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4xhab ich gern gelesen
geschrieben von Bernhard Montua.
Veröffentlicht: 20.10.2022. Rubrik: Unsortiert


Klaus und Maria

Klaus und Maria
Eine Liebesgeschichte
von
Bernhard Montua


Wir saßen beim Abendbrot in der Küche und Pascal fragte mich, warum das
Nutella Brot immer mit der Schokoladenseite nach unten fiel und dann auch am liebsten auf eine weiße Hose oder T-Shirt, wenn es einem vom Frühstückteller oder aus der Hand rutschte. Ja das sind so Dinge Pascal, die zu den großen Geheimnissen des Universums gehören und davon gibt es noch sehr viele andere Geheimnisse. Wie zum Beispiel: Das, dass Wetter am Wochenende meistens sehr viel schlechter ist, als an den Tagen, wo man in der Schule oder auf der Arbeit ist. Oder das man immer ausgerechnet die Kassenschlange im Supermarkt erwischt, die entweder von der langsamste Kassiererin des gesamtem Marktes bedient wird oder von Kunden bevölkert ist, die ausnahmslos auch die kleinsten Beträge mit der Kreditkarte bezahlen oder Minuten lang den Inhalt ihres Sparschweins aus ihrem Portemonnaie kramen. Wenn man es dann mit viel Geduld geschafft hat und endlich an der Reihe ist, wird die Kassiererin wegen ihrer verdienten Pause, von einer Kollegin abgelöst. Sehr beliebt ist auch, dass genau zu diesem Zeitpunkt, die Kasse eine Störung hat und die Kassiererin mit einem unschuldigen Lächeln sagt: Tut mir leid, das kann dauern, nehmen sie Bitte eine andere Kasse. Aber das größte Geheimnis von allen ist, dass spurlose Verschwinden von Socken die man mit eigenen Händen in die Waschmaschine gesteckt hat und nach dem letzten Schleudergang auf unerklärliche Weise, einfach verschwunden sind. Und wenn das nicht schon unheimlich genug wäre, ist es eine allgemein bekannte Tatsache, dass niemals zwei gleiche Socken verschwinden, es bleibt immer nur einer von einem Paar verschwunden.
Tauchen die verschollenen Socken denn irgendwann wieder auf, fragte Pascal gespannt? Ja, manchmal, oft erst nach Jahren, findet man sie an Orten, für die man keine Erklärung findet, wie sie dorthin gelangt sein könnten. Was geschieht dann mit den zurück gebliebenen Socken fragte Pascal grübelnd. Nun sie kommen für eine Weile in eine Ecke der Sockenschublade und werden dann irgendwann, wenn der verschollene Socken nicht auftaucht, weggeworfen. Leider geschieht es auch tragischer Weise, dass der verschollene Socken wieder auftaucht und der andere ist schon entsorgt worden, so das dem wieder zurückgekommenen Socken, dass gleiche Schicksal widerfährt. Das ist aber traurig meinte Pascal, der sich müde die Augen rieb und nach einem flüchtigen guten Nachtkuss in sein Zimmer ging. Ich räumte noch ein wenig auf, sah mir einen Film im Fernsehen an und ging dann ebenfalls zu Bett.Ich erwachte noch bevor der Wecker sich gemeldet hatte, stand auf und schrieb meinen Traum auf, den ich in dieser Nacht sehr intensiv geträumt hatte.


Klaus und Maria

Sie waren ein Paar seit sie denken konnten. Er, die rechte Socke mit Namen Klaus und Sie, die linke Socke, hatte den schönen Nahmen Maria. Schon als sie sehr jung und frisch waren, waren sie schon mit einander verbunden. In der ersten Zeit ihres Lebens, lagen sie fest zusammen gebunden, so dass sie sich nicht aus den Augen verlieren konnten, mit vielen anderen jungen Paaren, auf einem riesigen Sockenberg. Dann an einem verkaufsoffenen Sonntag im Dezember vor vielen Jahren geschah es, ein Fußbesitzer nahm sie von dem Sockenstapel, prüfte sie, indem er sie schmerzhaft auseinanderzog, steckte sie in eine Tüte und nahm sie mit nach Hause. Dort landeten sie in einer großen dunklen Schublade, in der viele andere Socken Paare jeden Alters waren. Sie wurden lautstark begrüßt, aber nicht nur freundliche Stimmen waren es die sie vernahmen, einige ältere Socken riefen: Haut ab ihr Frischlinge, wegen euch geraten wir, die dem Fußbesitzer unser ganzes Leben gedient haben, in Gefahr entsorgt zu werden. Klaus und Maria schauten die alten Socken an, die waren schon ganz steif untenherum und wenn sie redeten, Pfiffen sie aus allen Löchern, von dem strengen Geruch, nach Waschmittel und einem Hauch Schweizerkäse, ganz zu schweigen. Aber sie waren immer noch ein Paar. Als sich Klaus und Maria an die Dunkelheit in der Schublade gewöhnt hatten, bemerkten sie in einer der hintersten Ecken, einen kleinen Stapel von Socken, der außer einem leisen, kollektiven Stöhnen, keinen Laut hervorbrachte. Es waren ledige linke und rechte Socken, die teilnahmslos aufeinander lagen. Was ist denn mit euch los, fragte Maria? Wir sind allein und die einsamsten Socken der Welt, wir warten auf unser Ende. Klaus sagte: Aber das verstehe ich nicht, ihr seht noch gar nicht so alt aus, du dunkelblaue da hinten, bist bestimmt nicht älter als ich. Stimmt, aber ich habe meine Partnersocke verloren und nun will mich keiner mehr haben, selbst die wenigen Einfußbesitzer wollen ein Socken Paar, er schnäuzte traurig in die Garn verstärkte Hacke. Nach und nach erfuhren sie auch über die Eifersuchtsdramen, die sich zwischen den Socken Paaren abspielten, wenn sich sehr ähnlich aussehende ledige Socken, so in der Sockenschublade positionierten, das der etwas dösige Fußbesitzer es nicht bemerkte und zwei unterschiedliche Socken auswählte. Dann kam es zu links, links und natürlich auch zu rechts, rechts Kombinationen in sehr seltenen Fällen sogar zu links, links und rechts Kombinationen und umgekehrten Varianten, selbst hellblaue und schwarze Socken wählte er aus. Das war dann oft der Fall, wenn der Fußbesitzer am Vorabend zu tief ins Glas geschaut hatte. Diese Verwechselungen waren dann auch oft der Anfang vom Ende der Socken, denn sie wurden natürlich auch in der gemischten Paarung in die Waschmaschine gesteckt und nach dem trocknen für Single Socken gehalten und nach kurzer Zeit entsorgt, obwohl der Sockenpartner noch in der Sockenschublade verzweifelt wartete und der dann, wenn er entdeckt wurde, ebenfalls dahinscheiden musste.
Es war also in dieser Sockengesellschaft alles andere als einfach, als Socke zu überleben und als Paar zusammenzubleiben.

Dann an einem Montag, kam der erste Sockeneinsatz für Klaus und Maria.
Als der Fußbesitzer nach einem langen Tag endlich nach Hause kam, die Socken auszog und sie über eine Armlehne eines Stuhls hing, waren die Beiden Schweiß nass vor Anstrengung. Der Fußbesitzer hatte die beiden Socken zu seinen Lieblingssocken erkoren, was bedeutete, dass sie manchmal drei Tage, ja sogar eine ganze Woche im Einsatz waren. Am Ende einer solchen Woche, brauchte man sie nicht mehr über eine Stuhllehne hängen, dann konnte man sie aufrecht an eine Wand stellen. So vergingen viele Wochen, in denen sie alle Waschgänge gemeinsam überstanden und sie auch allen Anfeindungen der anderen Socken in der Schublade trotzten. Die anderen Socken waren neidisch auf Klaus und Maria, weil sie besonders schöne Socken waren, sie waren von tiefschwarzer Farbe und hatte in Höhe der Knöchel zwei kleine silberne Flügel ein gestickt, was wohl andeuten sollte, dass es Socken waren, die dem Fußbesitzer die Schnelligkeit von Hermes dem Götterboten verleihen würden. Es ist zwar auf keinem Bildnis von diesem Hermes etwas von Socken zu sehen, noch wurden Socken in den Geschichten über den Götterboten erwähnt aber die Flügel waren schön anzuschauen und nicht nur das, sie erhöhten auch den Wiedererkennungseffekt ganz enorm.Die anderen Socken missgönnten den Beiden die Zuneigung des Fußbesitzers. In den kurzen Zeiten, in denen Klaus und Maria in der Schublade weilten, wurden sie auf übelste beschimpft. Da fielen Ausdrücke wie: Ihr seid ja so arrogante Socken Löcher oder auch, ihr schweißtriefende Sockenstreber. Aber die Beiden klammerten sich fest an das Sockenbündchen des anderen und ignorierten alle Beschimpfungen. Nur manchmal platze Klaus der Sockenkragen und er schrie die Sockenmeute an: Ihr neidischen, alten, ausgeblichenen, löchrigen, Sockenkadaver, es wird höchste Zeit, dass euch der Sockentot endlich erlöst. Maria zog dann immer an seinem Bündchen und flüstere: Ach lass doch gut sein Liebster, reg dich nicht so auf, wir haben Morgen wieder einen langen Tag vor uns. Wenn sich Klaus dann beruhigt hatte, gingen sie eng in einander verschlungen zu ihrem Schubladenplatz und schliefen ein. Es waren viele Monate vergangen und es war wieder Waschtag. Klaus und Maria wirbelten in der Waschmaschine herum und kicherten albern wenn sie der sprudelnde und blubbernde Waschschaum an den Sockensohlen kitzelte. Dann kam der letzte Schleudergang, 1800 Umdrehungen, da kichert keiner mehr in der Maschine, selbst die vorlauten Spitzenhöschen von der Frau des Fußbesitzers, die angeberisch in einem separaten Beutel stecken, damit sie nur ja nicht mit so gewöhnlichen Wäschestücken, wie Handtüchern oder gar Socken in Berührung kamen, flüsterten keine Überheblichkeiten mehr.Nur das Dröhnen des Waschmaschinenmotors, das immer lauter und heller wurde, umso höher die Umdrehungen wurden, war zu hören. Maria versuchte sich an Klaus zu klammern und Klaus versuchte Maria festzuhalten aber bei 1800 Umdrehungen riss es sie von einander fort und sie verloren sich in dem wilden bunten Reigen aus den Augen. In den Ohrenbetäubenden Lärm half auch alles Rufen und Schreien nichts. Plötzlich spürte Maria ein ziehen an der Sockenspitze, dass immer stärker und stärker wurde. Sie wurde so dermaßen in die Länge gezogen, dass sie fast nur noch aus einem Faden zu bestehen schien. Dann befand sie sich in einem schmalen Tunnel der in allen Regenbogenfarben glitzerte und an dessen Ende ein silbriges Leuchten zu erkennen war. Maria sah ihr Sockenleben rückwärts laufen, als sie bei den Baumwollflocken angelangt war, aus denen sie einst geboren wurde, war die kurze Reise auch schon vorbei. Sie war durch ein winziges Wurmloch, das durch die kinetische Kraft der Umdrehungen der Waschmaschine, entstanden war, in das Universum der verlorenen Dinge gelangt. Als sie sich von dem Schrecken ein wenig erholt hatte, sah sie sich vorsichtig um. Sie schwebte, mit Millionen von anderen Dingen, in einer großen farbigen Wolke, in der sich die Dinge langsam drehten. Direkt vor ihr drehte sich ungelenk ein MP3 Player, und etwas rechts von ihr tanzten ein paar Dutzend Sauna Handtücher. Sie schaute nach oben und sah tausende von Fahrrädern die sich zu einem filigranen riesigen Ball verhakt hatten. Da sprach sie der MP3 Player an: He willkommen im Universum der verlorenen Dinge, du arme Socke. Der Player blinkte sie mit seinem grünlichen Display freundlich an. Ja willkommen quietschten die geballten Fahrräder. Schon wieder so eine Socke, als wenn wir hier nicht genug von denen haben, flatterten die Sauna Handtücher missmutig. Maria wurde langsam von der Stelle weggetrieben, wo sie aus dem Wurmloch herausgeschleudert war. Sie versuchte sich verzweifelt gegen den Strom der verlorenen Dinge zu bewegen, denn sie hoffte, dass Klaus auf dem gleichen Weg wie Sie hierher gelangen würde und sie hier auf ihn warten könnte. Aber alle Bemühungen waren vergeblich, sie wurde von der langsamen trägen Gewalt fortgetragen. Bleib nahe bei mir flüsterte der MP3 Player und mach dir keine Sorgen, irgendwann kommen wir hier wieder vorbei und so zogen sie hinaus in die Unendlichkeit des dunklen Raums, der nur manchmal von Sonnen erhellt wurde, die aus der Zusammenballung von verlorenen Goldschmuck, Brillanten und vielen anderen Edelsteinen bestanden. Sie leuchten so hell, dass man nicht in sie hineinsehen konnte und die Dinge die an den Sonnen vorbei schwebten, leuchten auf der Sonnen zugewandten Seite, in strahlendem Gold. Dadurch wirkte das Universums der verlorenen Dinge mit seinen Millionen von Lichtpunkten, so wie es Maria gesehen hatte, als sie Nachts neben Klaus auf der Wäscheleine im Garten des Fußbesitzer gehangen hatte und sie in den Sternenhimmel schauen konnte. Als sie langsam weiter trieben, sahen sie ganz nah, die Scheibe einer Milchstraße, die nur aus verloren Brillen bestand, sie wirkte so nah, weil die Milliarden von Brillengläser wie ein riesiges Fernglas wirkten. An ihnen trieben große bunte Nebelschwaden aus Kugelschreibern vorbei und sie sahen viereckige Planeten, die aus verschwundenen Laptops bestanden und von Ringen aus Handys umkreist wurden. Aber alle diese wundersamen Dinge, konnten Maria nicht aufheitern, sie vermisste so sehr ihren Klaus. Sie malte sich aus, wie er sich Sorgen um sie machte und er nun traurig auf dem Stapel für ledige Socken liegen würde. Aus ihrem kleinen Loch an der Sockenspitze tropfen kleine silbrige Tränen, die sie wie einen Kometenschweif hinter sich herzog. Der MP3 Player sagte: Hör mal, ich habe noch ein bisschen Strom in meiner Batterie, möchtest du dass ich dir ein wenig Musik vorspiele. Maria schnäuzte in die Hacke und nickte dankbar. Sie angelte sich die hin und her wirbelnden Ohrhörer und lauschte den Klängen des Liedes: Muss i denn zum Städtele hinaus und du mein Schatz bleibst hier, gesungen von Elvis Presley. Eine aufheiternde Wirkung auf Maria hatte das allerdings nicht. Sie musste nun noch mehr weinen.

Klaus wurde aus der Waschmaschine geholt und mit den anderen Wäschestücken auf eine Leine gehängt. Von Maria war weit und breit nichts zu sehen.
Am Abend kam die Frau des Fußbesitzers und legte die trockene Wäsche in einen großen Korb und trug ihn ins Haus. Dann begann sie die Wäschestücke sorgfältig zu falten, dabei bemerkte sie das Klaus alleine war und sie schimpfte vor sich hin: So ein Ärger, das sind die Socken, die ich ihm zu Weihnachten geschenkt habe und nun fehlt einer. Sie schmiss Klaus wütend auf den Sockenhaufen der ledigen Socken, mit der Bemerkung: Na vielleicht taucht der andere ja wieder auf. Klaus rollte sich vor Kummer zusammen und überlegte was er tun könnte um seine Maria wieder zu finden. Er fragte die anderen ledigen Socken, was sie so getan hatten, um ihre Sockenpartner wieder zu finden. Ach was können wir schon tun, wir liegen hier und warten auf den Tod, seufzten sie. Nur eine uralte linke Socke die ganz unten im Sockenstapel lag, rief mit erstickter Stimme, ich habe immer wieder versucht in die Maschine zu gelangen und gehofft, ich würde auf dem gleichen Weg verschwinden, wie mein geliebter Sebastian, es war leider vergebens aber ich habe es wenigstens versucht. Ja, das ist es, das werde ich auch versuchen, danke rief er der alten Socke zu. Und er schaffte es viele, viele Male sich so in die Sockenschublade zu legen, dass der Fußbesitzer ihn immer wieder verwechselte und er so immer wieder gewaschen wurde, aber es geschah nichts. Nur er, wurde immer dünner und unansehnlicher, ja es zeigten sich schon einige Löcher an seiner Hacke. Er fragte sich, ob ihn Maria, sollte er sie finden, ihn überhaupt noch als Sockenpartner haben wollte, so wie er jetzt aussah. Die Frau des Fußbesitzer bemerkte ihn mit der Zeit immer öfter und dachte jedes Mal, er wäre die verlorene Socke und durchwühlte dann die Sockenschublade nach dem anderen Socken. Dann wurde es ihr zu bunt, sie legte Klaus in eine andere Schublade in der nur Unterhosen gestapelt waren, was für eine Schmach. Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr in die Waschmaschine zu gelangen.

Maria trieb weiter durch das Universum der verlorenen Dinge, Seite an Seite mit dem MP3 Player. Die beiden ungleichen Dinge, verband mittlerweile eine tiefe Freundschaft und von Seiten des MP3 Player, vielleicht auch ein wenig mehr.
Er spielte ihr, mit der schwindenden Kraft seiner Batterien, immer mehr Lieder vor obwohl er wusste, dass es ihn schnell zum völligen Verstummen bringen würde. Dann, nach vielen Jahren, der MP3 Player war schon lange verstummt und trieb ohne Displaybeleuchtung neben Maria durchs Universum, näherten sie sich der Stelle, an der Maria einst aus dem Wurmloch hinausgeschleudert worden war. Unaufhaltsam kamen sie der Stelle näher und Maria überlegte verzweifelt, was sie tun könnte. Da geschah das Wunder, zuerst sahen sie nur einen winzigen silbrig leuchtenden Punkt, der schnell größer wurde und dann wurde eine kleine feuerrote Kindersocke aus der Öffnung geschleudert. Maria versuchte näher an die Öffnung zu gelangen aber der MP3 Player, den sie mit den Ohrhörern an ihr Bündchen geknotet hatte, dass er nicht verloren ging, hinderte sie am Vorankommen. Der Mp3 Player sah was geschah und ließ den Stecker für die Ohrhörer aus der Buchse gleiten und taumelte davon. Maria, von der Last befreit schoss förmlich auf die kleine Öffnung zu. Als sie ganz nah vor der Öffnung schwebte, sah sie dass sie nicht hinein passen würde. Genau in dem Moment, an dem sie Aufgeben wollte, vergrößerte sich die Öffnung gewaltig und spie ein großes weißes Badelaken aus, das ängstlich flatternd in dem schwarzen Raum davon trieb.Das war ihre Chance, sie ließ sich in den Trichter fallen und wurde in das Wurmloch gezogen. Alles lief wieder Rückwärts, sie wurde älter und älter bis sie mit einem kleinen plop, in die Trommel der Waschmaschine plumpste. Sie war allein in der Trommel und Tür der Waschmaschine stand weit offen. Als sie sich ein wenig erholt hatte, dachte sie traurig und voller Dankbarkeit an ihren Freund den MP3 Player, der sich geopfert hatte und nun alleine und stumm, für immer durch die unendlichen Weiten des Universums der verlorenen Dinge taumelt. Maria rollte sich zusammen und wartete, dass sie bei der nächsten Wäsche gefunden und zu ihrem Klaus gebracht würde. Sie schlief ein und träumte von dem Wiedersehen mit Klaus. Maria wurde unsanft geweckt, als Unmengen von dunkler Bettwäsche in die Trommel gestopft wurde. Sie machte sich ganz flach und rutschte in einen Bettbezug, in dem sie sich in der hinterste Ecke versteckte. Sie war schon ganz flach aber sie wurde noch flacher, als sie durch eine Mangel gequetscht wurde. Sie verlor die Besinnung und erwachte erst, als sie eine kleine Hand, in das helle Licht eines frühen morgens zog. Am anderen Morgen, ich hatte die Geschichte meines Traum aufgeschrieben und sie am Abend Pascal vorgelesen. Als Pascal am anderen Morgen, aufgeregt mit einer platten schwarzen Socke in mein Arbeitszimmer gestürzt kam und rief, schau mal, was ich in meiner Bettdecke gefunden habe. Ich wollte meinen Augen nicht trauen, es war eine platte schwarze linke Socke, mit kleinen silbernen Flügeln, in Höhe der Knöchel. Wie ich noch fassungslos auf die Socke starrte, kam meine Frau in Zimmer, sah die Socke und rief überrascht: Ach die andere habe ich heute weggeworfen, wo hast du die denn gefunden. Ich rief aufgeregt, wann und wo hast du sie weggeworfen? Na in den Mülleimer heute Nachmittag, warum fragst du, sagte sie verwundert. Pascal und ich rannten in die Küche und durchwühlten den Mülleimer und da lag Klaus, über und über bedeckt mit Gemüseabfällen und altem Joghurt. Mit spitzen Fingern holte ich Klaus aus dem Abfall, dann wuschen wir Maria und Klaus gemeinsam in warmen Wasser mit der Hand und hingen sie Bündchen an Bündchen auf die Leine.

Ich habe keine Erklärung für diese Ereignisse, aber ich habe Maria und Klaus eng umschlungen hinter Glas in einem Rahmen gesteckt, wo sie selig vereint, in meinem Arbeitszimmer an der Wand hängen, darunter habe ich den alten Text eines Liedes geschrieben, der manchmal von tausenden von Menschen in Fußballstadien gesungen wird:
You’ll never walk alone
Wenn du durch einen Sturm gehst
Geh erhobenen Hauptes
und habe keine Angst vor der Dunkelheit.
Am Ende des Sturms
gibt es einen goldenen Himmel
und das süße, silberhelle Lied einer Lerche.
Geh weiter, durch den Wind.
Geh weiter, durch den Regen.
Auch wenn sich alle Deine Träume in Luft auflösen.
Geh weiter, geh weiter, mit Hoffnung in deinem Herzen
und du wirst niemals alleine gehen.
Du wirst niemals alleine gehen.
Geh weiter, geh weiter, mit Hoffnung in deinem Herzen
und du wirst niemals alleine gehen
du wirst niemals alleine gehen.

Und manchmal, wenn ganz still im Haus ist, kann man Maria und Klaus verliebt flüstern hören.


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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ORF am 23.10.2022:

zum Beginn des Textes: Murphys Gesetz (alles geht schief was schief gehen kann) sehr gut beschrieben!




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 15.11.2022:

Seit ich deine Geschichte gelesen habe, wasche ich meine Socken nur noch im Waschbecken, weil ich Angst habe, sie könnten getrennt werden. Ich will nicht, dass daraus ein Drama wird, nur weil ich saubere Socken will.




geschrieben von Nordlicht am 15.11.2022:

Das ist eine wirklich schöne Geschichte!

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