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1xhab ich gern gelesen
geschrieben von Sasha.
Veröffentlicht: 08.11.2018. Rubrik: Unsortiert


Welcome to Ireland Love

Um 05.29 Uhr öffnet sie die Augen und schaut auf den Wecker “Verdammte Scheiße…”, denkt sie und hört eine Autotüre unten auf der Straße zuschlagen, schon klingelt es an der Türe und der Wecker geht auch los - 1 Stunde zu spät!
Luna springt während dieser 2 Sekunden panisch auf und versucht klar zu denken. Strolch ahnt, dass etwas nicht stimmt - um diese Uhrzeit rührt sie sich normalerweise nicht und die Türklingel geht morgens um halb sechs schon mal gar nicht.
Luna lässt ihre Mutter rein und ist völlig panisch, verwirrt und gestresst. Luna's Mutter schaut sie an und sagt nur: ”Das kann jetzt wohl nicht wahr sein, ich glaube es nicht!”. Luna ist schlecht und weiß nicht was zuerst tun. Anziehen und Zähne putzen. Strolch seine Beruhigungstablette geben, die hätte er schon vor 45 Minuten bekommen sollen; in ruhe ohne Hektik und Stress.
Luna öffnet die Balkontüre und schon nutzt Strolch die Chance und flieht. Raus auf den Balkon, runter auf die Straße und ab. Jetzt steht Luna kurz vor einem Nervenzusammenbruch, “ohne Strolch gehe ich nicht, niemals! Warum habe ich die Balkontüre aufgemacht?”. Sie weiß es nicht, geistige Umnachtung vermutlich.
Luna rennt runter auf die Straße und da kommt er - vielleicht ahnt er, dass sie das Land verlassen und sie ihn verlassen müsste würde er nicht zurück kommen oder, dass er ihren großen Traum zerstört, wenn er nicht zurück kommt und sie nicht gehen kann. Okay, Strolch ist wieder da und Luna trägt ihn hoch in die Küche, gibt ihm seine Tablette und versucht runter zu kommen. Gemeinsam schaffen sie Luna's Koffer in das Auto und dann Strolch. Jetzt kann es losgehen.

Bye, bye Germany - Welcome Ireland!

2.5 Stunden Autofahrt von Freiburg nach Zürich. Strolch hasst Auto fahren, mauzt verzweifelt die gesamte Fahrt über und Luna's Herz blutet.
Stau, Baustellen, Zeitdruck.. Luna sieht den Flieger schon ohne die beiden abfliegen. Dank der netten Dame von SwissCargo und ihrer Navigationshilfe via Handy finden sie dann, mit etwas Verspätung SwissCargo.
Nun aber kommt der, für Luna schwierigste Teil. Sie muss Strolch abgeben, damit er im Frachtraum nach Irland einreisen kann. Zuerst darf sie aber ca. 900 Euro bezahlen für Strolch. Ja, ein 900 Euro Flugticket für ihren Kater. Luna liebt diesen Kater sehr, das sollte spätestens jetzt klar sein.
Luna gibt der netten Dame ihre Kreditkarte und sagt aus Spaß zu ihrer Mutter: “Bestimmt gibt es wieder Probleme mit der Karte.” Sie sollte keine Witze machen, es gab Schwierigkeiten mit der Karte (Im Nachhinein hatte sich herausgestellt, dass die Karte gesperrt wurde wegen des Verdachts auf Geldwäsche, da sie als Starthilfe einen hohen Geldbetrag auf die Kreditkarte überwiesen bekommen hatte). Und wieder der panische Gedanke “Das war es jetzt!”. Aber Nein, zum Glück hatte sie auch Bargeld als Starthilfe bekommen. Luna rennt runter an das Auto, holt den Umschlag mit dem Geld und rennt zurück zur netten Dame und bezahlt Strolch´s Ticket.
Mittlerweile wirkt die Beruhigungstablette und Strolch ist ruhig und recht entspannt, auch Luna kann jetzt etwas runterkommen und einigermaßen klar denken. Nachdem sie sich schweren Herzens von ihrem Liebling verabschiedet hat geht es wieder ins Auto und weiter zum Flughafen. Den finden sie ohne Probleme und kommen ohne Probleme und Stress an. Ein Parkplatz findet sich auch schnell und das Terminal auch. Koffer aufgegeben und nun heißt es warten. Warten auf den großen Abschied und den Beginn eines neuen Lebens.

“Wo sind meine Tabletten?”, schießt es Luna plötzlich in den Kopf, “scheiße, scheiße, scheiße. Ich Idiot habe meine Antidepressiva in die Kartons gesteckt die noch eine Woche auf dem Weg sind und ich habe keine in meinem Gepäck, ich habe tatsächlich vergessen meine Tabletten einzupacken! Was mache ich jetzt?”. Panik und Angst melden sich. Ohne die Tabletten übersteht sie keinen Tag, Luna weiß jetzt schon, dass ihr nach einem Tag die körperlichen Entzugserscheinungen extrem zu schaffen machen werden und sie die nächsten Tage vergessen kann. Luna beichtet ihrer Mutter diese Dämlichkeit, die schüttelt wieder den Kopf und kann es nicht glauben. Tief durchatmen und nachdenken. Luna ruft in der Psychiatrie an, dort werden ihr die Medikamente verschrieben und die sollten doch in der Lage sein ihr zu helfen. Selbstverständlich erreicht sie telefonisch niemanden, also schreibt sie eine Email. Zum Glück meldet sich der Sekretär schnell zurück und Luna kann ihm das Problem schildern. Ihr wird versprochen, dass ein Rezept erstellt wird und dann, sobald sie eine Apotheke in Irland gefunden hat, gefaxt. Puh, Glück gehabt. Alles wird gut.

Die Drei trinken einen Kaffee, wechseln noch einige Worte und Luna bekommt noch ein kleines Abschiedsgeschenk - eine Mikrowellen-Dose gefüllt mit Schokolade und wieder etwas Startkapital.
Nach einer Weile beschließen sie, dass es Zeit ist zum Abschied nehmen. Sie wechseln nicht viele Worte - Umarmungen und Küsse, mehr ist nicht drin. Die Kehle ist zugeschnürt, die Tränen laufen, Worte sind nicht notwendig. Eine letzte Umarmung, ein letzter Kuss für Mama und Luna geht. Sie dreht sich nochmal kurz um und winkt, dann verschwindet sie um die Ecke und ist nun auf sich alleine gestellt.

Luna verlässt Deutschland und möchte ein neues Leben beginnen, in Irland. “Strolch, das Abenteuer beginnt.”


Die nächsten Stunden kann Luna recht gut entspannen, sie vertraut den Menschen von Swiss und ist sich sicher, dass es Strolch gut geht. Der Flug läuft unproblematisch und Luna genießt den Service von Swiss und kann endlich etwas zu sich nehmen und auch schlafen.
In Dublin gelandet läuft auch alles reibungslos, auf dem Flughafen. Ein Freund, den Luna über Facebook kennengelernt hatte, holt die beiden ab. Luna ist ihm unendlich dankbar, er hat ihr bei vielem geholfen die letzten Wochen. Noel wartet in der Empfangshalle auf sie und nimmt Luna in Empfang, nimmt ihren schweren Koffer und weiter geht es.
“Wo ist mein Kater?”. Zumindest nicht so nahe wie gedacht. Luna ist unglaublich dankbar für Noel, der übernimmt die Kommunikation mit den Iren; Luna ist müde und ihr Hirn arbeitet noch nicht auf Englisch. Die nette Dame an der Information teilt ihnen mit, dass Strolch nicht auf dem Flughafengelände ist, sie müssen mit dem Auto auf ein anderes, nahegelegenes Gelände fahren - still und heimlich sendet Luna Dankesgebete für Noel und sein Auto ab. Keine Ahnung wie sie das ohne ihn hätte schaffen sollen, es wäre fast unmöglich gewesen. Nachdem sie sich verfahren hatten, diverse Büros abgeklappert und nochmals Geld bezahlt, ist es soweit und Luna darf Strolch wieder sehen. Ein Mann kommt ihnen mit der Transportbox entgegen; leere Transportbox! Innerlich ist Luna schon am ausrasten, am Worte suchen wie sie den Mann zur Schnecke machen kann, das erste Mal auf Englisch ausrasten. Ihr Herz ist in die Hose gerutscht, die Tränen bahnen sich ihren Weg und Luna fragt sich was sie ohne ihren geliebten Kater tun soll. Der Mann reicht ihr die Box und das spürt sie etwas, Strolch der sich traut aus seinem Versteck aus Kissen und Decke hinauszuschauen um Hallo zu sagen. Luna's kleiner Schatz lebt, er ist da. Sie sind in Irland. Erleichterung.

Nächster Halt: Whitegate, Cork, County Cork.

Wer schon einmal von Dublin nach Cork gefahren ist weiß, es ist eine lange Fahrt. Strolch ist zum Glück noch ziemlich entspannt, ein Hoch auf die Medizin, und Luna kann sich ausruhen und schläft fast die gesamte Fahrt. Es tut ihr sehr leid für Noel, aber die Augen haben das Sagen und die wollen schlafen somit wird geschlafen.
Ein kurzer Zwischenstopp an der Tankstelle und Luna ist begeistert von den irischen Tankstellen (nach einigen Tagen erkannte sie, dass die Tankstellen einfach den deutschen Autobahnraststätten ähneln).


Zwischenstopp - Pharmacy in Cahir, County Tipperary.
In nicht perfektem Englisch erklärt Luna dem netten Apotheker ihr Problem, Noel kam zu Hilfe und erklärt das Ganze nochmal mit irischem Akzent. Leider ist Luna's Ansprechpartner in Deutschland nicht wie vereinbart zu erreichen. Sie ruft mehrfach an, erfolglos. Schreibt eine Email, erfolglos. Die Verzweiflung steigt wieder und sie fragte sich was sie nun tun soll. Ohne Rezept keine Medikamente, ganz einfach. Luna erklärte dem irischen, sehr geduldigen und freundlichen Apotheker, dass sie echt nicht weiß was sie jetzt machen soll, dass sie nicht verstehe warum sie in Deutschland niemanden erreiche.
Der gute Mann dreht sich um, geht nach hinten und kommt mit einem kleinen Plastiktütchen zurück und drückt es ihr in die Hand. Luna's Tabletten! Sie kann es nicht glauben. Der Apotheker hat vermutlich den Unglauben in ihren Augen gesehen und meint mit einem lächeln auf den Lippen: ”This is Ireland, Love. Welcome!”
Luna verspricht ihm, dass er das Rezept per Email erhält sobald sie es zugesandt bekommen hat.

Die Fahrt geht nun ohne Unterbrechungen und ohne Sorgen weiter. Jetzt heißt es nur noch das Camp finden, das “Inch Hideaway” in Whitegate, Glanturkin, Cork. Luna's und Strolch’s erste Heimat in Irland - ein Camp, ein Van und die besten Gastgeber der Welt. Rückblickend war die Zeit bei Colleen und Fabrizio die tollste Zeit in Irland, die Luna niemals vergessen, aber immer vermissen wird. Wer noch nicht da war kann es nicht nachvollziehen, es ist schwer in Worte zu fassen. Dieses Camp ist Luna's Paradies, sie ist definitiv kein Camping-Mensch, oh Nein, aber das “Inch Hideaway” hätte sie niemals verlassen, hätte sie bleiben können. Ein Paradies für Mensch und Tier, Strolch hat es auch geliebt, sehr.

Das Camp-Abenteuer beginnt - mit drei Tagen Dauerregen “Welcome to Ireland”.
Strolch darf den Van zuerst betreten, bloß raus aus der Kiste. Van, genau ein Van. Kein Camper-Van, kein Mobile-Home. Ein Van, umgebaut zum wohnen. Man kann es sich nicht vorstellen, aber er war toll. Luna vermisst ihren kleinen Van nachdem sie das Camp verlassen hatten, auch wenn der Bad- und Toilettengang kalt, nass und unangenehm werden konnte. Geweckt wird sie vom Hahn, gefolgt vom gackern der Hühner. Sobald sie den Van öffnet wird sie von Gary dem Shetlandpony begrüßt und auf dem Weg zum Baderaum - eine eigens hochgezogene Hobbit-Höhle, laufen ihr dann Shadow die dreibeinige Windhündin und Mario der Camp-Kater über den Weg. Und als letztes Mitglied der Camptiere, nicht zu vergessen die gute Doris, das Schwein. Das ständige blöken der Schafe und muhen der Rinder war ein schönes, ständiges Hintergrundgeräusch - Luna sollte es schon bald vermissen.
Traumhafte Natur, Ruhe und das Meer nur 10 Minuten Fußweg entfernt - ein Traum, wenn auch ein ab und zu sehr kalter.

Strolch ist gleich an Tag 2 ausgebüxt und beschert Luna die schlimmste Stunde ihres Lebens. Aber ihr kleiner, treuer Schatz meldet sich recht schnell zurück um Hallo zu sagen und um gleich weiter zu ziehen. Von nun an sieht man ihn kaum noch - er liebt es! Manchmal riecht er sehr nach Schaf, Luna hat die Vermutung, dass er sich mit den Schafen vom Feld gegenüber angefreundet hat und dort seine Zeit verbracht.
Shadow ist besessen von Strolch, ständig möchte sie zu ihnen und Hallo sagen, bei ihnen im Van sein. Strolch gefällt das ganz und gar nicht - dass der kleine Mann so böse werden kann wusste Luna bis dato nicht.
Nunja, und Mario ist auch nicht erwünscht, dabei hat er sich wohl nur über den Zuwachs gefreut und Nähe gesucht. Leider hat Mario seinen Bruder Luigi verloren.

Colleen und Fabrizio, eine halb Irin halb Australierin und ein Italiener, sind die besten Gastgeber die man sich wünschen kann. Vor allem wenn man alleine mit Kater in einem fremden Land ankommt und beginnt sein
neues Leben zu planen. Die beiden sind so unglaublich offen, herzlich und hilfsbereit. Luna fühlt sich wirklich zuhause und sie sind ihr wahnsinnig ans Herz gewachsen. Die beiden, mit ihrer tollen Art machen das Camp perfekt. Wie ihr wohl bemerkt habt: Luna liebt das Inch Hideaway und es hat einen besonderen Platz in ihrem Herzen. Eines Tages möchte sie zurück kehren, eines Tages.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Torsten Radisch am 15.11.2018:

Luna! Meine Göttin. Mondschein. Aber zuerst: Servus! Danke für Deine Erzählung. Grüße Torsten - still The Brave Bavarian post scriptum Als Musiker intoniere ich auch irische Lieder. Trinklieder...

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