Veröffentlicht: 13.03.2024. Rubrik: Aktionen
Der Einbruch Teil 2 (März-Aktion „Vom Ende zum Anfang"
Nachdem Kellermann beim Wirt Stifte und Papier geordert hatte, schrieben alle drei emsig auf, was ihrer Meinung nach dem Einbruch vorausgegangen war. Nach 20 Minuten legte der Letzte - es war Manfred - seinen Zettel hin.
„Schieb mal rüber", sagte Kellermann und griff beherzt nach dem Stück Papier.
Manfreds Version des Anfangs:
„Der Einbruch fand in der Nacht von Freitag auf Samstag statt. Freitags war wie immer die Probe der jugendlichen Tanzgruppe in der Gemeindehalle. Die jungen Leute hatten einige Flausen im Kopf. Ein Mädchen sagte, sie hätte Hunger, aber kein Geld fürs Restaurant. Daher kamen einige Jungs auf die Idee, ins Lebensmittelgeschäft einzubrechen, um der Holden zu imponieren. Und damit sie etwas zu essen hätte. Sie gingen also zu Werners Geschäft. Die Tür war nicht abgeschlossen, also brauchte man sie nicht aufzubrechen. Die Einbrecher transportierten die Lebensmittel ab, und damit es nach einem richtigen Raub aussah, nahmen sie das Geld aus der Kasse mit."
„Haha", sagte Kellermann. „Das glaubst du ja wohl selbst nicht. Außerdem habe ich die Tür abgeschlossen." Er gab Manfred den Zettel zurück.
„Was hast du geschrieben, Fred?"
Fred gab ihm seinen Zettel. Manfred rückte näher herüber, sodass sie beide zusammen Freds Version lesen konnten.
Freds Version:
„Die Außerirdischen
In der Nacht vom 12. auf den 13. Januar 1973 landete ein Raumschiff auf einer Wiese, ca. 2 km von Werners Geschäft entfernt. Die Außerirdischen öffneten die Tür des Raumschiffes und spähten vorsichtig nach draußen. Sie waren zu fünft. Neugierig hüpfte schließlich Olaf, ein einfacher Astronaut, der sich immer vordrängeln musste, in seinem Raumanzug heraus und wunderte sich, dass er härter landete als erwartet. „Ich komm gar nicht mehr hoch!", rief er den anderen zu, während er vergeblich nach oben zu hüpfen versuchte.
„Das ist kein Wunder", antwortete Celina,die als Vertreterin der interstellaren Frauenbewegung an Bord war. „Auf der Erde gibt es keine Schwerkraft. Du kannst ganz normal gehen."
„Das ist aber anstrengend im Raumanzug", die Kritk kam von Kommandeur des Raumschiffes.
„Was bleibt uns übrig?", erwiderte Celina. „,Ich habe keine Lust, das Ding aus und vier Stunden später wieder anzuziehen. Wir haben nur vier Stunden Zeit, uns umzusehen."
Die anderen waren ganz ihrer Meinung, auch die beiden Journalisten, die mit an Bord waren, um über den Ausflug des Raumschiffes zu berichten.
Alle hüpften vorsichtig aus dem Raumschiff und liefen dann in Richtung Werners Geschäft. Vor der Tür blieben sie stehen.
„Es ist kein Licht an", bemerkte Celina, „das ist sicher, um Strom zu sparen." Sie drückte die unverschlossene Tür herunter, und alle drängten sich in den Laden. „Keiner da", stellte Olaf verwundert fest. „Ich dachte, auf der Erde sei noch nicht alles automatisch gesteuert. So kann man sich irren."
„Egal. Nehmen wir uns etwas zu essen", beschloss Celina. Sie packten die Lebensmittel ein, und Celina suchte nach ihrer automatischen Zahlkarte. „Ich Trottel! Ich habe sie im Raumschiff vergessen", stellte sie verdrossen fest.
„Dann schreib einen Zettel, dass wir später bezahlen", empfahl der Kommandant.
„Hab ich auch im Raumschiff vergessen." Celina sah sich suchend um und entdeckte die offene Kasse. „Was ist das?" Neugierig nahm sie ein paar Scheine heraus und betrachtete sie, danach die Münzen.
„Das habe ich ja noch nie gesehen", sagte der Kommandeur. „Am besten nehmen wir das zur Untersuchung mit."
So geschah es. Die Außerirdischen packten Geld und Lebensmittel ein, verließen Werners Geschäft und flogen Stunden später wieder ihrer Heimat entgegen."
„Haha!" Manfred lachte laut. „Du solltest Schriftsteller werden, Fred."
„Das ist der reinste Unsinn", stellte Kellermann fest, „und zum hundertsen Mal, die Tür war abgeschlossen."
„Was meinst du selbst, Werner?"
Werner Kellermann legte seinen Freunden den Zettel hin. Es stand nur ein Satz drauf: „Elvira hat es gedreht."
„Du glaubst, deine eigene Frau hat bei euch eingebrochen?" Manfred und Fred waren eher amüsiert als überrascht.
„Sie hat einen Schlüssel", erklärte Kellermann. „Und sie wollte, dass ich die Versicherung anrufe. Klarer Fall."
„Versicherungsbetrug? Warum sollte sie das machen?"
Kellermann dachte nach. „Ich weiß es auch nicht."
„Da sind die Außerirdischen ja noch glaubhafter", bemerkte Fred.
Die Tür der Kneipe ging auf, und ein Pärchen, das keiner der drei kannte, trat ein und steuerte auf einen Tisch in der Ecke zu. Verdutzt schauten alle drei auf, als sich die Frau einen Weg zu ihrem Tisch bahnte und genau vor Kellermann stehenblieb.
„Entschuldigung", sagte die Frau. „Ist einer von Ihnen Werner Kellermann? Man sagte mir, dass ich ihn hier fände."
„Ich bin Werner Kellermann", sagte Kellermann überrascht.
„Ah!" Die Frau strahlte. „Schön, dass ich Sie gefunden habe." Sie kramte in einer riesigen Handtasche und überreichte ihm dann einen Scheck. „Das ist für Sie. Mein Name ist Celina. Vor einiger Zeit sind wir mit unserem Raumschiff hier gelandet, haben uns in ihrem Laden versorgt und konnten nicht bezahlen."
Kellermann sprang auf. „Sie wollen mich wohl verschaukeln?", brüllte er laut und wollte sich auf Fred stürzen. „Das hast du doch inszeniert, du blöder Hund!"
„Werner! Werner! Wach auf!" Jemand rüttelte ihn unsanft an der Schulter. Werner öffnete die Augen und sah in das Gesicht seiner Frau.
„War das ein Alptraum!", stöhnte er. Seine Frau nickte.
„Das kann man wohl sagen. Ich habe dir ja gesagt, Fernseher im Schlafzimmer ist eine blöde Idee. Dein Alptraum fing sicher damit an, dass du über dem Tatort-Krimi gestern Abend eingeschlafen bist."
Kellermann war zu erschöpft, um zu widersprechen und nickte nur.
„Ach übrigens", sagte Elvira beiläufig, „ich habe den Schlüssel vom Geschäft verlegt. Kannst du mir einen neuen nachmachen lassen?"