Veröffentlicht: 24.02.2022. Rubrik: Unsortiert
Ein erfundener Traum?
Als ich aufwachte waren meine Hände ganz weiß und an Stelle meiner Fingernägel wuchsen perlmutterne Schuppen. Verdutzt blickte ich um mich. Ich lag inmitten von Wolken. Sie waren hellviolett und gaben ein schwaches Leuchten von sich.
Bald flog eine Taube auf mich zu und faltete meinen Körper fein säuberlich zusammen. Den Rest von mir packte sie mit dem Schnabel und stürzte uns beide in die Tiefe. Ein inneres, silbernes Band dehnte sich von einem stattlichen Zentimeter auf eine Haarbreite aus während die Taube plötzlich anfing, erschrocken zu kreischen. Es war so ungeheuerlich, dass ich mir die Ohren zuhalten wollte. Leider konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wie.
Lautlos riss der Faden.
Ich war einer von den Grashalmen. Es war Abend und wir sahen uns gemeinsam die Sterne am Himmel an. Keiner der Halme sprach ein Wort und doch konnten wir uns verstehen. Als ein Maulwurf im Untergrund wühlte, spürte ich ein Kitzeln an unseren Wurzeln. Augenblicklich wurde es schwarz. Dafür roch es nach Erde. Und Würmern. Ich konnte nichts sehen in dieser warmen, geborgenen Umgebung. Mein einziger Gedanke war, futtersuchend herumzukriechen und gelegentlich die Oberfläche zu besuchen. Meine Gliedmaßen waren verschwunden. Peristaltisch bewegte ich mich zum nächsten Ausgang. Es war Nacht geworden. Ich befand mich an einem Waldrand. (Leider der einzige Wald im Land.) Was neben mir stand? Ein Tannenbaum. Er ließ mich durch seine Augen schauen. Wie ein Riese sah ich die gesamte Wiese und wie sie sich streckte und alles bedeckte mit Humus und Halmen.
Ich wurde zur Weide. Ich fühlte mich weich und gewaltig und weiblich. Ich küsste die Felsen am Fuße der Berge und wurde noch höher und härter und stärker. Ich war nicht lebendig im klassischen Sinn. Aber Worte waren mir fremd geworden, nichts betraf mich mehr. Ich war so unbegreiflich groß. Mein Fokus verließ mich und ich ließ ihn los. Abrupt abgeschrumpft fand ich mich am Gipfel, am höchsten Punkt meiner eigenen Spitze. Denn ich war ein Sandkorn, ein einziges, kleines. So winzig, ich meinte, ich bräuchte ein Zweites. Zentriert und sensibel betrachtete ich wie die Teilchen in mir tanzten. Ich war Ihresgleichen. Und bald eine einzelne Information. Ein Wert ohne jegliche Variation. Ich war Alles und Nichts. Ich war keines von beiden. Und im nächsten Moment war ich alles auf einmal.
Ich werde sie wahren, diese Erfahrung. Ich wurde berührt von Unsagbarem.
Friedlich lege ich mich schlafen.