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geschrieben von francois.
Veröffentlicht: 26.01.2023. Rubrik: Unsortiert


SCHNECKENPOST

Was es mit Langsamkeit auf sich hat zu erfahren in der neusten Wochengeschichte aus meiner Feder, Viel Vergnügen dabei:

SCHNECKENPOST

Bin ich langsam unterwegs. Geniesserwanderung ist angesagt. Naturbeobachtung. Fallenden Blättern das Nachsehen schenken. Nicht wegschauen, wenn sie erneut in ein anderes, diesmal fliegendes Leben abheben. In Waldeseile verschwinden, obwohl mein langsamer Blick diese festhalten will. Es ihm jedoch nicht gelingt.

Da der schwielige Baum, dessen Rinde mich wie ein Magnet anzieht. Ich ihn berühren muss. Meinen Segen ihm geben. Oder er seinen mir. Für ein langes Leben. In Gesundheit wie die seine. Borkenkäferresistenz kann auch meinem Wohlbefinden dienen. Danke es ihm. Und meiner Langsamkeit, die mich jetzt lenkt.

Da! Ein Papiertaschentuch am Waldboden. Ach, sind Menschen unachtsam. Lassen alles liegen. Werfen es aus Geschwindigkeitsexzessen in die Gosse. Muss korrigierend eingreifen. Bücke mich. Komisch, das Tuch sieht glibberig aus. Kein Wunder: Nasenwasser. Hoffentlich ohne Viren. Doch ich habe der nebligen Witterung wegen Handschuhe an den Fingern. Hebe das Tuch auf. Erschrecke leicht, denn darunter eine rote Schnecke, vor denen ich mich stets seit meiner ersten Kindheit ekle. Nun Schnecke soll Schnecke bleiben. Auch wenn sie jetzt ihre Fühler, als seien diese Hörner eines Stiers ausfährt. Allmählich mir zuwendet und dann den Mund, wusste nicht, dass diese Spezies einen solchen besitzt, langsam in Schneckentempo öffnet und beginnt mich anzusprechen. Greife mir behandschuht an den Kopf. Kann nicht sein, dass ich die Schneckensprache verstehe. Doch gewissen Ausdrücken kann ich auch bei grösster Anstrengung keinen Sinn abringen. Muss am Dialekt liegen. Schneckenhochsprache, bitte die rote Schnecke mit mir fremd erscheinenden Lauten darum. Rede ich nun bereits das Idiom der Limassen? Mein Gesprächspartner oder ist es eine Partnerin räuspert sich. Hüstelt leicht. Öffnet erneut den Mund. Wiederholt nun in der Hochsprache der roten Schnecken:

"Kannst Du für mich eine Mitteilung auf die Schneckenpost bringen. Diese an die Weltbevölkerung befördern lassen. Bitte den Stempel DRINGEND zuvor anbringen. Die Botschaft ist kurz. Lautet:
'NEHMT EUCH AN UNS EIN BEISPIEL! SEID LANGSAM. ACHTSAM. NEHMT EUCH ZEIT. SIE IST DAS GRÖSSTE GESCHENK DES HIMMELS. NICHT NUR DES LIMASSENHIMMELS!‘.
Danke, dass Du das weiterleitest. Bin dir dankbar für die Schneckenpost", bemerkt sie in langsamen, wohldosierten Hochsprachworten.

Und ein langwieriges Rechtsumkehrt vollführt meine Schnecke.
Verschwindet unter einem Blätterdach aus dunklem Moos. Mit meinen so fremd klingenden Lauten wünsche ich ihr ein langes Leben und ein sicheres Dach über dem Kopf.

Das alles erzähle ich aus der Vergangenheit. Hat sich vor 50 Jahren in meiner Jugend zugetragen. Brachte die dringende Mitteilung zur Schneckenpost. Hat leider leider noch nicht die Menschen erreicht.

Aber wir dürfen hoffen, dass die Schneckenpost eines Jahres sich erfüllen wird ....


Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

S C H N E C K E N

Schnecken sich die Lippen lecken
Die Stockzähne dabei
Lächelnd blecken.

Geschwindigkeit ergibt Windigkeit.
Es wird langsam Zeit
für Turboschnelle
Langsamkeit.

Die führt zur
Endlichen
Ewigkeit.


Herzlichst
François Loeb

Hat die Wochengeschichte gefallen? Dann das Vergnügen, bitte nicht mit Schneckenpost weitergeben, unterstehenden Link mit Ihren Netzwerken teilen oder weiterleiten, damit die Botschaft sich erfüllen kann, auch nach 50 Jahren!:

Kurzgeschichten kostenlos + werbefrei erhalten: francoisloeb.com

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