Veröffentlicht: 08.07.2021. Rubrik: Unsortiert
Die Rückkehr
Es ist einer der schönsten Tage seid sehr langer Zeit. Die Sonne scheint hell über mir. Der Pflasterweg zwischen den Bäumen scheint ruhig zu sein. Niemand der ihn kreuzt. Nur die Vögel fliegen fröhlich umher und singen ihre Lieder. Links und rechts alte Felder die sich bis zum nächsten Waldrand erstrecken. Sie sind mit Gras bewachsen. Niemand hatte seid der Katastrophe Zeit sich um sie zu kümmern.
Ich reite nach Hause. Viel zu lange haben die Kämpfe gedauert. Ich bin erschöpft und freue mich meine Freunde nach all den Jahren wieder zu sehen. Ob sie mich erkennen werden? Ich habe mich verändert, aber ich bin immer noch ich.
In der ferne kann ich die großen Tore sehen. Ich lasse mein Pferd los traben. Auf einem Feld vor der Stadt entdecke ich zwei Menschen. Eine Frau, in einem schönen Sommerkleid. Ihr Haar weht verführerisch im Wind, als sie sich bückt um Blumen zu sammeln. Ich höre ihr Lachen, es wirkt überglücklich. Die zweite Person scheint ein Mann zu sein. Ein offenes Karohemd umspielt seinen offensichtlich trainierten Körper. Er trägt einen Strohhut und unterhält sich mit der Frau. Wahrscheinlich ist er zu ihrem Schutz mit vor die Tore gekommen. Obwohl ich so viel gekämpft habe und es viel sicherer geworden ist, scheinen sich die Menschen immer noch in acht zu nehmen.
Als ich näher an sie heran trabe erkenne ich die Frau wieder. Mein Herz hüpft vor Freude meine alte Freundin so fröhlich wieder zu sehen. Sie schaut ebenso fröhlich zu mir herüber, dann schaut sie traurig zu dem Mann. Dieser starrt mich förmlich an. Ich ziehe die Zügel an, um langsamer zu werden. Das Pferd hält an und ich erkenne ihn. Mein Herz wird schwer. In all den Jahren habe ich jeden Tag an ihn gedacht. Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens gewesen die Stadt und damit auch ihn zu verlassen. Jetzt traf ich ihn mit meiner Freundin vor der Stadt. Beide fröhlich. Ein stich ins Herz. Hat er mich vergessen?
Ich gebe dem Pferd die Spornen und galoppiere los. So schnell wie möglich in die Stadt zu kommen ist mein Ziel. Die beiden anderen schauen stumm hinterher.
Kaum das ich vor dem Tor stehe, öffnet es sich auch schon und freudige Rufe dringen an mein Ohr. Die anderen erkennen mich auch noch. Ein kleines Lächeln stiehlt sich in mein Gesicht. Ich freue mich das es allen gut geht und sie mich so fröhlich begrüßen. Ich steige vom Pferd ab und lasse mir alles zeigen. Die Stadt ist gewaschen und hat sich verändert. Viele Dinge wurden repariert. Einige neu aufgebaut. Neugierig lasse ich mir alles erzählen, was sich in den letzten Jahren getan hat. Welche neuen Bündnisse eingegangen wurden, welche Familien gewachsen sind und vieles mehr wird mir berichtet. Ich gebe nur acht das ich meiner Freundin und meiner vergangenen Liebe nicht zu nahe komme. Ich bin noch nicht bereit zu erfahren, das sie jetzt eine neue Familie sind. Ich lasse mir meinen neuen Schlafplatz zeigen. Ich brauche erst einmal Zeit und Ruhe um alles zu verarbeiten. Ich habe erfahren, das in ein paar Tagen das große Sommerfest stattfinden wird. Die anderen meinten dann können wir auch meine Rückkehr feiern. Als ich im Bett liege, nach einer heißen Dusche, mit frischen Klamotten, lasse ich den Tag hinter mir und falle in einen festen Schlaf.
Erst als die Sonne schon weit oben steht werde ich wach. Ich mache mich auf die Suche nach Arbeit. Nichts tun ist nicht mein Ding. Außerdem kann ich so unerwünschten Besuchen aus dem Weg gehen. Vor dem Fest gibt es glücklicher Weise genug zu tun. So schaffe ich es einige Tage meine Ruhe zu haben und allen persönlichen Fragen zu entkommen. Doch einen Abend vor dem Fest ist alles vorbereitet. Ich schaffe es nicht ihr aus dem Weg zu gehen. Meine Freundin verwickelt mich in ein Gespräch. Sie versucht alles zu erklären. Die vielen Jahre, die lange Einsamkeit. Ich ertrage es kaum ihr zuzuhören. Sie gesteht das sie ihn Liebt. Ich drehe mich um und gehe. Sie ruft noch etwas hinterher. Ich verstehe es kaum. Nichts geschehen... Das verstehe ich nicht, das glaube ich nicht. In den letzten Tagen habe ich trotz der ganzen Arbeit immer wieder gesehen, wie sie zusammen waren. Wie vertraut sie miteinander umgegangen sind. Ich wusste durch Erzählungen sogar, das sie zusammen gewohnt hatten bis ich wieder kam. Seit dem hatte sie bei einer Bekannten übernachtet. Wahrscheinlich aus falscher Rücksichtnahme. Wenn man zusammen wohnt, dann... Mein Herz schmerzt. Ich muss hier raus. Die Nacht verbringe ich draußen vor der Stadt. Ich brauche Ablenkung. Kämpfe machen meinen Kopf frei, also kämpfe ich. Erst als ich erschöpft bin kehre ich um. Ich gehe zu Bett und falle in einen unruhigen Schlaf.
Am nächsten Tag ist es soweit. Das Sommerfest findet heute statt. Alles ist geschmückt. Die Leute ziehen sich fein an und alles beginnt mit einem großen Mittagsbuffet. Es ertönt Musik und alle feiern. Ich muss zu vielen Menschen erzählen, was ich in all der Zeit erlebt habe. So vergeht der Tag schnell und der Abend bricht an. Ich entscheide mich mir mal ein Kleid anzuziehen. Eins das ich früher mal getragen habe. Es ist ein himmelblaues Kleid, das meinen Körper leicht umspielt. Es kommt mir verrückt vor das es mir noch passt. Ich bin nicht mehr so zierlich, sondern ehr muskulös geworden. Trotzdem sehe ich schon fast unschuldig aus. Meine langen Haare lasse ich offen in Wellen über meinen Rücken fallen. Es stellt sich ein ruhiges Gefühl in mir ein. Ich gehe zurück zum Tanzen. Ich möchte das es ein schöner Abend wird, auch wenn die letzten Tage mich aufgewühlt haben.
Der Bürgermeister hält eine Rede. Ich sehe mich um. Die Worte treffen die Menschen direkt ins Herz. Viele bewegte Gesichter. Eins ganz besonders, doch scheint es nicht an den Worten des Bürgermeisters zu liegen. Es ist sein Gesicht, das mich im Blick hält. Ich bin wie erstarrt. Damit habe ich in diesem Moment einfach nicht gerechnet. Er kommt auf mich zu. Er sieht so gut aus. Seine wunderschönen Augen sehen mich an. So sanft. So liebevoll. Klatschen. Die Rede ist zu ende und er steht vor mir. Noch ehe ich etwas sagen oder machen kann, zieht er mich an sich und beginnt mit mir zu der soeben erklingenden Musik zu tanzen. Ich war lange nicht mehr jemanden so nahe. Er war der letzte gewesen und nun fühlte er sich an wie der erste. Ich spüre seine wärme. Sein Duft so verführerisch wie damals. Ich lasse mich treiben. Verdränge die letzten Jahre. Einen Moment Frieden. Seine raue Hand hält meine. Seine Augen lassen nicht von meinen ab.
Dann die Worte die mein Herz aufglühen lassen. Ich liebe dich, ich habe immer nur dich geliebt. Seine Lippen umschließen die meinen in einem leidenschaftlichen Kuss. Wir lösen uns sanft voneinander. Ich sehe ihn fragend an. Er versteht mich ohne das ich etwas sagen muss. Wir gehen an einen ruhigen Platz, an dem er mir alles erklärt. Eine schwere Verletzung am Bein hatte es notwendig gemacht das jemand bei ihm einzieht und ihn versorgt. Die Wahrheit. Eine dicke Narbe ist der Beweis dafür. Endlich das klärende Gespräch. Der Mond geht auf und ich blicke einer meiner Zukunft entgegen.