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geschrieben von Weißehex.
Veröffentlicht: 06.03.2018. Rubrik: Historisches


Matzes Mutter

Diese Geschichte gehört zu einem Geschichtenkranz rund um "Matze, das Findelkind" (nicht chronologisch geschrieben. Matze taucht als Baby und als Jugendlicher auf sowie handeln einige Geschichten von seinen Adoptiveltern, noch ehe sie ihn bei sich aufnehmen):

Dazu gehören folgende, auch hier eingestellte Geschichten:
Das Findelkind
Brigitte
Hugos Freundin
Weihnachten mit Hugo
Ergebnisse liegen vor

Matzes Mutter
Schauplatz: Auf einer Brücke. Es ist Herbst im Jahre 1959.

Personen:
Eine Frau mit langen feuerroten Haaren. Ca. 23 Jahre alt. Sie trägt einen sehr weiten, langen Mantel, sodass die Figur kaum zu erkennen ist.

Eine andere Frau, brünett, etwa im gleichen Alter. Schlank.

Brünette: "Was wirst du nun tun, Marie?"
Rothaarige: "Wenn ich das nur wüsste."
Brünette:" Kriegen musst du es nun. Für alles andere ist es zu spät. Warum hast du nicht auf mich gehört, solange noch Zeit war? Ich hätte mich um dich gekümmert."
Marie: "Ich weiß doch, Elsbeth. Ich dachte, er kommt zurück. Und dann hätte ich gesagt, George, wir bekommen ein Kind. Und er wäre verrückt vor Freude gewesen und hätte mir auf der Stelle einen Heiratsantrag gemacht. Sogar den Ring hab ich mir schon vorgestellt und wie er an meiner Hand aussieht. Und alle, alle wären neidisch auf mich gewesen! Guck mal, hätten sie gesagt, die Marie heiratet einen Amerikaner! Sie wird ein tolles Leben haben! "

Sie schlägt mit der rechten Hand auf das Brückengeländer.

"Verflucht sein sollen sie alle, die Männer, die dummen Mädchen etwas von Liebe erzählen!"

Elsbeth:"Vielleicht kommt er ja wirklich wieder. Vielleicht wurde er wieder nach Amerika versetzt und konnte dir nicht mehr Bescheid sagen."
Marie:"Dann hätte er mir schreiben können. Aber nichts, gar nichts habe ich von ihm gehört! Immer hatte ich Hoffnung. Solange man nichts sah, dachte ich, alles wird wieder gut. Ich dachte, George wäre vorher wieder da, und ich hätte meinen Ring am Finger, ehe man etwas sieht."

Sie beginnt zu weinen.

"Was bin ich für eine dumme Gans gewesen!"

Elsbeth streicht ihr tröstend über die Schulter.

Elsbeth:"Quäl dich doch nicht damit. Dumm bist du gewesen, ja, aber er ist schlecht. Sein Vergnügen wollte er haben und dass du hinterher den dicken Bauch hast, das war ihm egal. Nur eines haben sie im Kopf, die Männer."

Marie schluchzt. Schweigen.

Marie: "Zum Glück hat in der Nähstube noch keiner gefragt. Wenn ja, werde ich sagen, dass ich verlobt bin und bald heiraten werde."
Elsbeth:" Und wenn sie dann nach deinem Ring fragen?'
Marie: "Was weiß ich! Zieh ich halt einen aus dem Kaugummiautomaten! "

Sie weint wieder.
"Tot möchte ich sein, nur noch tot. Ich springe von der Brücke, gleich in den kalten Rhein!"

Sie macht Anstalten, über das Geländer zu
klettern. Elsbeth hält sie erschrocken fest.
"Marie, das darfst du nicht! Du versündigst dich! Selbstmord ist eine Todsünde und wenn dann noch das Kind mit dir stirbt!"

Elsbeth zieht Marie sachte wieder auf die Brücke zurück.

Elsbeth: "Denk an das Würmchen. Was kann es dafür, dass sein Vater verschwunden ist! Stell dir lieber mal vor, wie es später aussieht, dein Kindchen! Bestimmt hat es deine schönen roten Haare!"

Marie lächelt unter Tränen.
Marie:"Oh, hoffentlich nicht! Schon gar nicht, wenn es ein Junge wird! Die haben es als Rothaarige noch schwerer als die Mädchen."

Elsbeth fasst sie behutsam am Arm.
"Ich werde dir helfen, wenn das Kind kommt. Du hast immer noch keinen dicken Bauch, wenn wir Glück haben, merkt es keiner. Sie werden alle denken, du hast einfach nur ein bisschen zugenommen oder hast irgendeine Krankheit, von der man dicker wird. Und wenn die Geburt kommt, bin ich bei dir. Danach bring ich das Kind ins Waisenhaus und sag, ich habe es gefunden."

Marie weint.

Elsbeth:"Es geht nicht anders."

Marie schluchzt laut auf.

Marie:"Mein armes Kind! Wirst du mir je vergeben?"

Elsbeth:"Es wird dir vergeben. Du hast doch keine Wahl. Wer soll sich um das Kind kümmern, wenn du arbeitest? Wie willst du in die Nähstube oder in die Fabrik gehen, wenn das Kind bei dir ist? Und niemand wird dich mehr heiraten wollen, wenn du einen Bankert hast."

Schweigen.

Dann fasst Elsbeth Maries Hand.

"Hast du dir schon überlegt, wie es heißen soll? Marie nach dir, wenn es ein Mädchen wird?"

Marie schüttelt den Kopf, während sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischt.

Marie:"Es wird ein Junge, ich fühle es."

Sie streicht sich über den Bauch.

Marie: "Matze. Matze soll er heißen."

Vorhang

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Mandy2018 am 17.03.2018:

Sehr schön geschrieben, man kann es gut lesen. Ich konnte mich gut in das rothaarige Mädchen hinein versetzen. Traurige Angelegenheit mit dem Gedanken spielen zu müssen, das Kind weg zu geben. Marie hat schon eine Bindung zu ihrem ungeborenen Kind aufgenommen. Es wird ihr sicherlich schwer fallen, es nach der Geburt weg zu geben..... Die Freundin hätte ihr vielleicht nicht sagen sollen, dass sie das Kind weg geben soll. Aber das waren früher noch andere Zeiten.....




geschrieben von Weißehex am 19.03.2018:

Hallo Mandy, vielen Dank für deinen Kommentar! Ja, das waren früher ganz andere Zeiten, heutzutage kräht zum Glück kein Hahn mehr danach, wenn eine ledige Frau ein Kind bekommt. Diese Geschichte ist der Anfang einer Fortsetzungsgeschichte, es sollte eine Geschichte über ein Waisenkind werden, das in den 60er/70er Jahren aufwächst. Viele liebe Grüße Weißehex

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