Veröffentlicht: 26.08.2018. Rubrik: Unsortiert
Die Frau im falschen Körper.
Christian Allenbach
Stefan war schon als kleines Kind etwas aufgefallen. Er konnte nicht mit anderen Jungen spielen, und wollte immer Mädchenkleider tragen. Dann redete er immer davon, dass er ein Mädchen sein möchte. Später wusste er dann, dass er eine Frau sei und in einem falschen Körper geboren wurde.
Nachdem er dann die Rekrutenschule absolvierte, entschloss er sich dann zu einer Operation und redete mit seiner Mutter darüber. Er war Tanzlehrer. Im Inselspital Bern hatten die Ärzte ihn dann operiert.Viele Schmerzen und Strapazen musste er durchstehen, deshalb hatte er auch ganz vergessen, dass er, das heißt er war jetzt eine Frau, und sie sollte wieder für drei Wochen ins Militär einrücken. Sie nannte sich jetzt nicht mehr Stefan, sondern Stefanie. Sie war momentan knapp bei Kasse, sie konnte nur aushilfsweise in einem Lokal als Tänzerin auftreten. Sie sollte unbedingt an ihren Geburtsort Lugano fahren, um dort ihren Geburtsschein und andere Dokumente persönlich abzuholen. Diese brauchte sie, um bei den Behörden die Namensänderung von Stefan auf Stefanie durchzuziehen.
Doch das Billett nach Lugano kostete mindestens hundert Franken, so viel hatte sie einfach nicht, und den Verlobten anpumpen wollte sie auch nicht. Da dachte sie, sie ziehe ihre Uniform an, ohne die Perücke versteht sich, so bezahle sie nur den halben Tarif. Doch sie hatte Pech, ausgerechnet an diesem Tag war im Kanton Tessin ein Feiertag und die Büros waren geschlossen. Alles war umsonst. Das war übrigens am 13. Mai, der Tag, an dem sie ins Militär hätte gehen sollen, daran hat sie aber nicht gedacht.
Am nächsten Morgen stand die Heerespolizei vor der Türe, weil sie weil nicht eingerückt war. Sie sahen durch das Fenster, dass jemand mit kurzen Haaren, gerade eine Frauenperücke aufsetzte. “Jetzt ist alles klar,“ sagte einer, “der will sich vom Militärdienst drücken, und verkleidet sich als Frau, den werden wir uns jetzt vorknöpfen.“ Und tatsächlich, eine Frau mit Perücke öffnete. Sie redeten diese an: “Guten Tag Herr Stefan Wöller. Sie sind nicht eingerückt. Wir geben Ihnen Zeit, ziehen Sie Ihre Uniform an, in einer Stunde holen wir Sie ab.“ Stefanie errötete fast wie ein Lippenstift, sie sagte eine Weile nichts, doch als sie sah, dass einer von denen ein Korporal war, sagte sie: “zu Befehl Korporal,“ und machte sich bereit. Jetzt wurde ihr klar, dass Sie das Militär vergessen hatte. Sie ging mit Ihnen in die Kaserne, sie musste zuerst in einer Zelle (Arrestlokal) bleiben und dort Übernachten. Am Morgen wollten sie sie dann dem Hauptmann von der Truppe übergeben. In der Zelle war eine Überwachungskamera, nun hat einer von der Wache in die Kamera geschaut und gerufen: “Um Himmels Willen, ich glaub mich tritt ein Pferd, eine Frau in der Zelle.“ Nun wollten alle in der Kamera sehen, wie sich diese Schönheit gewaschen hatte, und nackt im Raum herumtanzte. Der Korporal brachte ihr noch einen Nachtisch, schaltete die Kamera aus und leistete ihr die ganze Nacht Gesellschaft, früh am Morgen brachten sie Stefanie wieder nach Hause und entschuldigten sich. Sie beschlossen dann, ihren Vorgesetzten wegen diesem dummen “Schildbürgerstreich“ keinen Rapport zu machen, und alle Kameraden sollten schweigen. Zum Glück war der Verlobte von Stefanie nicht da, und bemerkte nichts von diesem seltsamen Missgeschick.
Am nächsten Morgen stand wieder der Korporal vor der Türe, er wollte ihr Blumen vorbeibringen. Kaum war er weg, standen wieder zwei Polizisten vor der Türe und läuteten. Als Stefanie öffnete fragte der Polizist: “Sind Sie Frau Wöller? Wir möchten zu Ihrem Mann.“ “Ich bin nicht verheiratet“ Dürfen wir hereinkommen“ “Kommen Sie nur, ich habe nichts zu verbergen.“ Sie schauten kurz in jedes Zimmer. Stefanies Freund kam gerade aus dem Badezimmer. “Dürfen wir fragen wer Sie sind?“ “Kein Problem,“ er zeigte einen Ausweis:Hanspeter Saalfeld. “Habe ich etwa mein Auto falsch parkiert?“ “Nein nicht Sie, jemand anderes“ Dann fragten sie Stefanie, ob sie einen Bruder hatte. “Ich habe mehrere Brüder, die ich noch nie gesehen habe, ich wurde als kleines Kind in ein Heim gesteckt und hatte mit dieser Familie nie Kontakt, einmal habe ich so gehört, sie sei
nach Frankreich gezogen“ Die Beamten entschuldigten sich höflich wegen der Störung und gingen wieder.
Stefanie wollte ihrem Verlobten auf keinen Fall vor der Hochzeit etwas sagen wegen ihrer Geschlechtsumwandlung, sie hatte aber eine leise Ahnung, warum sie kamen, ihr Auto war noch auf den Namen Stefan eingetragen. Saalfeld war der Direktor der Stadtbibliothek, aber das sollte niemand wissen, er war noch nicht geschieden und hatte 2 Kinder, die er dann betreuen musste, das hatte er Stefanie auch noch nicht gesagt. Deshalb zeigte er den Polizisten den Ausweis von seinem Bruder, der war Buchhalter.
Die Polizei konnte keine Familie unter diesem Namen Wöller ermitteln. Der Inspektor rief die Leute zu einem Rapport zusammen: “Wir suchen also einen Stefan Wöller, gemeldet am Mettlenweg 11, Bern, Tanzlehrer, das tönt etwas besser als Zuhälter, hat einen VW auf seinen Namen registriert, hatte vor einer Woche einen Sechser im Lotto, fast eine Million ist auf seinem Konto eingetroffen, zuletzt gesehen worden von einer Nachbarin am 13. Mai, hat am Morgen um 7 Uhr in Uniform das Haus verlassen. Das war der Tag, an dem er einrücken sollte, ist aber in der Kaserne nicht angekommen. Dann wohnt da ebenfalls diese Tänzerin, der angeblich alle Ausweise gestohlen worden sind. Hat vermutlich keine Papiere, ist illegal hier, und tanzt in einem Stripplokal. Name unbekannt. Gibt sich als seine Schwester aus, ich vermute, dass die dem hinter seinem Lottogewinn her ist. Hat die ihn umgebracht, und irgendwo versteckt?, also Leute, holt mir diese dubiose Tänzerin und stellt noch einmal das Haus auf den Kopf, durchsucht auch den Estrich und den Keller und auch die Kühltruhe. Es geht jetzt um Mordverdacht, ich fresse einen Besen samt Stil, wenn die nicht ordentlich Dreck am Stecken hat“ Die Beamten rückten los.
Saalfeld, der Verlobte war an diesem Tag nicht da. Die Kripo fand wiederum nicht viel brauchbares, doch im Keller, da wurden sie fündig, Stefans Uniform und auch sein Gewehr kam da zum Vorschein. Das war wiederum ein stichhaltiges Indiz, dass sie mit der Sache etwas zu tun hatte. Sie redete sich aber so raus, der vorige Mieter hätte die Sachen dort liegen gelassen, alles gelogen. Sie wurde nun wieder verhaftet und auf die Wache gebracht. Sie wollte aber nicht reden, dann kam der Untersuchungsrichter und und klagte sie, an weil sie nicht gemeldet war, keine Papiere hatte, und ein Auto und eine Uniform von einem Vermissten besaß. Sie aber weigerte sich eine Antwort zu geben. „Also, wenn Sie nicht reden wollen, so müssen wir Sie hier behalten. Los abführen, wir haben Zeit“
Alsdann musste die Kripo auch noch Stefanies Verlobten zur Befragung herbringen. Jetzt hat er sich mit seinem echten Ausweis ausgewiesen. Er sagte, dass er nichts bemerkte, wer da aus und eingegangen wäre, er sei dort nur vorübergehend Untermieter, und er möchte, dass da sein Name nicht erwähnt werde. Er sei in der Scheidung, seine Frau habe ihm das Haus weggenommen, und seine neue Wohnung sei noch nicht bezugsbereit, sie sollen das absolut vertraulich behandeln.
Sodann hat er gesehen, dass sie Stefanie eingesperrt hatten. Er bekam die Erlaubnis, sie im Gefängnis zu besuchen. Damit sie wieder herauskam, blieb ihr jetzt nichts anders übrig, als dem Verlobten und der Kripo zu sagen, dass sie vorher ein Mann gewesen sei, und dass man sie sie operiert hatte. Saalfeld hatte das akzeptiert, er beichtete ihr jetzt auch, dass er zwei Kinder hatte, die bei ihm bleiben werden. Stefanie akzeptierte das auch, und sie beschlossen jetzt zu heiraten.
Dann hat die ganze Prozedur mit dem Besorgen der Dokumente bei den Behörden wieder angefangen. Mit der Geburtsurkunde von Stefan kamen die Beamten nicht ganz klar, sie fragten immer wieder, ob dieser Stefan ihr Zwillingsbruder sei. Endlich war es soweit, sie waren mit den Trauzeugen auf dem Standesamt. Der Beamte sagte zum Bräutigam: “Herr Saalfeld, Ich gehe davon aus, dass Sie es sich gut überlegt haben, einen Mann zu heiraten, aber warum kommen Sie denn jetzt mit einer Frau daher?“