Veröffentlicht: 31.03.2023. Rubrik: Persönliches
Ein sachliches Erzählgedicht
In der City, an einer Bushaltestelle,
Freitagmorgen, halb acht.
Hektisch quatscht der Typ neben mir in sein Handy:
„Stell dir vor, Marie, mein Bus kam nicht. Jetzt muss ich den nächsten nehmen. Ja, bestimmt komm ich zu spät - und das am ersten Tag!"
Es regnet, ich spanne meinen Schirm auf.
Wie grau die Stadt bei diesem Wetter wirkt.
Freudlos und farblos wie die Regentropfen,
aber wenigstens ist mein Schirm bunt betupft.
Als mein Bus kommt, ergreift Frau Kugel
(ich nenne sie in Gedanken so, keine Ahnung, wie sie wirklich heißt),
Raum und steigt vor allen anderen ein.
Kaum zu glauben, wie sie das jeden Tag schafft.
Mein Lieblingsplatz ist frei, ein Lichtblick.
Noch eine halbe Stunde bis Arbeitsbeginn,
die gilt es zu genießen.
Was mir einigermaßen gelingt,
bis die Durchsage des Fahrers kommt:
„Sorry, liebe Fahrgäste, ich habe mich verfahren, wir müssen noch mal zurück."
Empört schauen einige Fahrgäste auf,
der Typ von vorhin zückt sein Handy und beschwert sich bei Marie, dass er jetzt noch später kommt.
Ich komme eine Viertelstunde zu spät zur Arbeit und denke, ich könnte ein sachliches Gedicht über diesen Morgen schreiben.
Sonst war er ja auch zu nichts nutze.