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1xhab ich gern gelesen
geschrieben 2000 von terxylifax.
Veröffentlicht: 18.05.2024. Rubrik: Spannung


die Insel

Malbanbäume .
Das müssen Malbanbäume sein.
Eine große Krone, ein machtvoller Baum.
Vier Exemplare davon begrenzten meinen Horizont.
Unseren Horizont. Ich war nicht allein.
Ich konnte nicht allein sein - ich durfte es nicht.
Montag.
Donnerstag, Freitag, Sonntag- es war mir - es war uns ganz egal, was
für ein Tag gerade war.
Nun, es war Tag, wir hatten Licht- wir hatten uns - wir hatten Hunger.
Wie immer.
Wie beinahe immer.
Wie beinahe immer seit wir - seit ich hierhergekommen bin.
Mutig betrachtete ich meine Umgebung, mit wachem Blick. Zeigt sich
etwas Ungewöhnliches?
Die Büsche bewegen sich leicht. Es ist nur der Wind.
Und wenn ein Ungeheuer hinter dem nächsten Baum auf mich wartet,
ich werde ihm in die Augen schauen - und ich werde ihm einen Namen
geben. Und wenn er blöd sein sollte, das stört mich nicht.
Glatane, Spirenkel, rot-schwarze Eibel, Laxe - ob Tier oder Strauch oder
Moos oder Stein - jedem Unbekannten gebe ich einen Namen.
Nur so ist dieser Wahnsinn zu ertragen.
Völlige Einsamkeit, isoliert von anderen Menschen auf einer Insel, nicht
ohne Namen, ohne Bezeichnung, aber ich habe mir die Bezeichnung
nicht merken können, für mich - für uns hat die Insel keinen Namen.
Das wird einst das mutigste sein: der Insel einen Namen geben.
Doch bis dahin muss ich mit hungrigem Magen weiterziehen.
Nie habe ich das Tal durchschritten. Der Abgrund beendet mein Reich.
Der Abgrund ist so steil, so schroff, ich habe ihn Pirz genannt.
Pirz hinunter zu hangeln und am gegenüber liegenden Steilstück wieder
hinaufklettern, das Unterfangen habe ich noch nicht aufgegeben.
Eine Esmeraldafrucht zerdrücke ich zwischen den Fingern.
Rote Haut, gelbliches Fleisch, und doch für mich ungenießbar.
Ich gehe ein Stück des Weges zurück und schäle ein paar Orangen.
Schmackhaft - und Orangen hießen schon immer Orangen.
Kieswürmer sind auch schmackhaft, aber es gibt sie nur selten.
Kieswürmer haben Ihren Namen von mir, ich weiß nicht wie man sie
nennt.
Es wird kühl, ich gehe zu meiner Freundin Griseldis.
Starr bleibt sie sitzen als ich ihr Netz berühre.
Manchmal saßen wir zwei geduldig im Schatten und warteten, und wenn
dann tatsächlich eine Fliege, ein Moskito ins Netz ging, war die
Konzentration groß. Ich lasse Griseldis allein, wenn sie sich verpflegt.
Der dritte im Bunde ist -
ist -
nichts für zarte Gemüter.
Ich weiß auch nicht ob es ihn noch gibt. Ich habe ihn zwei oder dreimal
gesehen bisher.
Eigentlich nur ein Rumpf.
Ein Nachttier.
Oder es regnet.
Löcher, dort wo das Erdreich hart genug war.
Geben Sie dem Grauen einen Namen und es ist nur noch halb so schrecklich
Es ist kalt, ich fröstle und wenn ich nicht bald, wenn nicht bald etwas geschieht...
ich halte es nicht länger aus - ja, ich weiß auf welcher Insel ich mich
befinde - ja ich habe dem Regenwurm einen Namen gegeben - er heißt
Willibald, ich bin auf..

... keiner Insel.   
Sagt sie.   
Richtig.   
Sie hat recht.   
Meine Frau.   
Ich habe auch recht.   
Kühlen wir unser Mütchen ab.   
Ich habe Spaß und Abenteuer auf meiner Insel, sie sitzt am Computer
oder sieht fern.
Ostersonntag und keine Beschäftigung, da drehen wir durch, geraten
aneinander, wegen irgendwelcher Nichtigkeiten.
Und so waren die letzten menschliche Worte, die ich vernahm : „geh
doch auf deine Insel !"-
Heute morgen.
Zeit sich zu versöhnen.
Sie hat recht.
Und sie hat einen Kuchen gebacken.
Die Insel heißt Balkon.

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