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geschrieben von francois.
Veröffentlicht: 18.11.2021. Rubrik: Unsortiert


BELAUSCHT

Wie Unkraut sich gegen seine Ausrottung wehrt zu erfahren in der heutigen Wochengeschichte aus meiner Feder:


Sitze im Garten meines Grossvaters im Tal des kleinen Flusses, weitab von jeder städtischen Zivilisation. Herrlich ist es, die Natur zu bewundern. Jeden Grashalm zu beobachten. Zu erkennen, wie vielfältig das irdische Leben sich präsentiert. Unter dem Kirschbaum, den ich so liebe, verbringe ich die meiste Zeit. Dort ist es schattig und falls man will, kann jedes Geräusch der Erde vernommen, jeder Ton aufgefangen werden. Heute nun habe ich mir vorgenommen, die Natur intensiv zu belauschen. Nichts anderes zu unternehmen. Die Ohren besonders zu spitzen.
Die gelbe Blüte, herrlich anzusehen, Grossvater hat sie als Unkraut tituliert, bewegt sich leicht in der leisen Brise. Bewegt ihr Haupt im Takt den Sonnenstrahlen. Voller Ehrfurcht bemerke ich, dass die Sprache der Blüten beim aufmerksamen Lauschen für mich verständlich wird. Ein Traum? Nein, es ist ein Wunder meiner Synapsen, obwohl ich von meinem Lehrer als absoluter Sprachmuffel eingestuft worden bin. Vor Jahren eingestuft wurde. Die gelbe Schönheit räuspert sich diskret. Heischt die Aufmerksamkeit des Blütenblättermeers ihrer Nachbarschaft. Augenblicklich herrscht Gräserruhe. Selbst das leise Lüftchen hat seine Tätigkeit eingestellt. Wartet in gespannter Stille.
Die Blütenzartheit beginnt zu sprechen. Rekelt sich dabei wohlig im Bad der Sonnenstrahlen. Beugt sich zuerst nach links und dann nach rechts. Erhebt dabei ihre nun nicht mehr zarte, vielmehr bestimmte und harte Stimme:
„ Wir, die immer ausgerottet werden sollen, müssen es den Menschen gleichtun. Unser Schicksal in die eigenen Blätter nehmen. Lebensverlängerungen für sich selber und gegen uns haben unsere Verfolger unsere Mörder erfunden. Erprobt. Chemische Mittel, Pilzsurrogate, Transplantate eingesetzt, um den Naturgesetzen zu widerstehen, diese ausser Kraft zu setzen. Lasst uns die uns feindliche Mensch genannten Unpflanzen, wie ich sie nenne, sie gehören alle samt ihren imaginären Wurzeln weggefegt, übertrumpfen. Wir, die wir für sie nur Unkraut darstellen, müssen dasselbe zur Lebensverlängerung unternehmen. Ihre Kenntnisse übernehmen. Einsetzen! Blütenstabtransplatate entwickeln, Chlorophyll Infusionen einsetzen. Wurzelbehandlung einführen. Oder erfolgt all das bereits, ohne dass ich es bemerke? Sind wir deshalb als Unkraut unsterblich, überleben alle Anschläge auf unser Leben? Gift? Bunsenbrenner? Einsatz biologischer Waffen? Sind wir unseren Ausrottern deshalb Schritte voraus? Werden wir die uns verfolgenden humanen Unpflanzen überleben? Sind wir stärker als sie alle zusammen? Lasst uns diese Seuchengeschöpfe von ihrem eigenen Untergang sprechen. Diesen weiter behaupten. Verbreiten. An diesen glauben. Bald schon, das prophezeie ich als einfache gelbe Unkrautblüte, werden wir ungehindert blühen, uns nach eigenem Belieben ausdehnen können. Habt Geduld, liebe Brüder und Schwestern. Es lebe das Leben. Besonders wenn dieses aus Unkraut einem Begriff des ewigen Lebens besteht."

Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

G E C K

Der Geck guckt
mit Verlaub durch das fallende Laub.

Versucht zu klauben es auf
dann kleben es an des Astes Baum.

Vereiteln damit
dem Altern den Raum ...


Herzlichst
François Loeb

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