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geschrieben 2022 von Gepi (Gepi).
Veröffentlicht: 11.07.2022. Rubrik: Grusel und Horror


Edon der Schattenwandler

Beobachtet.
Immerzu. Ich fühle mich Beobachtet, seit dem Tag an dem Edons Flucht bekannt gegeben wurde. Erst war da nur dieses mulmige Gefühl, doch mein Verstand sagte mir ja, dass er mich hier unmöglich finden können würde.
Drei Tage waren seit der Meldung vergangen, da brach die hölzerne Tür zu meinem Schlafgemach urplötzlich in lodernde, alles verschlingende Flammen aus und brannte bis auf ihre Angeln nieder. Seltsamerweise war nichts weiteres, nicht einmal die hölzerne Diele des Flurs auch nur versengt. Dem Hauptmann der örtlichen Feuerwache kam es gar vor wie ein Wunder - doch wie ich nun weis, ward es ein Fluch.

Über die nächsten Tage spürte ich immerzu beißende Blicke in meinem Rücken. Sie schienen aus Bildern zu kommen und die Portraits von verschiedenen wichtigen Persönlichkeiten, welche ich in meinem Hause aufgehongen hatte, schienen mich mit ihren Blicken zu verfolgen. Selten sogar war es mir so, als lachten sie mich aus, als könne ich sie kichern hören. Gestern hielt ich es nicht mehr aus, und in einem einzigen Unterfangen riss ich alle Portraits von der Wand und warf sie dem Kaminfeuer in meinem Wohnzimmer zum Fraß vor.
Erleichtert atmete ich auf.
Doch keine Stunde verging, da begann ich auf den übrigen Bildern, allsamt Bilder von Landschaften, Schiffen und Gebäuden, eine schemenhafte Gestalt an den gemalten Horizonten wahrzunehmen.
Manchmal verschwand sie auch wieder von den Bildern, um auf einem anderen wieder aufzutauchen, und nie war sie auf mehr als einem Bild gleichzeitig.
Schlimmer noch, die schemenhafte Gestalt schien größer zu werden, als würde sie sich mir in dem Bild nähern.

Als der Tag sich dem Ende zuzog, war ich schweißüberströhmt und alle Bilder in meinem Haus dem Kamin zum Opfer gefallen.

Das Gefühl, beobachtet zu werden, blieb, machte mich schier wahnsinnig.

Gegen acht Uhr Abends legte ich mich verfrüht ins Bett, im kläglichen Versuch, diesem Alptraum zu entkommen.

Punkt Mitternacht schrak ich auf.
Jemand, nein, ER rief meinen Namen.
Eine Kerze in meinem Zimmer, die mit Sicherheit nicht ich entzündet hatte, flackerte ruhig auf meinem Nachttisch. Ich war allein im Raum, und doch warf die Flamme einen entsetzlichen Schatten an die Wand von einem ausgewachsenen Mann, der nirgends ersichtlich war.
Der Schatten lächelte mich zynisch an.
In einem Aufschrei hysterischer Panik muss ich zusammengebrochen sein, denn kurz darauf weckte mich mein Nachbar, indem er mir ein Glas Wasser in das Gesicht schüttete.
Verzweifelt versuchte ich, ihn zu warnen- er konnte nicht wissen, in welcher Gefahr er sich befand! Doch musste ich zu meinem tiefen bedauern feststellen, dass er meinen Worten keine Beachtung schenkte. Natürlich, für ihn musste mein Gestammel klingen wie das eines Verrückten, welcher gerade aus einem schlechten Traum erwacht war, denn von dem Schatten war keine Spur mehr zu sehn.

Kurze Zeit später knarrte die von meinem Bett aus nicht einsehbare Diele des Flurs, und mein Nachbar stand auf, um sich der Ursache des Knarrens anzunehmen.
Ich wollte aufspringen und ihn halten, doch versagten meine Knochen und meine Worte der Warnung erstickten mir vor Angst im Hals. Er verschwand um die Ecke, und kurz darauf hörte man ein lautes Knallen, wie von einem Revolver.

Da fand ich meine Kraft wieder und rannte ihm nach, doch als ich um die Ecke bog, war niemand dort.
Und doch...
Als ich die Wand zu meiner linken betrachtete, waren die Steine in Blut getränkt.
Nicht von außen, oh nein.
Von innen.
Die Steine, sie bluten. Sie bluten.
Aus ihren Poren fließt das Blut meines Nachbarn heraus.

Ich höre ihn nun.
Ich höre Edons Stimme.
Er ruft mich, macht sich über mich lustig.
Ich spüre ihn in dem kalten Schatten, den ich selbst werfe.
Edon ist hier.
Er materialisiert sich in meinem Rücken, und ich bin machtlos gegen ihn.
Ich kann nichts tun.
Ich bin verloren.
Er holt mich.
Verlo-

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