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geschrieben 2019 von kurt eichhorn (kurt eichhorn).
Veröffentlicht: 16.01.2019. Rubrik: Unsortiert


gnadenlos

gnadenlos

gnadenlos
kurzgeschichte von kurt eichhorn

hanchen schleppte am morgen eine ratte ins haus. erst spielte sie jagen mit ihr, dann stand die ratte aufrecht auf den hinterbeinen und schrie um ihr leben. es klang so wie "helf mir, helf mir". hanchens blick war eiskalt. karl zog es das herz zusammen und er haette die ratte am liebsten aus ihren faengen befreit, aber dann haette hanchen ihn wieder tagelang geschnitten. also nur nicht eingreifen, in ein paar minuten wird die ratte tot sein. da hoerte er auch schon wie die knochen in hanchens maul krachten. so ging das 2 bis 3 mal die woche, ratten, maeuse, voegel und sogar schlangen. hanchen war ein raubtier, aber er liebte sie ueber alles.

die beiden lebten schon eine ewigkeit zusammen. er war dabei als hanchen aus dem bauch von luki kam. luki, eigentlich lukisana (indonesich: das gemaelde) ist eine verwilderte hauskatze mit buntem fell, schwarz, weiss, grau und rotbraun. die indonesier sagen, dass 4 farb katzen glueck bringen. eines tages war sie da. stolzierte hoch schwanger durchs studio auf der suche nach einem platz zum werfen. es kamen 3 babies und eines davon war hanchen. hanchen war sehr schuechtern und nicht so verschmust wie die beiden anderen, es waren katerchen. sie besass keinen schwanz, sondern nur einen stummel. ihr fell war grau, braun rot marmoriert und brust alle vier tatzen waren weiss, wie wenn sie weise schuhe anhaette. hans liebte sie.

luki mochte hanchen nicht besonders, das konnte man sehen, aber hans griff da ein und machte klar, dass hanchen nicht verstossen wird. luki war im begriff das zu tun. vielleicht wollte sie sich kuenftige konkurenz vom hals halten. als die jungen alt genug waren, verschwand luki wieder im dschungel von balis hinterhoefen. sie kam gelegenlich um frischen tunfisch abzustauben. spaeter als karl mit hanchen nach java zog, hat er luki aus den augen verloren. er wird sie nie vergessen, weil sie ihm hanchen geschenkt hat.

hanchen hatte dann mehrere wuerfe wunderschoener jungen, fast immer katerchen. karl konnte sich kaum von ihnen trennen. er auch wusste das die indonesier ihre katzen mit reis und nur ganz wenig fisch fuettern, aus geiz oder aus armut, jedenfalls waren alle ihre katzten sehr unterernaehrt.
man haette glauben koennen, dass sie sie zu vegetariern erziehen wollten, was natuerchlich schwachsinn ist. karl versuchte immer wieder ihnen zu erklaeren, dass eine katze nichts anderes als ein kleiner tiger ist, aber die schulbildung ist hier so mangelhaft, dass sie ihm das nicht glauben wollten und ihn auslachten.

trotz aller skrupel, 9 katzen, davon 8 kater, konnte karl nicht behalten. schweren herzens liess er hanchen kastrieren und gab 4 neugebohrene an dorfbewohner ab. jetzt hatte er nur noch hanchen und 4 kater. einer davon war ein findling namens ai-ai. die 4 kater wuchsen, wurden gross und geschlechtsreif. nicht nur dass das ganze haus bestialisch stank, sie bekaempften sich auch gegenseitig und 3 wanderten letzten endes aus bzw wurden von den jeweils verbliebenen vertrieben. am ende war nur noch hanchen und ai-ai uebrig. nach ca 1 jahr verliess auch ai-ai das haus zog von sich aus zu karls exfrau auf's dach. hanchen mochte ai-ai nicht und das muss ihn wohl gekraenkt haben. er hat ihr halbtote maeuse vor die fuesse gelegt, aber das alles hat nichts genutzt, sie mochte ihn nicht. mehrmals brachte karl ai-ai zurueck zu sich, aber er ist immer wieder direkt zur ex gewetzt. er spazierte dann 1 jahr taeglich zu ai-ai, um ihn und seine dort anweseneden freundinen mit frischem fisch zu versorgen, er sollte schliesslich nicht zum schwaechlichen vegetarierer verkommen. ai-ai war sehr stark und muskuloes und sein ehemals liebliches gesicht war von den spuren vieler revierkaempfe gezeichnet. anfangs freute er sich jeden morgen auf karl, im laufe der zeit hat er sich jedoch mehr und mehr entfremdet, er lies sich kaum noch anfassen. manchmal konnte er nicht mehr laufen, weil er eine eiternde bisswund an der taze hatte. wenn karl ihn dann zum arzt bringen wollte, machte er einen riesen aufstand und schrie wie am spiess. es war unmoeglich, karl musste akzeptieren, dass er moeglicherweise an seinen verletzungen starb. aber er starb nicht und hat sich immer wieder von selber erholt. jetzt ist er auch bei karls ex ausgezogen und keiner weiss wohin. vielleicht ist er auch tot. das er mitleid mit ihm hat, bekaempf karl, denn das bringt nichts. er ist letzten endes wieder zu einem wilden tier geworden. man sollt da nicht eingreifen.

ueberhaupt sollte der mensch sich raushalten bei der natur, denn wann immer er eingreift, macht er alles nur noch schlimmer. und sich selber macht er etwas vor. der mensch ist auch ein raubtie mit weit groesserem zerstoerungspotential als alle anderen zusammen. einer seiner schlimmsten waffen ist sein mitleid. das benutzt er privat wie in der politik und loest da dramen und dort katastrophen aus. am ende bombadiert er irgend jemand aus mitleid mit irgend jemand anderem. was fuer ein gnadenloser schwachsinn.

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