Veröffentlicht: 18.11.2021. Rubrik: Unsortiert
Novemberwetter
Mitnichten haben wir, Hund und ich, die undurchdringliche Nebelwand genutzt um ungesehen Schandtaten zu verrichten von denen noch spätere Generationen berichten würden nachdem man sie denn entdeckt hätte. Mindestens drei Tage bestand die Möglichkeit dazu denn es lag fetter Nebel über dem Land und wollte sich nicht lichten. Nein, wir haben keine aufrührerischen Symbole an frisch getünchte Häuserwände gesprayt, vor Grundstücken, deren Eigner wir nicht leiden können, Haufen gesetzt oder gar an liebevoll gestutzte Hecken uriniert, das alles haben wir nicht getan obwohl wir ungesehen Derartiges verrichten hätten können. Das Dreamteam ist jedes Mal treu und brav sechsbeinig an den Feldern und dem Wald entlang getrabt deren Vorhandensein sich zumindest erahnen ließ. Mit Nebelhorn bewaffnet dessen lautes Tröten allen, die da in der Waschküche unterwegs waren, unser Kommen ankündigte und einer, selbstgebastelten Bürgerflüstertüte die uns, möglicherweise, Infizierte auf 70m Sicherheitsabstand halten würde. Die kam relativ selten zum Einsatz und die wenigen, verschwommenen Figuren denen wir eine barsche Warnung entgegen röhrten, stellten sich zumeist als Bäume und Büche heraus die nichts anderes konnten als da im Nebel herumzustehen und sonst nichts taten. Auch gestern wollten wir dieses, sicher nicht ganz ungefährliche Unterfangen begehen denn wer weiß was da noch so in der milchigen Trübe lauern könnte. Ungeheuer jeglicher Couleur, Aliens die auf Hunde- und Menschenwesen begierig sind um irgendwelche abartigen Experimente durchzuführen, wer weiß das schon?
Wir wurden arg enttäuscht. Man hatte über Nacht den Nebel entwendet. Seit über 25 Jahren wohne ich hier und war immer von der Redlichkeit der hier Ansässigen überzeugt und nun so etwas! Ich war und bin zutiefst erschüttert, meine Welt ist zuerst ins Wanken und dann aus den Fugen geraden. (ORF)