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2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2021 von Christine Todsen.
Veröffentlicht: 10.07.2021. Rubrik: Spannung


Kommissar Kuhlmann und das Gold im Grab

Kommissar Kuhlmann genoss einen zweiwöchigen Urlaub in einem Dörfchen im Alpenvorland. Wie Rumpelstilzchen dachte er: „Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich… ein berühmter Ermittler bin!“

Doch da hatte er sich getäuscht. Als er eines Tages in seinem kleinen Hotel gerade vom Frühstückstisch aufstehen wollte, kam der Inhaber auf ihn zu. „Herr Kuhlmann, ein Freund von mir ist bei der Polizei. Er hat erfahren, dass Sie hier wohnen, und da möchte er furchtbar gern mit Ihnen sprechen. Es gibt hier nämlich einen sehr seltsamen Fall.“

Kuhlmann hob abwehrend die Hände. „Tut mir leid, ich bin nicht im Dienst und benötige ganz dringend meine Ruhe!“

„Aber Sie sind der Einzige, der uns helfen könnte. Sie haben doch so eine große Berufserfahrung und so ein breites Allgemeinwissen. Bestimmt könnten Sie den Fall lösen!“ Als Kuhlmann nach wie vor abweisend blickte, rang der Hotelbesitzer sich zum Äußersten durch: „Ich würde Ihnen auch statt vierzehn nur zwölf Tage berechnen!“

„Hm. Na, dann schicken Sie Ihren Freund mal vorbei.“

Nur eine halbe Stunde später erschien der Dorfpolizist und schilderte seinem Kollegen aus der rheinischen Großstadt das Rätsel.

„Auf unserem Friedhof gibt es angeblich ein Grab, das von einer Diebesbande als eine Art Lager benutzt wird. Wenn das Gerücht stimmt, ist dort Gold versteckt. Natürlich können wir nicht jedes einzelne Grab öffnen. Von außen kann man jedenfalls keinem der Gräber ansehen, dass dort gebuddelt worden wäre.“

„Tja, da kann ich Ihnen auch nicht helfen“, sagte der Kommissar ohne sonderliches Interesse. Er hielt das Ganze für Geschwätz.

„Warten Sie, jetzt kommt es erst!“, trumpfte der Dorfsheriff auf. „Jemand glaubt, im Internet einen seltsamen Hinweis auf das Grab entdeckt zu haben. Möglicherweise eine Art Code, den die Gangster untereinander benutzen. Wir können uns aber nichts darunter vorstellen und hoffen, dass Sie es können.“

„Wie lautet der Hinweis denn?“, fragte Kuhlmann skeptisch.

„Moment, ich habe den Satz aufgeschrieben. Wollen Sie ihn selbst lesen?“ Der Dorfpolizist hielt dem Großstädter einen Zettel unter die Nase, und dieser las:

Auf den Linieninseln hätte er’s geschafft.

Als der Kommissar nach einer Minute noch nichts gesagt hatte, fragte der Dörfler: „Verstehen auch Sie den Satz nicht?“

„Es ist in der Tat ein seltsamer Satz. Ich vermute, er bezieht sich auf den Toten, der in diesem Grab liegt. Wenn das stimmt, dann weiß man zumindest schon einmal, dass es das Grab eines Mannes ist, nicht das einer Frau.“

„Richtig, dort steht ja ‚er‘! Gut, dass wir zumindest das schon mal wissen! Und was bedeutet wohl der Rest? Was hätte er auf den Linieninseln geschafft, und wo liegen die überhaupt?“

Kuhlmann schwieg. Es war ihm anzumerken, dass er scharf nachdachte.

„Könnten Sie mir“, fragte er schließlich, „eine Liste aller männlichen Toten dieses Friedhofs beschaffen, und zwar jeweils mit Geburts- und Todesdatum?“

Als der Kommissar das gewünschte Schriftstück in Händen hielt, sagte er dem Dorfpolizisten: „Wenn meine Vermutung sich bestätigt, rufe ich Sie an und sage Ihnen, in welchem Grab das Gold versteckt sein könnte. Wohlgemerkt, könnte. Und selbst wenn man es dort fände, wüsste man natürlich noch nicht, wer die Diebe sind. Vielleicht stimmt die ganze Geschichte aber auch gar nicht.“

Doch sie stimmte. Schon am nächsten Tag öffnete die Polizei ein Grab, das Kuhlmann genannt hatte, und fand eine ganze Schatzkammer aus Goldbarren und Schmuck.

Kommissar Kuhlmann wurde zum Star der Saison. Alle Medien interviewten ihn.

„Als ich aufgrund des seltsamen Satzes vermutete, dass das Grab von diesem Franz Huber gemeint sein könnte, habe ich es mir angesehen. Wahrscheinlich haben die Gangster es ausgewählt, weil sein Boden sich gut zum Graben eignet. Nicht, weil der Tote oder seine Familie in irgendeiner Weise in die Straftaten verstrickt gewesen wäre!“

Aber noch mehr interessierten sich alle dafür, wie der Kommissar auf genau dieses Grab gekommen war. Was bedeutete der Satz? Was hätte der verstorbene Franz Huber auf den Linieninseln geschafft?

„Die Linieninseln“, dozierte Kuhlmann, „liegen im östlichen Zentralpazifik direkt an der Datumsgrenze. Sie sind der Mitteleuropäischen Zeit um 13 Stunden voraus. Nun dachte ich: ‚In dem gesuchten Grab könnte jemand liegen, der entweder an einem 31. Dezember oder am Vortag seines Geburtstags gestorben ist, zu einer Uhrzeit, als auf den Linieninseln schon das neue Jahr oder Lebensjahr angebrochen war.‘ Daher ließ ich mir die Liste mit den Geburts- und Todesdaten geben und stieß auf den Namen Franz Huber. Dieser erreichte zwar das hohe Alter von 97 Jahren, aber das neue Jahrtausend leider nicht mehr, denn er starb am 31. Dezember 1999. Vermutlich nach 11 Uhr, denn auf den Linieninseln hätte er’s geschafft…“

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ehemaliges Mitglied am 25.07.2021:

Wirklich gut!




geschrieben von Christine Todsen am 25.07.2021:

Danke, freut mich!

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