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geschrieben von Eckhardt (Eckhardt).
Veröffentlicht: 12.03.2023. Rubrik: Unsortiert


Die Geschichte vom Mord in Afrika

Die Geschichte vom Mord in Afrika
Während meines Studiums lernte ich am Lehrstuhl für Hypnoseforschung einen Südeuropäer kennen, der unter unerklärlichen psychosomatischen Erscheinungen litt.
Er schlief extrem schlecht, weil er ständig Albträume hatte, die so beängstigend waren, dass er Nacht für Nacht schweißgebadet und schreiend aufwachte.
Er hatte verschiedene Ärzte und Therapeuten konsultiert, aber keine Therapie zeigte anhaltenden Erfolg oder brachte wenigstens Linderung. Sein Leidensdruck war groß, mein Professor schlug ihm eine Hypnosebehandlung vor. Er willigte sofort ein, ich durfte das Geschehen als Assistent begleiten.
In der Anamnese hörte ich, dass er Bergbauingenieur war und einige Jahre in Zentralafrika in einer Mine gearbeitet hätte. Auf die Frage, warum er sich ausgerechnet Schwarzafrika zum Arbeiten ausgesucht hätte, antwortete er, dass es schon seinen Urgroßvater magisch auf diesen Kontinent gezogen habe, warum wisse er auch nicht, es sei halt so etwas wie eine Familientradition. Der Urgroßvater sei unter sehr mysteriösen Umständen ums Leben gekommen, Genaues wisse niemand. Aus den bekannten gesundheitlichen Gründen hätte er die Arbeit in Afrika aber aufgeben müssen. Auf Nachfrage bestätigte er, dass die
Angstträume schon dort begonnen hätten, dann immer schlimmer geworden seien.
Der Klient, nennen wir ihn Panos, war von einer Suggestibilität, die sich jeder Hypnosetherapeut wünscht. Mit jeder Sitzung vertiefte sich die Trance, schon bald war er in der größten Tiefung angelangt.
Mir oblag die Aufgabe, die Videokamera und das davon unabhängige Tonband zu bedienen und zu überwachen.
Eines Tages, es mochte die 20. Sitzung sein, fing der Klient an, in unverständlichen Worten zu sprechen, die sich aber nicht wie ein unsinniges Gestammel anhörten, sondern wie eine mir unbekannte Sprache. Immer stärker bäumte er sich auf, er transpirierte stark. Seine Stimme, sein ganzer Körper geriet in Wallung, er trat und schlug um sich, wir hatten Probleme, ihn auf seiner Liege zu halten.
„Was sehen Sie, was ist mit Ihnen?“ Der Rapport war abgerissen. Meinem Professor fiel es schwer, die Sitzung abzubrechen, musste das dann aber aus Gründen des Patientenschutzes doch tun. Es dauerte lange bis Panos sich danach erholte, ich brachte ihn nach Hause. Er schien tief in Gedanken versunken, sagte aber kein Wort. Seine Frau schaute besorgt als ich ihn zu Hause ablieferte.
Bei der nächsten Sitzung führten wir ihm das Video vor, er wurde zunehmend unruhiger als
er sich sprechen hörte. „Das ist nicht meine Muttersprache, ich habe diese Sprache noch nie gehört. Aber irgendwie kommt sie mir bekannt vor, ich verstehe das alles nicht, aber spüre wie es mich tief beunruhigt.“
Er mochte sich an diesem Tag nicht auf eine neue Trance einlassen. Wir gaben ihm Zeit. Nach fast einem Monat erschien er gesunder aussehend und gefestigter wieder.
Er meinte, dass es nun an der Zeit sei, endlich Licht in sein Dunkel zu bringen.
Er sei überzeugt davon, dass das Ganze mit seinem beruflichen Afrikaaufenthalt vor Jahren zusammenhinge.
Wie gewohnt ging er schnell in eine tiefe Trance. Da passierte es: er schrie laut in derselben Sprache wie beim letzten Mal und schlug wie wild um sich. Sein Gesicht verzerrte sich zur Fratze, mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Der Hypnotiseur redete beruhigend auf ihn ein, wir hielten ihn stützend fest. „Ich hab ihn umgebracht, ich hab ihn umgebracht,“ rief er immer wieder, während er sich langsam beruhigte. Tränen und Schweiß vermischten sich in seinem Gesicht.
Als er wieder ganz in der Realität angekommen war, atmete er schwer, hatte Probleme,
seine Umgebung wahrzunehmen, wollte nicht reden. Wir beendeten die Sitzung, ich ging noch ein wenig schweigend mit ihm spazieren, dann brachte ich ihn nach Hause.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Metti am 05.04.2023:

Ich wäre neugierig auf noch etwas mehr Auflösung gewesen. Das mehrdeutige Ende hat aber auch was.




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 05.04.2023:

Durch Mettis Kommentar bin ich erst Heute auf diese Geschichte aufmerksam geworden. Sehr spannend. Ich hätte auch gern mehr erfahren. Vielleicht gibt es ja einen 2. Teil?
LG Anna

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