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4xhab ich gern gelesen
geschrieben von Soulheart.
Veröffentlicht: 20.02.2023. Rubrik: Unsortiert


Meine schrägsten Bewerbungsgespräche

Es ist sinnvoll, dass man mit vollem Elan in ein Bewerbungsgespräch geht – immerhin ist die Einladung hierzu bereits ein Schritt in Richtung neuer Job.
Dann ist der Tag gekommen und man geht frisch, motiviert und gut gelaunt los, um einen guten Eindruck zu hinterlassen.
Doch nicht jedes Gespräch verläuft gleich und egal wie gut man sich vorbereitet hat, gibt es seitens der Firmen, Überraschungen bei denen man nicht weiß, ob man Lachen oder Weinen soll.

Meine wirklich BESTEN bzw. SCHRÄGSTEN Erlebnisse sind hier aufgeführt:

1.   Der Prediger
Für eine Leasing Firma wurde eine Mitarbeiterin für die interne Bearbeitung gesucht, laut Ausschreibung.
Die Einladung kam prompt und ich freute mich, denn es klang interessant. Bei meinem Eintreffen – bin immer gerne früher da – war der Chef noch nicht im Haus. Super dachte ich, das zeigt ja wie wichtig ihm das wohl sei. Zehn Minuten nach dem eigentlichen Terminbeginn, schnaufte er das Treppenhaus hoch und war etwas außer Atem - Super - Guter erster Eindruck.
Nachdem er sich kurz verschnauft hatte und er sich mit einem Tuch abgewischt hatte, durfte ich mit ihm nach oben in sein Büro. Ein großes offenes Zimmer über den Dächern mit einer schönen Aussicht. Dort gab es einige Trainingsgeräte und ich überlegte, für wen die wohl seien. Immerhin machte er nicht den Eindruck auf mich, als ob er der große Durchtrainierte sei, aber gut.
Er nahm an seinem Schreibtisch platz und stillte seinen Durst mit einem großen Schluck aus seiner Cola Flasche, dann ging es los. Erst musste er meine Unterlagen auf seinem „aufgeräumten“ Schreibtisch suchen. Ich war etwas irritiert über das gesehene, aber lächelte tapfer. Bereits jetzt stellte ich mir die Frage, will ich hier einen Job? Warte ab, dachte ich guten Mutes, das ist nur eine Momentaufnahme.
Nach einigen Abgleichungen der Ausschreibung und evtl. Tätigkeiten, begann er auf meinem Lebenslauf herum zu malen. Okay … vielleicht hilft ihm das. Während er so einiges zeichnete , kam dann sein Hauptanliegen zu Tage – meine Einweisung in die Bibel und das Leben Jesus … OHHKAY
Zuerst dachte ich noch, es sei so ein kleiner Schwank und antwortete noch zögerlich – doch dies war vergebens! Durch das Malen, hatte er sich in eine Art Trance begeben und nahm nichts anderes mehr wahr. Völlig überrumpelt, wusste ich nicht was ich tun konnte, denn ich wollte ja nicht unhöflich sein – wie doof ich war. Naja ich „betete“ dann, dass irgendetwas dieses Gespräch unterbrechen würde und dann geschah es. Sein Telefon läutete – Yeahh ich freute mich … zu früh, denn er ignorierte es. Ich rutschte auf meinem Stuhl hin und her und nahm meine Tasche – nur mal so als Zeichen, dass es genug ist, denn ich hatte mehrfach versucht seinen Fokus wieder auf das eigentliche Thema zu bringen – ohne Erfolg und keiner Reaktion seinerseits, sondern weiteres Geschwafel und Belehrungen. Ich stand auf und riss ihn wohl damit aus seinem Selbstgespräch, denn er starrte mich mit offenem Mund an – Back in der Realität dachte ich – haaa weit gefehlt.
Ich wollte auf die Toilette, um mir einen Masterplan zurecht zu legen und hoffte noch – naiv wie ich DAMALS war , dass er es JETZT kapiert hatte.
Auf dem Weg nach draußen sah ich die Treppe zur Freiheit und eine Sekunde überlegte ich, ob ich mich todesmutig über das Geländer fallen lassen sollte – entschied mich aber dazu, mich zuerst auf der Toilette zu erleichtern. Naja – ewig konnte ich mich nicht auf dem „angenehmen“ Örtchen aufhalten und trat den Weg in das Büro wieder an.
Ich nahm die Türklinke in die Hand und öffnete sie. Noch nicht mal eingetreten, machte er dort weiter wo ich ihn unterbrochen hatte. Ich war fassungslos - blieb stehen und donnerte ihn an, dass dies nichts mit einem Bewerbungsgespräch zu tun habe und ich dies jetzt beende.
Er ließ seinen Stift fallen – mein kompletter Lebenslauf war nun ein solche kreatives, ekstatisches Gemälde, dass hätte in seinen Fachkreisen sicher mehrere „Zehnt“ eingebracht – er war wieder da.
Verwirrt und sich erst wieder in der Welt zu recht finden, stand er auf und entschuldigte sich für seinen „kleinen“ Einblick in seine Welt und meinte, dies wäre immer nur bei einem Gespräch so und während der Arbeit würde er über dieses Thema kein Wort verlieren. Ich sollte doch bitte die Nacht darüber schlafen und ihm dann Bescheid geben wann ich anfangen könnte. Ich antwortete ihm, dass sich dies jeder gut überlegen müsste nahm sehr schnell die Treppe nach unten.
JA neee is klar und jetzt weiß ich ja Bescheid dachte ich und er meldete sich nie wieder

2.   Der Verwirrte
Für eine Gärtnerei wurde eine Bürokraft benötigt und ich wurde eingeladen. Die Ausschreibung war super schön geschrieben und auch die HP mit all den zauberhaften Blumenbildern und der kreativen Ausführungen von Projekten, sprach mich an und ich freute mich sehr auf den Termin.
Angekommen nahm ich wahr, dass es „etwas“ anders wirkte als auf den Fotos – ist wohl wie bei den Online Börsen für Singles. Beim Öffnen der Eingangstür war der Geruch der Pflanzen sehr erfrischend und auch das Gebäude war eisig kalt. Eine „motivierte“ Mitarbeiterin begrüßte mich mit den Worten, ich solle der Beschilderung zum gemütlichen Kaffeehaus folgen. Aber was mich erwartete war alles andere als ein Kaffeehause oder gemütlich.
Im letzten hinteren kahlen und kaltem Eck, war ein Tisch, immerhin mit Stühlen und einem Ausblick in den Garten. Auf dem Tisch lagen bereits mehrere Lebensläufe – so kann man es auch anonym halten. Ich setze mich und musste direkt meine Jacke anziehen, damit ich nicht erfror bis der Chef kam. Es dauerte eine „kurze“ Zeit und dann war er da. Zurück in die Zukunft ließ grüßen, denn der Chef sah aus wie der Professor aus dem Film. Grauweiße verstrubbelte Haare, ein etwas zu großer Jogginganzug und Sandalen ohne Socken. Er setzte sich mir gegenüber und nahm meinen Lebenslauf, überschlug seine Beine, verschränkte seine Arme und ließ seinen Kopf nach oben und unten kreisen und meinte ich solle mal erzählen.
Während ich – etwas verwirrt durch sein Verhalten - erzählte, antwortete er immer mit Ja, Ah und konnte seine Augen nicht öffnen und wenn dann nur ganz kurz um zu blinzeln. Ob das wohl an seinen Verrenkungen lag ? Ich wusste kurzfristig nicht, wie lange er das wohl aushalten würde oder ob er einen Anfall hatte. Irgendwann sagte er mir dann, dass es sehr viele Stapel alter noch nicht digitalisierter Papiere gab, die aufgearbeitet werden sollten. Ein Schmunzeln kam über mein Gesicht, denn irgendwie konnte ich mir das gar nicht vorstellen bei seinem Auftreten, dass im Büro Chaos sei… Lange Rede kurzer Sinn – ich bin nicht mehr hin!

3.   Der saubere Herr
Für eine Reinigungsfirma wurde eine Stelle zur Unterstützung des Büros ausgeschrieben und die Bedingungen klangen richtig gut.
Am Tag vor dem Gespräch, fuhr ich schon mal die Adresse an, damit ich wusste wo ich hin muss. Das Navi zeigte mir ein sehr edles Gebäude und ich freute mich auf einen schönen Arbeitsplatz – passend zu einer edlen Reinigungsfirma.
Als ich in die Tiefgarage fuhr, stellte ich fest, dass es keine Beschilderung für die Firma gab. Ich rief den Chef an, doch dieser nahm nicht ab. Dann habe ich die normale Nummer angerufen, doch auch dort war wohl niemand da. Erneut rief ich auf der Handynummer an und der Chef meinte: Ach wir haben heute einen Termin ? Hmm… Sie müssen aus dem Parkhaus fahren und auf der gegenüberliegenden Seite sind wir- mit dem glänzenden Zaun. Danke für die Information.
Ich also raus aus dem Parkhaus und zum Glück noch keine Parkgebühren bezahlt. Draußen angekommen, schaute ich wo dieser Zaun war und ach ja da war er. Von glänzend konnte ja wohl keine Rede sein, denn es war ein verrosteter Zaun und dahinter ein abbruchreifes Gebäude. Ich motivierte mich selbst und bin- etwas gereizt - auf das Gelände gefahren. Schon beim Einbiegen auf den Parkplatz, überrollte mich das Grauen. Überall lag Müll und ich zögerte richtig lange um zu parken und überhaupt auszusteigen. Ich atmete tief durch, stieg aus und sah mich nach dem Büroeingang um, immer sehr achtsam um nicht auf was zu treten.
Ein einladender Papierzettel mit den Worten „Büro“ stach mir ins Auge. Jedoch war ich nicht sicher ob dies eher als Scherz zu sehen war. Die Tür war zwar noch in der Verankerung, aber dies bedeutet ja nichts. Ich hatte weder Handschuhe dabei, noch ein Desinfektionsmittel und habe mir dann mit dem Ärmel meiner Jacke die Tür geöffnet. Es wurde immer besser, denn es gab eine noch eine weitere Tür zu öffnen, um ins Büro zu kommen. Der Raum war so klein, dass die Türe fast anstand beim Öffnen. Dunkelheit und Kälte schlugen mir entgegen und es dauerte, bis sich meine Augen daran gewöhnten. Ich sah mich um - es gab einen Schreibtisch mit offen liegenden Briefen, einen Heizstrahler und einem kleinen Tisch für Besprechungen, der Boden war in einem so katastrophalen Zustand und überall lagen Süßigkeiten Papierchen herum – nice! Es war niemand da und ich überlegte, einfach schnell zu verschwinden. Dann tauchte eine Frau auf und meinte ich solle kurz warten – dann war sie weg. Sie war laange weg und ich wusste nicht, ob ich hysterisch Lachen oder Weinen sollte. Der große Moment kam dann doch und durfte mit ihr mitkommen. Auf dem langen Weg in sein Büro, standen „schöne“ Schaufensterpuppen in Arbeitsmontur und ich lachte, weil diese wirklich passend zur Gesamtsituation waren – Geisterbahnmäßig. Außerdem wurde ein äußerst penetranter Geruch in meiner Nase immer schlimmer, je näher wir dem Büro kamen.
Da war er dann der Chef der „besten und gründlichsten Reinigungsfirma“ ever. Ein „umfangreicher“ Mann mit einem „ansprechenden Erscheinungsbild“. Natürlich habe ich ihm die Hand gegeben in die er zuvor gehustet hatte … höflich eben. Es gab zwei Schreibtische, die brechend voll waren mit allerlei Dokumenten, die Luft war keine Luft und auch hier befanden sich Heizstrahler. Er bat mich an seinen Schreibtisch und ich musste mich zusammenreißen, denn ich sah bereits den Herd des penetranten Geruchs – Schimmel überall im Büro. Er hustete und entschuldigte sich, aber grad sei er krank - aber doch nicht wegen der Arbeitsbedingungen ? Naja. Zur Aufheiterung für mich, hatte er auf seinem Bildschirm seinen Chat auf WhatsApp mit seiner Freundin offen – über den kompletten Bildschirm – und so durfte ich - bis er meinen Lebenslauf unter Millionen Blättern finden konnte – mal so lesen was bei denen so geht – höchst interessant! Sollten alle Chefs machen, damit man was über sie erfährt – sonst ist es ja immer so einseitig. Schnaufend lehnte er sich dann zurück und ich wies ihn darauf hin, dass es einen Schimmelbefall gibt und dies nicht tragbar wäre. Er erwiderte, dass dieses Gebäude schon lange nicht mehr beheizt wird und der Abriss bevorstehe, sie aber noch kein neues Büro in Aussicht hätten. Hat ja noch Zeit und sooo schlimm sei es ja nicht hier… Anscheinend habe er bereits andere Bewerberinnen, die jeweils 3 Tage zum kostenlosen Probearbeiten kommen würden um mal „reinzuschnuppern“ und wann ich kommen kann … Mein Schnuppern war schon mehr als ausreichend und meine Kleidung hätte ich eigentlich verbrennen müssen.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ehemaliges Mitglied am 20.02.2023:

Hallo Soulheart, ich weiß nicht, ob du das wirklich erlebt hast, aber unrealistisch ist dies nicht. Gut geshrieben und mal was anderes. LG Jürgen




geschrieben von Soulheart am 21.02.2023:

Hallo Jürgen
Danke für Deine Zeit fürs Lesen 😌
Ja all das hab ich tatsächlich genauso erlebt und weiteres werde ich noch dazu Schreiben.
Das glaubt einem keiner 🤣




geschrieben von Christelle am 26.02.2023:
Kommentar gern gelesen.
Unglaublich! Trotzdem glaube ich, dass du es so erlebt hast.




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 26.02.2023:
Kommentar gern gelesen.
Hallo Soulheart, mir ist da noch was längst vergessenes wieder eingefallen: bei einem Bewerbungsgespräch bin ich früher als der angegeben Termin erschienen, was mir gleich eine Rüge einbrachte. Die Wartezeit sollte ich in einer Besenkammer verbringen. Also: rumdrehen, Abmarsch! Es gibt mit Sicherheit noch andere Ereignisse. LG Jürgen

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