles.
„Mama, Mama, da Elphant!“ Mein kleineres Ich zeigte auf den Elefanten. Meine Eltern hielten mich hoch, sodass ich den Rüssel des Elefanten streicheln konnte. ,,Ich vermisse es, in den Zoo zu gehen. Warum sind wir nicht wie früher öfters dort hingegangen?” Der Sensenmann hockte sich neben mich und hielt seine Hand auf meine Schulter. ,,Weißt du Noah, mit der Zeit wurdest du immer kränker und kränker. Du hattest teilweise keine Kraft zum Laufen. Deswegen haben deine Eltern die Ausflüge reduziert oder haben dich in einem Wagen geschoben.” Aber warum nur. ,,Aber warum wurde ich so krank?”
,,Das wirst du noch herausfinden. Komm kleiner, wir müssen jetzt weiter.”
Wir kamen an einem Tisch an. Er war mit Kuchen und Besteck ausgestattet. ,,Heute feierst du deinen zehnten Geburstag.”
,,Ja ich erinnere mich. Es war so schön. Alle meine Freunde waren da und ich habe so tolle Geschenke bekommen. Und da habe ich Lucky geschenkt bekommen. Haben Sie auch ein Haustier?” Der Sensenmann nickte. ,,Ja kleiner ich habe ganz viele. Ich habe Hunde, Katzen, Pferde, Vögel und noch viele, viele mehr. Aber weißt du, dies sind nicht wirklich ,,meine”, verstehst du das.” Ich schüttelte meinen Kopf. ,,Die Tiere, die bei mir sind, das sind die Seelen der Tiere. Weißt du, sie hatten ein langes glückliches Leben und irgendwann ist dieses Leben zu Ende. Wenn es so weit ist, komme ich und nehme die Tiere oder Menschen mit mir mit. Sie leben dann mit mir im Jenseits. Aber nicht alle kommen ins Jenseits, manche Menschen kommen in den Himmel oder werden wiedergeboren, andere wiederum bleiben unter der Erde.” Ich erinnere mich, so etwas hat Mama mir auch gesagt.
"Ja, ich weiß, was sie meinen. Meine Mama hat mir das erzählt. Oma und Opa sind im Himmel, weil sie an Gott glauben. Aber das ist nicht bei jedem so. Sie sagten mir, dass jeder Mensch etwas anders glaubt. Ich weiß nicht, woran ich glaube. Ist das schlimm, Mr?” Er schüttelte seinen Kopf und fuhr mit einer Knochenhand durch meine Haare. ,,Nein kleiner. Es ist besser so. Weißt du, durch Religion haben manche Menschen so böse Dinge getan. Da ist es aus meiner Sicht besser, wenn es gar keine Religion geben würde.”
,,Verstehe, ich frage mich, ob Tiere auch eine Religion haben. Welche Lucky wohl hatte? Ich vermisse ihn.”
Er nahm meine Hand und führte mich durch ein weiteres Portal und wir kamen an einem Strand an. ,,Da waren wir im Urlaub, aber es war nicht so schön wie sonst. Dort ging es mir nicht so gut.“
"Mama, kann ich ins Wasser? Bitte, ich möchte mit den anderen Kindern spielen.”
Meine Mama sah mein kleineres Ich mit einem traurigen Blick an.
„Noah, du weißt doch, das geht nicht.“ Sie streichelte mir über meinen Kopf und setzte sich mit mir unter einen Schirm. ,,Aber das ist nicht fair! Ich will auch mit den anderen Kindern spielen!!!” Mama setzte sich vor mich und drückte mich fest an sie heran. ,,Ich weiß, ich weiß. Es ist im Moment alles nicht so einfach, mein Schatz. Vielleicht kannst du bald wieder ins Wasser, aber jetzt müssen wir auf den Arzt hören.“ Mein kleineres Ich nickte traurig und wir setzten uns wieder unter den Schirm. ,,Ich erinnere mich. An dem Tag habe ich gemerkt, dass etwas nicht mit mir stimmt. Ich wusste zwar noch nicht, was ich hatte, aber es war nicht schön. Wissen Sie, Mr. S, die anderen Kinder haben mich in dieser Zeit nicht so nett behandelt. Ich habe mich manchmal einsam gefühlt.“ Mr. S nickte. Er muss wohl viel über mein Leben wissen. „So mein Kleiner, wir haben noch ein paar Stopps vor uns, dann möchte ich dich mit einer alten Freundin bekannt machen.” Ich nickte eifrig und nahm seine Hand. „Noah, weißt du, warum du dieses Mal im Krankenhaus warst?“ „Na, weil ich nicht gesund bin, das haben meine Eltern mir immer gesagt.” Er nickte. "Ja, das stimmt, ihr musstet oft wegen des Krebses in das Krankenhaus. Aber weißt du, Noah, dieses Mal hatte es auch einen anderen Hintergrund. Erinnerst du dich, was vorher passiert ist?” Ich schüttelte meinen Kopf. „Ich zeige es dir.“ Wir kamen an einem Waldrand an. Unser Auto stand kaputt auf der Wiese. Es qualmte und hatte ganz viele Risse und Beulen. ,,Was ist hier passiert? Wo sind meine Eltern?”
,,Bevor ihr ins Krankenhaus gefahren seid, hattet ihr einen Autounfall. Dein Papa und du seid schnell ins Krankenhaus geliefert worden.” Ich hielt mich am Gewand vom Mr. S fest. Meine Knie fingen an zu zittern. ,,Aber wo ist meine Mama?” „Kleiner, deine Mama hat es leider nicht geschafft. Sie ist nicht mehr da.” Mit Tränen in den Augen blickte ich Mr.S an. ,,A-Aber das kann nicht sein, sie war doch heute Morgen bei mir und Papa?!“ Mr. S nahm mich in den Arm und streichelte mir über meinen Kopf. ,,Es tut mir leid, kleiner, aber das muss deiner Fantasie entsprungen sein. Dein Papa hat bitterlich um deine Mama geweint und als er erfahren hat, dass du- …” Immer mehr Tränen liefen mir über mein Gesicht. Aber warum musste das passieren? Warum??
,,Kleiner, erinnerst du dich die anderen Male, in denen du ins Krankenhaus musstest? Weißt du, dies lang daran, dass du schwer krank bist. Du hast eine unheilbare Krankheit, die sich Krebs nennt. An dieser bist du schon länger erkrankt. Die Ärzte haben, seitdem sie davon wissen, alles Mögliche versucht, um dir zu helfen. Aber weißt du, Noah, manchmal kann man nicht jedem helfen, so sehr man es möchte. Und dies trifft leider auf dich zu. Deswegen bin ich zu dir gekommen, um dich zu holen.”
,,Aber es muss eine Möglichkeit geben. Mir wurde mal gesagt, da wo der Tod ist, da ist auch Leben.”
Mr. S wurde für einen Moment ruhig. ,,Da hast du recht. Die Dame Life kann dir vielleicht helfen, aber ich möchte dir sagen, ich kann dir nichts versprechen. Komm, wir versuchen es.”
Und ein letztes Mal stiegen wir durch ein Portal und kamen auf einer Blumenwiese an. Die Bäume zeigten sich in ihren bunten Blättern und die Blumen blühten. Ein Fluss floss an mir vorbei und führte mich zu einem strahlenden Stein. ,,Aber Mr. S Life sieht aus wie ein Stein.“
,,Oh nein, mein Kleiner, sie ist das Licht, welches auf die Erde strahlt, sie gibt den Blumen Leben und ist die Positivität in Person. Eine weise, schlaue und wunderschöne Frau ist sie. Sie gibt dir Freude und nimmt diese aber nicht wieder. Sie ist perfekt.“ Mr. S ging langsam auf Life zu und verbeugte sich vor ihr. „Life, meine gute, meine schöne, ich brauche deine Hilfe.“
Life drehte sich zu Mr. S und fing an zu kichern. Sie nahm seine Hand und half ihm auf. Sie sah ihn von oben bis unten an und verbeugte sich ebenso vor ihm. Ich versteckte mich hinter Mr. S und hielt seinen Mantel vor mein Gesicht. Meine Knie fingen an zu zittern. Das Zittern breitete sich über meinen ganzen Körper aus und ich bekam eine Gänsehaut. ,,Mr. S ich will wieder nach Hause.“
,,Vielleicht kann ich dir ja helfen, kleiner.” Sie kam auf mich zu und hielt ihre Hand gegen meine Stirn. Ich spürte die Wärme, die von ihrer Hand kam, und kam einen Schritt näher. ,,Also meine Mama ist nicht mehr da und ich möchte sie wieder bei mir haben. Mr.S hat mir auf der Reise gezeigt, warum ich so oft im Krankenhaus war und ich wollte Sie fragen, ob ich gesund zu meinen Eltern kommen kann. Oh, und können sie meine Mama zurückholen? Bitte.”
Nach meinen Worten verschwand ihr Lächeln. Sie kniete sich vor mich und strich vorsichtig über meine Wange. ,,Oh mein Lieber, das kann ich nicht. Es war leider so vorher bestimmt, dass deine Mama bei diesem Autounfall stirbt. Selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hätte ihr Leben an einem anderen Tag geendet. Und was dich betrifft, da kann ich nichts machen. Deine Krankheit ist so weit, dass sie nicht mehr heilbar ist. Glaube mir, ich würde dir so, so gerne helfen, aber es geht nicht.”
Ich senkte meinen Kopf und setzte mich auf einen der Steine. ,,Aber ich wollte doch noch so viel erleben.”
Mr. S und die Dame sahen sich an. ,,Wenn ich gerade so überlege, hätte ich eine Idee. Noah, ich kann dich nicht lebend auf die Erde bringen, aber ich kann dich als Geist zurücksenden. Du wirst von niemandem gesehen, aber kannst bei deinen Liebsten leben.“ Meine Augen weiteten sich. ,,Wirklich? Ja, bitte, aber ich muss es Papa sagen. Liebe Dame, darf ich ein letztes Mal zurück und mich verabschieden und meinem Papa sagen, dass ich wieder komme?” Sie nickte und öffnete das Portal.
Es geht los, ein neues Abenteuer beginnt.
ENDE