Veröffentlicht: 13.07.2023. Rubrik: Grusel und Horror
Hinab auf den höchsten Berg
Ein Mensch, der sich entscheidet in einen tiefen Abgrund zu springen, kann nicht mehr umkehren. So sehr er es auch wünscht kann er weder die Richtung ändern noch sich Flügel wachsen lassen und wieder hinauffliegen. Und sie sagen, es wäre nie zu spät umzukehren!
Es war ein früher Aprilmorgen. Die Sonne war gerade erst im Begriff sich vom Horizont abzuheben, die Luft war feucht und klamm, von Nebelschwaden durchzogen. Tau lag auf dem Gras, das den Hang bedeckte, den ich im Begriff war emporzusteigen. Trotz der kühlen, frischen Luft erweckte der Himmel den Eindruck, dass dieser Tag äußerst sonnig und heiter werden mochte. Allerdings hoffte ich inständig mein Ziel zu erreichen, bevor sich die Sonne am Himmel in ihrem vollen Glanz präsentierte. Das Licht der Sonne hatte die Eigenheit viele der Gedanken, die aus der Nacht überlebt hatten und bis zur Dämmerung anhielten endgültig verblassen zu lassen. War dies für mich zumeist ein Trost gewesen, so fürchtete ich mich jetzt vor dieser Klarheit bringenden Wärme, denn einen Gedanken gab es, an dem ich mich festhielt, der mich seit Stunden dazu trieb unermüdlich den Hang hinaufzuklettern. Ich wusste nicht, ob ich im Licht der Sonne noch die Kraft besäße, mein Vorhaben Wirklichkeit werden zu lassen, selbst wenn auf mir der Druck einer jahrtausendalten Tradition lastete. Und das war der Fall. Ich war genau zur richtigen Zeit, genau am richtigen Ort, um das zu tun, was seit jeher von meiner Familie erwartet wurde. Ich war hier, um zu springen. Ich gehörte einer Gemeinschaft an, die seit langen Zeiten schon bestand. Einer Gemeinschaft die auch in ferner Zukunft noch bestandhaben wird. Alle 210 Jahre wird sich einer aus meiner Linie aufmachen, um zu springen. Denn das ist unsere Aufgabe, zu springen. Wir müssen springen, um aufsteigen zu können. Ich hatte mich viele Nächte auf diese Aufgabe vorbereitet, denn nur die Nacht gab mir den Raum für den Gedanken an die Tat. Bei Tag erschien mir diese Aufgabe absurd. Bei Tag hinterfragte ich diese alte Tradition, die schon viele von uns zur Wahrheit geführt hatte. Doch des Nachts konnte ich die Stimmen hören.
Es hatte als Kind begonnen. Meine Eltern erklärten mir jene Phänomene, indem sie von Albträumen sprachen, und ich glaubte ihnen. In den frühen Lebensjahren träumt der Mensch bisweilen sehr lebhaft und auch wiederkehrende Träume sind nichts Ungewöhnliches. Der Moment, in dem ich sie hörte, war derart kurz und flüchtig, dass er mir schon am nächsten Morgen unwirklich und traumhaft-amorph erschien. Doch diese Augenblicke wurden länger und deutlicher und ich lernte anhand einfacher Techniken, die irgendwann jedes Kind beherrscht, zu unterscheiden, wann ich wach war und wann ich träumte. So beteuerte ich meinen Eltern gegenüber wieder und wieder, dass es sich nicht um Traumgespinste handelte, sondern dass sie real waren. Eine Weile lachten sie darüber, doch bald schon begannen sie sich ernsthaft Sorgen, um meine geistige Gesundheit zu machen. Später dann sprach der Schulpsychologe von einer lebhaften Fantasie, wie sie nun einmal insbesondere bei Hochbegabten Kindern vorkommt und meine Eltern waren damit aufs Erste zufrieden, vermutlich nicht zuletzt wegen des damit einhergehenden Status als Eltern eines Hochbegabten Kindes. Doch mit den Jahren wurde mein Zustand schlimmer, nicht nur wegen den Stimmen, sondern auch wegen diverser anderer Symptome. Ich entwickelte Essstörungen und autoaggressive Züge, bis hin zu einer starken Suizidalität als Jugendlicher. Im Alter von 14 Jahren verbrachte ich ein ganzes Jahr in einer psychiatrischen Klinik. Dort lernte ich mit meinen zahlreichen Erkrankungen umzugehen, die allesamt auf meinem langen Diagnosebrief aufgelistet waren. Nach dem klinischen Aufenthalt war ich zu einem normalen, wenn auch einsamen Leben in der Lage. Niemals aber habe ich aufgehört sie zu hören, jene Stimmen, die des Nachts zu mir sprachen. Ich weiß, dass es keine Träume sind und ich weiß bei Gott, dass sie keine Einbildung meines kranken Geistes sind. Denn ich habe nunmehr über zehn Jahre mich mit dissoziativen Phasen und Momenten der schieren Manie auseinandergesetzt. Ich weiß sehr genau und kann sehr genau benennen, was Einbildungen meines Gehirns sind – davon, das will ich nicht leugnen, gibt es einige –, aber die Stimmen sind anders. Ich weiß, wer dies liest, wird mir nicht glauben, aber ich versichere es. Ich kann nicht sagen, woran ich ihre Echtheit zuerst festmachte. Entweder sie waren realer als alle meine Wahnvorstellungen, oder sie waren so wenig real, dass sie kein Produkt meiner selbst sein konnten. Anfangs bemerkte ich nur ihre Präsenz und fürchtete mich. Manche Nächte lag ich zitternd, zusammengekauert im Bett und fürchtete den morgigen Tag nicht zu erblicken. Doch mit der Zeit lernte ich sie zu verstehen und erkannte, dass sie mir freundlich gesinnt waren. Sie erklärten mir die Geschichte meiner Familie. Sie erzählten mir von dem einen Auserwählten alle 210 Jahre. Und sie offenbarten mir, dass ich dieser Auserwählte sei. Vorerst aber, wollten sie mir nicht offenbaren, was meine Aufgabe sei. Nur dieses lehrten sie mich, was meine Sicht auf die Realität für immer veränderte:
Ich hatte bis zu jenem Zeitpunkt immer angenommen die Wirklichkeit sei absolut und statisch. Nun aber erfuhr ich von den Stimmen neues Wissen über viele, sich überlagernde Wirklichkeiten, die überhaupt nicht statisch, sondern fluid und unstet waren. Vieles lehrten sie mich, was ich nicht verstand, und manches was ich verstand, aber hier nicht in Worte fassen kann, jetzt da ich gescheitert bin. Schließlich aber, nachdem sie lange mit mir gesprochen hatte und ich Nacht um Nacht ihren fremdartigen Erzählungen halb gespannt halb verstört zugehört hatte, lehrten sie mich meinen Auftrag. Ich weiß nun die eine Wahrheit, die ich trotz meines letztlichen Scheiterns nie vergessen werde und deren wahre Schrecklichkeit niemand begreifen wird, der nicht gesehen hat, was ich gesehen habe: Wir müssen springen, um aufzusteigen. Ich rate jedem der diese Zeilen liest: Lege dieses unheilige Dokument, wo auch immer du es gefunden hast zurück! Fliehe, kehre nicht um, denke nicht hieran! Wenn du aber einer jener wenigen sein solltest, die wie ich den Ruf vernommen haben, dann will ich dich, nachdem ich dich zunächst zutiefst bedauere um dein schreckliches Schicksal, dazu ermutigen weiterzulesen. Vielleicht kann dir die Lektüre meines Erlebnisses helfen einen glücklicheren Ausgang zu erleben.
Darum will ich nun fortfahren – ich muss mich für meine Ausschweifungen entschuldigen, doch die Angst und die Sorge nicht rechtzeitig alles niederschreiben zu können, beeinträchtigt für gewöhnlich die Struktur der hastig in den letzten Tagen eines Lebens abgefassten Schriften – zu schildern, was an jenem Tag geschah.
Bis zu diesem Morgen wusste ich nicht ob nicht meine Ärzte, Lehrer, Professoren und alle anderen, die von Träumen, Einbildungen und Halluzinationen sprachen, am Ende doch Recht behalten hatten. Ich hatte einen Ort und eine Zeit. Ich war nie zuvor hier gewesen, hatte dieser Gegend auf keiner Karte betrachtet, noch irgendein Wort über diese Menschenverlassene Steilküste im Nordosten Deutschlands gehört. Doch ich war der Beschreibung der Stimmen gefolgt und hatte hier nun den endgültigen Beweis, dass sie wirklich echt waren. Ich fand mich an einem Ort wieder, der genau dem entsprach, was sie mir geschildert hatten. Ein vollkommen verlassener, grasbewachsener Hang. Keine Häuser, Straßen, oder sonstige Spuren menschlicher Zivilisation, als hätte ich hier bereits die Grenze zwischen den Realitäten durchbrochen. Das Gelände stieg an und führte hinauf bis zu einem Punkt, wo sich aller Voraussicht nach eine Steilküste befand. Nachdem nun alles so war, wie es mir erzählt worden war, einschließlich jedes knorrigen Baums und jedes kargen Findlings, hatte ich keine Zweifel daran, dass auch alles Übrige sich bewahrheiten würde. Mühsam stieg ich den Hang empor. Es muss gegen 9 Uhr gewesen sein, als ich endlich am obersten Punkt ankam und seufzend auf das blickte, was ich schon erwartet hatte. Vor meinen Füßen klaffte ein gähnender Abgrund. Das Land brach unmittelbar ab und ich stand am Rande einer hohen Klippe. Unten brandete das Meer gegen den harten Felsen. Dies war der Ort, dies war die Zeit. Hier war der Punkt, wo die Grenze zwischen den Realitäten verschwamm, wo ich aufsteigen konnte. Ein nie gekanntes Gefühl erfüllte mich, ich fühlte mich… richtig. Ich spürte den Ruf von Bestimmung und eine ungeahnte, mich drängende Notwendigkeit. Wenige Schritte waren zwischen mir und dem Aufstieg.
Ich war dem Ruf meiner Ahnen gefolgt und stand kurz davor meinen Auftrag zu erfüllen, doch nun im Licht der aufgehenden Sonne lastete eine nie gekannte Schwere auf mir, die jeden weiteren Schritt zu behindern schien. Angst beschlich mich, Angst vor dem Sprung. Ich weiß, dass die Psychologen und Ärzte dies den schieren Überlebenstrieb nennen würden, der mich versuchte am Sprung zu hindern. Doch ich schwöre, das war es nicht. Obwohl die Sonne direkt auf mich schien, war mir unerklärlich kalt. Ein ungeahnter Schrecken befiel mich. Es war fast als begann ich plötzlich zu begreifen, dass das, was ich durch meinen Aufstieg erblicken würde meinen Verstand überstieg. Ungeahnte Furcht lastete auf mir, Furcht, die sonst nur die Nacht bereithielt, wenn die Stimmen sprachen. Ich stand an der Grenze des Verstandes und war kurz davor das, was ich kannte für immer zu verlassen und den Schritt in die Erleuchtung zu wagen. Doch was, wenn die Erkenntnis der höheren Sphären mich nicht mehr loslassen würde, sobald ich sie erblickt hatte, was wenn die Einsicht in die Pluralität der Realitäten meinen Kopf auf immer vernarben und meinen ohnehin geschundenen Geist verstümmeln würde? Jedoch hatte die lange Vorbereitung mich für diesen Augenblick stark gemacht. Nacht für Nacht hatte ich mich versucht auf diese Angst vorzubereiten und sie zu überwinden. Und mit stoischer Bestimmtheit, obwohl mein Inneres alles andere als stoisch war, sprang ich hinab in den Abgrund.
Nein, es war kein Sprung, denn ich viel nicht mit der Geschwindigkeit, die ich gehabt haben müsste. In dem Moment, wo ich über den Rand trat, spürte ich ein völlig neues Gefühl. Ich schwebte in der Luft wie jemand, der im Wasser treibt. Doch die Schwerkraft zog mich langsam nach unten auf die Fluten zu. Ich sank hinab, dem Meer entgegen. Da teilten sich zu meinem Entsetzen die Wogen und gaben den Blick auf einen unendlich schwarzen Abgrund frei. In diesen zog mich die Schwerkraft meiner Seele hinab. Fast metaphysisch war der Abstieg. Schließlich tauchte ich ein in die Dunkelheit des Nichts. Immer tiefer sank ich hinab in die Schwärze und über mir schloss sich der Raum, sodass ich in vollkommener Finsternis eingeschlossen war. Ich spürte, wie ich herabsank. Doch mit der Zeit spürte ich neue Bewegungen. Ich sank weiter ab, doch zu Teilen fühlte ich mich, als ob ich zugleich hinaufflog. Richtung und Perspektive lösten sich auf und zeigten sich in ihrer ganzen, kosmischen Fluidität. Das war ein schreckliches Gefühl. Ich spürte, wie mein an meiner Wirklichkeit haftender Verstand versuchte mit irdischen Parametern, diese neuen Dimensionen zu erfassen und schier zu bersten drohte. Das Gefühl kann ich am besten mit einem jener halbwachen Zustände beschreiben, in denen man mit offenen Augen träumt und zugleich die wache, wie die träumende Welt wahrnimmt. Mein Kopf schmerzte, wenn es denn noch mein Kopf war, denn ich hatte das Gefühl, als hätte ich meinen Körper in der für ihn bestimmten Realität zurückgelassen. Dann kamen das Licht und die Farben, die so viel vielfältiger und fremdartiger waren als ich sie kannte. Ich verstand nicht, was ich sah, und folglich sah ich alles und nichts zugleich. Das war zu viel. Ich schrie und betete, dass es aufhörte. Doch es hörte nicht auf, im Gegenteil: Farbe, Richtung, Licht, alle bekannten Parameter vervielfältigten sich. Wie ein Fiebertraum, doch zugleich leider so wirklich und das war es, was es fast unerträglich machte. Doch mit der Zeit war ich gezwungen, mich auch daran zu gewöhnen. So unendlich lange – oder waren es doch nur wenige Sekunden? – fiel ich, dass ich schließlich lernte meinen Verstand in seine Schranken zu weisen. Ich schaffte es die Versuche aufzugeben, das, was ich wahrnahm, zu interpretieren, es in menschliche oder irdische Parameter einzuordnen. Ich nahm einfach nur die sich vor mir auftuende Wirklichkeit wahr. Allmählich begriff ich: was ich sah, konnte ich nicht verstehen, durfte ich nicht verstehen. Denn das Verstehen verfälscht, zwängt Übermenschliches in den menschlichen Erkenntnishorizont. Nun aber nahm ich schlichtweg wahr, verfälschte nichts ordnete nichts ein. Ich fühlte mich erhaben und groß, ich spürte, wie ich immer mehr über mich hinauswuchs, mehr wurde. Ich verstand nicht, aber nahm wahr, dass ich mehr als ich selbst war, dass wir mehr waren. Ich war Wirklichkeit, und die Wirklichkeit war Ich. Ich spürte Größe, unfassbare Größe, die mich umgab und zugleich von mir ausging.
Und dann sah ich, dass sich in der Dunkelheit unter mir etwas abzeichnete. Ich sah Berge, wenn man sie denn so nennen sollte – Ich muss es hier tun, da ich ansonsten keine Möglichkeit habe zu Papier zu bringen, was ich dort sah. Berge, die zugleich tief unter mir waren und über mich hinausragten. Ich stieg auf und ab im selben Moment. Ich sah die Welt, die ich kannte, unter und über mir und alle anderen Welten mit ihr. Alles war eins. Ich stieg hinab, bis ich über allem war, hinab auf den allerhöchsten Berg. Ich war nun über allem und unter allem, alles umgab mich und ich war Teil davon. Und dann hörte ich sie. Die Stimmen. Schrecklicher und lauter als jemals zuvor. Sie sprachen zu mir von den wahren Essenzen des Seins. Doch was sie mir eröffneten, war schrecklich und unbeschreiblich. Sie sprachen zu mir von dem Unfassbaren grausamen Willen kosmischer Wesenheiten. Von dem Dunklen Feind allen Seins, der aber zugleich das Sein selbst war. Von der sich selbst vernichtenden Ewigkeit, dem vollkommen Widerspruch. Ich fühlte mich mit allen diesem verbunden, ich war die Zerstörung und das Wachstum in einem. Zu entsetzlicher Größe überhöht und zugleich kleiner als ich je gewesen war. Hinab auf den höchsten Berg. Ich war tief hinabgestiegen, bis ich so entsetzlich weit oben war, dass nichts mehr an sich heranreichen konnte. Ich war zu so maßlos übersteigerter Gigantomanie angewachsen, bis ich so gering war, dass selbst der erbärmlichste aller Menschen noch über mir stand. Das alles ergab keinen Sinn und ich spürte wie mein Verstand wieder erwachte und nach Sinn in alldem suchte. Da begannen die Schmerzen wieder. Ich konnte mein Denken, mein Suchen nach Logik und Kohärenz nicht ausblenden. Immer stärker wurde der schreckliche Drang zu verstehen. Ich nahm nicht mehr nur wahr, ich interpretierte, ich ordnete ein. Da bekam ich Angst. Ich sah nicht mehr den Kosmos, sondern entsetzliche Finsternis und grausame Wesen, die mich umkreisten und mit entsetzlichen Stimmen schrien. Ich selbst schrie auf und meine eigene Stimme war noch viel entsetzlicher. Ich spürte meinen Verstand auseinanderfallen. Ich kann nicht beschreiben, wie sich Wahnsinn anfühlt, aber zu wissen, wachen Auges zu beobachten, dass man dem Wahnsinn verfällt, das ist grausam. Kein Mensch kann das aushalten, ohne in unendliche Dunkelheit zu stürzen. Und so stürzte ich schließlich herab. Nur noch nach unten viel ich, in unendliche Tiefe und auch wenn ich spürte, dass es keinen Aufprall gab, so war es doch ein Fall und kein Schweben und ich schrie, bis ich Blut spie. Meine Trommelfelle platzten und wuchsen mir sogleich neu, um erneut zu bersten. Meine Augen brannten, aber ich konnte sie nicht schließen, bis ich schließlich mit offenen Augen das Bewusstsein verlor.
Ich erwachte wenige Tage später auf der Intensivstation irgendeiner Klinik. Ich wusste nicht, in welcher Stadt, ich wusste kaum mehr, wer ich war. Die Ärzte sagten, man hätte mich aus dem Meer gezogen. Ich schrie und tobte, sollte das alles nicht echt gewesen sein? Mein Fall wurde als Suizidversuch bewertet und ich vermute, wer auch immer dies liest, wird mein Erlebnis ebenfalls für eine wahnhafte suizidale Fantasie halten. Die Erdichtung eines kranken, narzisstischen Geistes, der versucht seine Verzweiflungstat zu einem Akt von Größe und Bedeutung zu überhöhen. Ich wurde wenige Tage später in eine geschlossene, psychiatrische Anstalt verlegt, in der gleichen Stadt, deren Namen ich nicht kenne. Hier nun schreibe ich all dies auf. Stift und Papier stehen mir in Massen zur Verfügung. Ich will nicht zur Nachahmung anregen, ich will warnen. Der Ruf wird auch andere nach mir noch ereilen. Wenn ihr überleben wollt, dann lernt euren Verstand zu besiegen, denn sonst werdet ihr wie ich verstehen und zerbrechen. Und ihr werdet sterben, denn dem Ruf zu widerstehen ist zwecklos. Ihr werdet es nicht können, wie ich es nicht konnte. Und selbst jetzt lässt er mich nicht los. Ich hatte eine Gelegenheit den Aufstieg zu schaffen, doch ich habe versagt und jetzt habe ich begonnen das Universum zu verstehen. Damit ist mein Schicksal besiegelt. Ich höre die Stimmen jetzt jederzeit. Sie rufen mich weiterhin. Eines Tages werde ich ausbrechen und wie fremdgesteuert einen erneuten Versuch unternehmen. Doch ich bin gebrochen und werde diesen Versuch nicht überleben, da ich nun keine Kontrolle mehr über meinen Geist habe. Einmal noch werde ich hinabsteigen. Hinab auf den höchsten Berg. Ich werde hinabsteigen und ich werde ins Nichts stürzen.