Veröffentlicht: 28.12.2018. Rubrik: Märchenhaftes
Das Lama, Dromedar und Kamel
Die Sonne strahlt lächelnd, alleine am Himmel, keine Wolke, die sie stört. Der warme Sand ist angenehm und zieht sich weit bis an den Horizont. In der warmen Wüste, die klein ist und nur wenige kennen, leben drei gute Freunde: Lama, Dromedar und Kamel. Die Wüste ist reich an Pflanzen und idyllisch wie im Paradies. Es ist keine wüste Wüste wie manche denken, nein hier gibt es, vor allem für die drei guten Freunde, reichlich zu Essen, zu Trinken und alles andere was kein Bedürfnis offen lässt.
An einem warmen Tag kommt es zu einem erheiterndem Gespräch zwischen den drei guten Freunden Lama, Dromedar und Kamel.
An einem bestimmten Punkt gesteht Lama folgendes:
»Liebe Freunde, ich kenne euch schon länger und eure Freundschaft ist mir lieb. Aber mit der Zeit empfinde ich einen Mangel wenn ich euch sehe. Irgendwie fehlt mir etwas, wenn ich euch sehe. Es ist so als würde ich etwas nicht haben, was ihr habt obwohl wir uns doch die warme Wüste teilen und niemand dem anderen was wegnimmt, sondern gnädig gibt und gönnt. Ich wünschte ich hätte auch zwei schöne Höcker wie Kamel ihn hat. Auch einer würde mich glücklich machen, würde meinen Mangel füllen, wie Dromedar ihn hat. Doch ich, ich habe keinen Höcker, nicht mal einen, wie Dromedar ihn hat.«
Das Dromedar atmet auf und fügt hinzu:
»Lama ich verstehe und fühle was du sagst. Zwar habe ich einen Höcker und es scheint vielleicht als wäre es dann gut, aber wenn ich bloß zwei Höcker hätte wie Kamel sie hat, dann wäre ich glücklich, dann wäre mein Mangel gefüllt. Wie schön wäre noch ein Höcker wie Kamel ihn hat.«
Das Kamel blickt von Lama zu Dromedar, von Dromedar zu Lama.
Es vergeht eine Zeit der Ruhe bis schließlich auch das Kamel zu Sprache kommt:
»Liebe Freunde. Schon lange teilen wir unser Leben miteinander und behalten nichts für uns. Das ist was unsere Freundschaft lebendig macht. Ich verstehe was ihr sagt, aber nachempfinden kann ich es leider nicht. Trotzdem sage ich euch, dass auch ich einen Mangel fühle, der ungefüllt ist.
Ihr sagt ihr habt zu wenig Höcker. Wie schön es doch wäre bloß einen Höcker mehr zu tragen sagtet ihr. Doch mein Mangel besteht im zu-viel. Ja das Tragen und Ertragen ist mein Mangel. Hätte ich bloß keine Höcker, liebe Freunde, dann wäre ich glücklich, dann hätte ich keinen Mangel mehr. Zumindest einen Höcker weniger. Wie schön wäre das Leben dann, wie viel leichter wäre alles dann. Doch ich habe zu viel. Wie gerne würd ich es an euch weggeben - mein zu-viel.«
Auf Distanz lauschte dem Gespräch ein Geierpaar.
»Seh doch die drei Vierbeiner, seh doch warum sie Freunde sind. Jeder hat was die anderen nicht haben und jeder begehrt was er nicht hat.«