Veröffentlicht: 20.01.2019. Rubrik: Unsortiert
der getuerkte verrat
nach meiner abgebrochenen indienreise zog ich wieder in meine alte wohngemeinschaft zu olga, hans und christine, hans's neuer freundin. olga war die ehefrau von hans, aber ich hatten ein verhaeltnis mit ihr. mit hans gab es deshalb nie streit, wir waren beide keine besitzergreifenden typen. dafuer zankte ich mich des oefteren mit olga, sowie eben mit allen frauen, mit denen ich ein ernstes verhaeltnis einging. hans war vermittler und bemuehte sich redlich unsere leidenschaft zu daempfen. er mochte keine konflikte und war happy, wenn ich mich mit olga gut verstand. er war wie dostojewski der die liebesbriefe seiner frau dem geliebten ueberbrachte.
auf dem college waren olga konkurrenten. sie war sehr gut in sprachen und auch in mathe, ich war gut in politik, philosophie und english, in english aber nur wenn es um shakespear interpretationen ging, dann sprang meine note von 5 auf 2. olga besass ein phaenomenales gedaechtnis und beherrschte vokabel und gramatik aus dem ff, aber phantasie war ihre schwache seite. wir zogen uns gegenseitig an wegen der voellig verschiedenen begabungen. es war mir unmoeglich im schnellen lernen mit olga mitzuhalten und ich war eifersuechtig auf ihr elektronengehirn. ihr stand der mund offen, wenn ich texte interpretierte oder aufsaetze vorlies. vielleicht wollte sie von mir gevoegelt werden, damit endlich der goettliche funke uebersprang, sie besass kaum kreativitaet. ich tat jedenfalls alles um ihr schoene orgasmen zukommen zu lassen. sie wahr sehr attraktiv. ich werde nie ihre tiefen dunklen augen vergessen, als sich das erste mal in ihr bett zog.
das college wollte mich nicht mehr aufnehmen, weil ich von den bullen wegen drogen gesucht wurde. ich war damals von heut auf morgen in den sommerferien aus dem college verschwunden, hatte aber vor beginn der ferien noch in einer feurigen rede wegen einer vom rektor geplanten suspendierung eines radikalen lehres das gesamte college zum streiken gebracht. der rektor und andere lehrer waren wuetend und der lateinlehrer, der mich trotz meiner schlechten noten verehrte, sah in mir so eine art spartacus. der streik wurde mit grosser mehrheit beschlossen, der rektor zeriss hysterisch unser pamphlet und wir alle gingen streikend in die grossen ferien. ich entschloss mich nach indien abzuhauen. nach den sommerferien war ich weg, aber die anderen aus dem politischen lager u.a. auch meine freundin olga mussten meine suenden ausbaden. man liess ihnen keine wahl als die das college zu verlassen. ca. 8 leute aus meinem engeren kreis mussten ihren 2. bildungsweg auf der ermuedenten abenschule fortsetzen, waehrend ich auf den spanischen treppen herumlungerte und den lieben gott einen guten mann sein lies.
als ich dann wegen krankheit meine reise abbrechen musste, meldete ich mich fuer das begabtenabitur im fach philosophie und germanistik an. ich hatte nur 3 monate zeit fuer die pruefungsvorbeitungen. ich lass taeglich von morgens bis abends ueber kants erkenntnistheorie, heidegger und neuere deutsche literatur und uebte mathe. damit ich den stress aushielt, nahm ich regelmaessig captagon, ein starkes aufputschmittel. als ich nach 3 monaten zu pruefung ging, war ich so vollgepumpt mit wissen, dass ich quasi explodierte, wann immer mir eine frage gestellt wurde. die pruefungskommission bestand aus einem proffessor und 5 oberschullehrern. der prof, ein sehr freundlicher mann, war von mir ueberzeugt als er sah mit welcher begeisterung ich die philosophischen themen abhandelte. die lehrer wurden durch mein wissen so eingeschuechtert, dass sie sich keine fragen zu stellen getrauten. ich war froh darum, oder habe es sogar beabsichtigt, denn jenseits meines angesammelten wissens herrschte tabula rasa. ich musste verhindern, dass ich die kontrolle ueber die pruefung verlor und fragen gestellt wurden, die ich nicht haette beantworten koennen.
unter den college studenten war ich der grosse held, da ich trotz der aufnahmeverweigerung das abitur ca 1/2 jahr frueher geschafft hatte. die abendschueler wurden etwa zur gleichen zeit fertig wie die kollegiaten. olga war sauer auf mich, weil sie mit ihrer intelligenz meine machenschaften durchschaute und moralisch ablehnte. sie musste aber leider anerkennen, dass ich am ende sogar noch profitierte. sie fand das sehr ungerecht. nichtsdestotrotz verbuchte sie meine ganze storry auf der habenseite, weil sie zu all dem nie den mut gehabt haette. sie war sehr intelligent aber auch sehr feige.
hans war jetzt doctorant der physik und nahm anlauf auf seine promotion. manchmal verstand ich seine moral nicht, wenn er sauer auf mich wurde, wegen meinen wortgefechten mit olga. ich glaubte ein anflug von eifersucht bei ihm wahgenommen zu haben und argwoehnte, dass seine tolleranz und nicht-eifersucht nur gespielt seien. ich auesserte meinen verdacht, aber weder er noch olga wollten das zugeben. trotz christine und mir schliefen die beiden aber manchmal zusammen, sie waren ja schlieslich immer noch mann und frau. mir kam das vor wie eine vater tochter beziehung. eifersuechtig war ich darauf, dass olga all ihre sorgen vor ihm ausschuettete und nicht vor mir, das war ein mistrauensvotum. es machte mich rasend. auch hans war nicht mehr so freundlich wie frueher und es stand im raum, dass ich besser die wg verlasse sollte. ich war ein geaechteter.
neben all dieser psychodramatik tauchten immer wieder bullen auf, die mich verhoeren wollten. duch zufall oder glueck ahnte ich das im voraus und verpisste mich durch die hintertuer. die bullen gaben nicht auf und redeten stundenlang mit hans. eines tages gab er ihnen als zeichen seiner "arglosikkeit" ein kleines piece shit und etwa 5 gramm rohopium, das ich von den spanischen treppen mitgebracht hatte. auf dem plastikbeutel waren nur meine fingerabdruecke. jetzt hatten sie mich endlich und der beste anwalt konnte mir nicht mehr viel helfen. ich bekam eine 2 jaehrige bewaehrungsstrafe. die wohngemeinschaft hat mich rausgeschmissen, weil ich hans unterstellte mich bewusst ans messer geliefert zu haben. warum? aus eifersucht. er war wieder mit olga zusammen und christine war schon laengst ausgezogen. es war also alles nur ein emanzipations ausflug.
epilog
der sinn eines individuellen lebens ergibt sich aus dem, was der betreffede tut und nicht, was er glaubt, denkt, fuehlt oder traeumt. jeder kann irgendetwas glauben, denken oder fuehlen, aber nur was er wirklich in die tat umsaetzt, das zaehlt, im guten wie im boesen. wenn ich solche dinge schreibe, ist der sinn meines lebens nicht das, worueber ich schreibe, sondern die tasache dass ich schreibe. ich gebe meinem leben den sinn, dass ich schreibe oder male oder, was sonst auch immer. es ist so einfach und hat nix mit moral zu tun