Veröffentlicht: 01.11.2021. Rubrik: Unsortiert
Tödliche Stille
Tödliche Stille
Es ist so still, so still das ich das Rauschen in meinen Ohren höre, das Knacken der Heizung und jeden Anschlag auf der Tastatur meines Computers.
Die Stille ist das was mich am meisten runterzieht, die Stille von der man weis das sie bleibt und nur durch meine eigenen Geräusche unterbrochen wird.
Ich könnte allein auf der Welt sein und es würde sich genau so anhören, anfühlen tut es sich schon seit Monaten so.
Seit Monaten, seit dem Tag an dem alles auseinanderbrach, der Tag an dem ich noch zur Arbeit gegangen bin, mit einem Kuß von dir verabschiedet. Es sollte der letzte Kuß sein, die letzte Berührung, das letzte gemeinsame Frühstück und das letzte mal gemeinsam einen Kaffee im Bett.
Ich habe nichts gewußt, nichts gemerkt. Die Stille ist draußen und in mir drin, genau wie die Kälte die nie aufzuhören scheint. Vielleicht ist schon irgend etwas Tod in mir. Wie ein Baum, ein alter, der von innen stirbt, er fault ganz langsam, man sieht von außen kaum daß er nicht mehr der Alte ist. Erst wenn er bricht, dann kommen die abgestorbenen Teile ans Licht. Dann liegt er da, gebrochen und von innen gefault mit schwarzen Hohlräumern, in denen sich nach und nach die Insekten einnisten, nur das fühlt er nicht mehr.
Ja, so komme ich mir vor, mit schwarzen Hohlräumen, die wachsen in meinem Inneren, die mit Stille und Kälte gefüllt sind. Und egal wie sehr die Sonne scheint, wieviel Lachen um einen herum ist, bis nach Innen kommt nichts.
Kann ich wieder Heilen? Kann ich wieder warm werden? Nein, ich glaube ich bin wie der alte Baum, einmal befallen ist dem verderben geweiht.
Die Zärtlichkeiten verschwanden unter einer Decke aus Alltagstrott und Selbstverständlichkeit, aus Gleichgültigkeit und Nichtbeachtung. Ein Fehler, von beiden.
Die aktuelle Weltlage und die unterschiedliche Sichtweise auf diese von uns Trug weitere Mißstimmungen bei. Ich hatte/habe Angst und wollte von all diesen Sachen irgendwann kaum noch was Hören, ich wollte dem Feuer der Angst keine Nahrung mehr geben, seine vorhandenen Glut nur mit Asche bedeckt sein lassen, ab und an ein kleiner Zunder, damit es nicht ausgeht und ich weiter wachsam bleibe.
Für dich gab es irgendwann nur noch Worte über die Lage in der Welt, alle anderen waren dir abhanden gekommen. Die Stille schlich sich heran und wir haben nicht aufgepaßt.
Sie streckte ganz langsam ihre dünnen schwarzen Tentakel nach uns aus und begann uns zu umschließen. Sanft machte sie das, sehr sanft, tödlich.