Veröffentlicht: 24.02.2022. Rubrik: Lyrisches
Schwanenschicksal
Es war einmal
Eine schöne Schwänin.
Deren Schwanemann war einst
Versehentlich
Den falschen Fischerjungen
Ins Netze gesprungen.
Betrübt
Brütete die Schwitwe über dem Laich.
Als den kleinen Quappen
Erste Federn sprossen
Hatte die Mutter bereits beschlossen
Ihr schwächstes Küken
Dem ungnädigen Flussgott zu opfern.
So wollte der Brauch
Drum tat sie es auch.
Und auf ihrer Reise
Zu den vielwissenden Wasserfällen
Wurden sie von Hubert überfallen.
Hubert
war ein hungriger Hecht.
Nun
War er endlich nicht mehr hungrig.
Die Federn schmeckten fad
Und fruchtig.
Auf einem trockenen Stein
Ließ Hubert sich nieder
Spreizte sein
Soeben erschienenes Gefieder
Und zog davon
Gen Horizont.
Er flog und flog
Er flog zum Mond -
Da oben
Starb er wohl.
Aus den Rippen flossen Rosen
Glitten über Mondes Boden
Spickten schließlich jenen Toten…
So glauben wir an Reinkarnationen.
In fremdem Fleische auferstanden
Will „Hubert“ wieder Sonne tanken.
Er streckt sich hektisch
Und erblickt:
Man formte ihn zum Schwänerich!
„Hubert“
Schnatterte vor Freude.
Plötzlich
Vernahm er ein schnalzendes Geräusch.
Kurz darauf
Wurde er mit schweren Fischernetzen bedeckt.
Seine schwangere Schwanengattin
Hatte alles
Aus sicherer Entfernung
Beobachtet.