Alte Zeiten

„Ich liebe diese Süßigkeiten!“ hauchte sie freudestrahlend in seine Richtung. „Und dieser Teddybär… Oh, ist der süß!“ Er umarmte sie und sie erwiderte seine Umarmung. Sie trat zur Seite, damit er ihre Wohnung betreten konnte. „Hier riecht es nach frischem Brot. Hast du gebacken?“ fragte er überrascht. Sie nickte und spürte, wie ihre Wangen warm wurden. Sie errötete. Eine so alltägliche und unverfängliche Frage von ihm zu hören-das war seltsam. Er folgte ihr in die Küche, wo das Brot auf einem Gitter auf dem Boden lag. „Das sieht köstlich aus!“ sagte er, als er das Gebäck entdeckt hatte. „Ich wollte es auch mal ausprobieren…“ antwortete sie, nachdem sie seinen fachmännischen Blick gesehen hatte. Er nickte nur, ging auf den Brotlaib zu und klopfte einmal vorsichtig auf die Kruste. Plötzlich musste er lachen. „Das ist ja hart wie Stein!“ Sie errötete augenblicklich noch mehr. „Hmm...“ Ihre Gedanken spielten verrückt. Er schüttelte den Kopf und als er sich zu ihr umdrehte, verstummte sein Lachen sofort. „Das, das war nicht… Du weißt schon, ich wollte nicht…“ Er seufzte. „Dafür, dass das dein erstes eigenes Brot ist, ist es bestimmt super. Ich wollte dich nicht beleidigen oder so. Ich meine, es ist dein erstes Brot, nach all den Jahren…“ Sie schüttelte leicht den Kopf, dann musste sie grinsen. Sofort war die Unsicherheit wie aus seinem Gesicht gewischt. Sie zog ihn an der Hand ins Wohnzimmer, stellte das Valentinstags Geschenk auf dem Tisch ab und drehte sich dann wieder zu ihm um. Er war stehen geblieben und lehnte am Türrahmen. „Öffne die Schachtel.“ Er nickte in Richtung des Geschenks. Sie nahm die kleine Schachtel, zog das Geschenkband auf und nahm schließlich den Deckel ab. Was darunter zum Vorschein kam, brachte sie zum Lachen. 2 Tickets für eine Axolotl-Aquariumtour. So etwas konnte wirklich nur ihm einfallen. Schon seit vielen Jahren waren Axolotl ihre Lieblingstiere. „Schau darunter!“ sagt er und zeigte auf die Schachtel, die sie immer noch in der Hand hielt. Sie nahm die Karten heraus und was dieses Mal darunter hervor blitzte, raubte ihr den Atem. Es war eine Kette mit einem wunderschönen Anhänger. Er war Silber und er glitzerte leicht in der Sonne. Er kam auf sie zu, nahm die Kette und legte sie ihr um. Dann sagte er: „Schau hinein.“ Sie verstand erst nicht, doch dann hob sie den Anhänger zu ihrem Auge und sah hinein. Sie sah eine Art Halle, in deren Mitte ein Bild zu schweben schien. Es war ein Bild von ihr und ihm, in jungen Jahren. Sie waren Anfang 20, hielten sich in Armen und strahlten verträumt in die Kamera. Das Bild war schwarz-weiß. Trotzdem konnte sie sich noch ganz genau an diesen Tag erinnern. Es war Mitte Mai und schon ziemlich warm. Sie waren ein tolles Paar, unbeschwert und glücklich. Sie lächelte und ließ die Kette sinken. Dann flüsterte sie: „Wird das unser erstes Date? Nach all den Jahren?“ Er nickte.

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