Veröffentlicht: 28.03.2024. Rubrik: Menschliches
Regen im Sonnenweg
Regenschirm... das war es, was ich vergessen hatte.
Ich stand mitten auf dem Gehweg und blickte in den Himmel. Dunkle Wolken zogen auf. Es kündigte sich ohne Zweifel Regen an. Tatsächlich war das auch keine große Überraschung. Immerhin hatte ich extra nachgesehen, wie das Wetter heute werden sollte und mir vorsichtshalber meinen Schirm an die Eingangstür gestellt. Das Herbstwetter ist manchmal unberechenbar.
Doch als ich dann los ging, ließ ich ihn versehentlich stehen. Tja, zu Hause steht der Schirm wirklich gut. Ich rollte innerlich mit den Augen.
Hin- und hergerissen überlegte ich, ob Umkehren und den Schirm holen sinnvoller wäre. Wenn ich jetzt noch einmal zurück gehen würde, käme ich definitiv zu spät. Andererseits war die Aussicht, durchgefroren und tropfend mit Sophia im Café zu sitzen, auch nicht gerade das, was mir unter einem entspannten und gemütlichen Nachmittag einfiel.
Wir hatten uns so lange nicht mehr gesehen und ich wollte jede Minute mit ihr auskosten.
Ich seufzte und ließ es darauf ankommen. Vielleicht war das Wetter ja mitfühlend genug, um weiterzuziehen. Eine kleine Hoffnung trocken zu bleiben, gab es noch. Wieder blickte ich in den Himmel, als könnten die Wolken meine Gedanken lesen und lief weiter.
Ziemlich bald fielen die ersten Tropfen. Mist, ging es mir durch den Kopf, soviel dazu. Ich beschleunigte meine Schritte während der Wind mir ins Gesicht blies, sodass ich fröstelte. Also zog ich meinen Schal etwas enger und setzte mir trotzig meine Kapuze auf.
Langsam zweifelte ich an meiner Entscheidung. Vielleicht hätte ich den Schirm vorhin doch holen sollen.
Aber nun war schon in den Erlenweg eingebogen. Es lohnte sich jetzt wirklich nicht mehr umzudrehen. Auch wenn noch ein gutes Stück Weg vor mir lag, wäre es zurück viel weiter gewesen.
Während der Regen immer stärker wurde, lief ich schweigend weiter, die Hände in den Taschen vergraben. Am Ende des Erlenwegs ging es weiter in den Sonnenweg.
Mittlerweile schüttete es in Strömen und dicke Tropfen vielen laut prasselnd auf meine Kapuze.
Ich würde es niemals trocken zum Café schaffen, selbst wenn ich rannte.
Dann entdeckte ich links von mir einen überdachten Hauseingang. Meine Rettung! Ich eilte darunter und lehnte mich an die Hauswand.
Dankbar für den zeitweiligen Unterschlupf, beobachtete ich das Wasser, wie es in Rinnsalen die Straße entlang lief. Selbst von dem Vordach des Hauseingangs plätscherte ein kleiner Wasserfall.
Bis der Regen nachlässt, wird es wohl noch dauern, dachte ich und schnaufte resigniert. Also holte ich mein Handy aus der Tasche und schrieb Sophia eine Nachricht:
"Komme wohl etwas später. Stehe in einem Hauseingang, um nicht weggeschwemmt zu werden. Sobald es nicht mehr so gießt, geht's weiter." Bevor ich die Nachricht abschickte, fügte ich noch einen Smiley hinzu, der mit den Augen rollte. Ja, genau so fühlt es sich gerade an.
"Wo bist du genau? Hast du keinen Schirm dabei?", hieß es kurz darauf in der Antwort. Ich blickte von meinem Handy auf, um die Hausnummer zu suchen.
"Sonnenweg 42 und NEIN.. der hat's zu Hause schön warm und trocken.." tippte ich.
Was für eine Ironie. Ich lachte kurz auf. Bei solch einem Regen im Sonnenweg festzuhängen, muss man erst mal schaffen.
Auch Sophia schien amüsiert:
"Im Sonnenweg? Das hast du ja gut gemacht..! Bleib am Besten dort, ich komme dich abholen!"
Ein Schmunzeln huschte über mein Gesicht. Jetzt wird sie mich wahrscheinlich den ganzen Tag damit aufziehen.
Als Sophia dann schließlich auftauchte, konnte man ihr Grinsen schon von Weitem sehen.
Mit einem genervt-gespielten "Ha-ha! Sag jetzt bloß nichts.." schlüpfte ich zu ihr unter den Schirm. Und dann, ohne ein Wort zu wechseln prusteten wir beide lauthals los. Lachend und kichernd machten wir uns durch den strömenden Regen auf zum Café.
Vielen Dank fürs Lesen :)
Über Anregungen und Kritik würde ich mich sehr freuen!
Rúna