Veröffentlicht: 25.01.2022. Rubrik: Satirisches
Aussichten
Die Überraschung war für mich das größte was ich in der letzten Zeit erlebt habe. Wie mir gut unterrichtete Quellen unter der Hand mitteilten hatte mich das Bundeskanzleramt auf dem Schirm. Um genauer zu sein, es war wohl der neue Bundeskanzler der mich auf demselben hatte.
Hochrangige Kreise des Verfassungsschutzes waren in Kenntnis gesetzt, ehemalige Mitarbeiter des MfS (Stasi) sprachen mich darauf an. Meine Zukunft erschien plötzlich in fünfundzwanzig Farben mehr als bis dato. Man machte mir bereits Offerten auf höchsten Ebenen der Dorfgewalt und schlug mich prophylaktisch für das Bundesverdienstkreuz in Gold vor. Mein Hund war für den Ehrenpreis als treuester Vierbeiner des Landes vorgesehen und sollte demnächst eine tragende Rolle als Polizeihund Rex in Film und Fernsehen erhalten. Wäre mein Killerkarnickel Murkel noch am Leben hätte man ihn als den obersten Buddler der größeren Umgebung eingeplant. Meine Frau, so war es angedacht, würde man einen Treuebonus für Verdienste am Lande zusprechen. Was will man mehr.
Bei den teuersten Schneidern orderte ich Kleidung bestellte mir Hilfskräfte aus Polen und Absurdistan für Garten und Hausarbeiten, gönnte mir das erste Mal in meinen Leben eine Staatsflagge war also rundum gewappnet für das Kommende. Und da kam es. Unser Kanzler diese Schnarchpille hat ihn verbummelt, den Regen-oder Sonnenschutz, auf dem mein Name war. Tüttelig eben. Der Absturz glich einem Fallschirmsprung aus größerer Höhe bei dem sich der Schirm nicht öffnet, einer Katastrophe gegen die das Erdbeben in Sacramento 1764 ein leichtes Zittern der Erdkruste darstellte. Dann wachte ich schweißgebadet auf. Es war nur ein Traum gewesen und zwar ein ganz schlechter. Allein die Vorstellung, das ich mit Schlips und Kragen, bei einer Ordensverleihung… also das schlüge mir auf den Magen.
(ORF)
