Veröffentlicht: 15.05.2023. Rubrik: Menschliches
Aufklärung
....oder wie Klein-Ilona davon träumte, ein Papa zu werden
Wie ich klein war, da war ich oft draußen im Garten bei den Männern dabei, wenn sie Holz sägten mit der Kreißsäge, Unkraut-Ex auf die Kies-Wegelchen gossen, mein Opa sein Moped reparierte oder unter unserer großen Ulme ratschend saßen, um sich nach getaner Arbeit auszuruhen, rauchend und reichlich Bier trinkend. Freilich latschten sie nicht erst vor zum Haus, wenn das Bier in ihnen drängte, sondern sie stellten sich an eine der drei Birken im Eck, die mein Opa gepflanzt hatte. So riesig war unser Garten gar nicht, doch mein Opa liebte den Schatten, war ganz versessen drauf.
Ich, als Mädchen, durfte mich jedoch aus demselbigen Grunde nicht hinsetzen in ein grünes Eckerl, darauf wurde äußerst großen Wert gelegt. Wär ja auch unanständig gewesen, für mich, als Mädchen. Nun ja, dieses Privileg der Männer schien mich recht beeindruckt zu haben, zumal ich manchmal sogar an der linken Hand gehalten wurde dabei, und so entstand in mir der Wunsch, einmal ein Papa zu werden, der im Stehen pieseln kann. Nachgeschaut hatte ich sogar schon, mich untersucht, ob mir an besagter Stelle was wachsen könnte, um ein Papa zu werden. Meine Eltern sahen, mich auslachend über meine Dummheit, zu.
Was für ein Glück, dass mir mit fast fünf Jahren ein kleines Brüderlein geboren wurde! Meine Mutter hatte mir klargemacht, dass sie mein Geschwisterl im Krankenhaus abholen müsse, wo das von einem Engel gebrachte Kind zunächst untersucht und beobachtet wurde. Währenddessen versorgte mich meine Oma, die ja im selben Haus lebte. Und dann, nach einer Woche, kam sie heim, meine Mutter, fuhr mit einem Taxi vor, schwebte geradezu heraus, zeigte mir im Vorbeigehen schnell das Neugeborene, daran kann ich mich noch genau erinnern. Es dauerte nicht lange, bis das Baby schrie, meine Mutter, vorgebend, das Baby zuvor auch noch nicht gesehen zu haben, wickelte es auf, und rief aus: „Oh, das Piperl ist ja schon dran!“, womit der Traum ein Papa zu werden, für mich abrupt ausgeträumt war.
Wie wäre die Mär eigentlich weitergegangen, hätte sich mein Wunsch nach einem Schwesterlein erfüllt? Das frage ich mich manchmal. Und warum meine Mutter mich lieber als dumm verkauft hat, anstatt mich aufzuklären, meine Mutter mit ihrer unverbesserlichen Einstellung:“Ja, die Männer, die haben halt was dran, und wir Frauen haben nichts.“ Mir verschlägt es im Nachhinein noch fast die Sprache.