Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
1xhab ich gern gelesen
Diese Geschichte ist auch als .pdf Dokument verfügbar.
geschrieben von As'a hel.
Veröffentlicht: 28.02.2022. Rubrik: Unsortiert


Der Irdische

Bequemlichkeit, Wohlstand, etwas aus sich machen, das ist alles, worum es geht!

Zumindest ist es das, worum es zu gehen scheint, denn alle um mich herum lassen darauf schließen. Nicht dass ich jemals über die Sinnhaftigkeit meines Tuns nachgedacht hätte; um ehrlich zu sein, ich habe noch nie über etwas nachgedacht, das ich nicht sehen kann und mir keinen absehbaren Nutzen bringt. Wenn ich essen will, fülle ich meinen Bauch; wenn ich spielen will, tue ich das; wenn Lust mich erfüllt, folge ich ihr; wenn ich Schmeicheleien haben möchte, dann gebe ich sie mir selbst oder ich hole sie mir von Leuten, die sie mir geben.

Einst kannte ich einen unhöflichen Menschen, der zu mir sagte: Wenn das alles in deinem Leben ist, was unterscheidet dich dann von einem Tier? Ich konnte damals nichts erwidern, weil ich noch nie über den Sinn meines Verhaltens nachgedacht hatte, aber heute könnte ich es: Kann ein Tier Karriere machen, brave Kinder erziehen, Besitz erarbeiten, bleibende Werke erschaffen, sich umfangreiches Wissen aneignen?
Eine Zeit lang empfand ich eine mir unbekannte Leere im Herzen, doch ich füllte sie mit mehr Liebe zu Bequemlichkeit, Wohlstand und Anerkennung.

Die Jahre verfliegen, da ist man um die 20 und plötzlich ist man um die 50 und fragt sich, was mit der Lebenszeit passiert ist. Die Sache mit dem Sterben ist unangenehm, aber man hat schließlich genug Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Manche glauben, dass es nach dem Tod von selbst schön ist; einige meinen, dass unsere Klugheit den Tod besiegen wird; die meisten denken bis zum Totenbett gar nichts. Ich mag die Idee, dass alles endet; so angenehm das Bauchfüllen, Lust haben und stolz sein auch ist, es wird mit der Zeit ermüdend, weil die Befriedigung nicht dauerhaft ist; die Vorstellung, endlich meine Ruhe zu haben, gefällt mir. Alt werden ist mühsam, aber wozu bekümmert sein, immerhin trifft es alle.

Das mit Gott, Sünde und Erlösung ist mir zu hoch, denn wie nützt das bei der Jagd nach Bequemlichkeit, Wohlstand und Anerkennung? Und sollte an diesem Jesus doch etwas dran sein, kann man ja beim Sterben noch schnell seine Meinung ändern; weil das war auch bei einem der Männer möglich, die mit diesem Erlöser hingerichtet wurden; und mit dem Teufel, den es ziemlich sicher sowieso nicht gibt, käme man schon irgendwie klar.

Und überhaupt, warum sollte ich Hilfe brauchen? Ich habe von einem möglichen Gericht nichts zu befürchten; ich stehle nicht, morde nicht und meine Eltern ehre ich auch genügend, diese Bibelgesetze erfülle ich doch mühelos! Und die Sache mit dem Ehebruch ist vergeben, schließlich soll Gott ja Liebe sein, und zur Not beichte ich eben, dann ist auch alles gut, genug jetzt!

counter1xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

Weitere Kurzgeschichten von diesem Autor:

Der Ewige
Das Kind und der Kluge
Was bin ich?
Staub
Das Leben eines Schafes