Veröffentlicht: 15.12.2020. Rubrik: Unsortiert
Der Schweininger
Der Schweininger
Einst lebte ein ärmlicher Bauer namens Franz Arminger mit seiner Frau und seinen Kindern unter schwierigen Verhältnissen. Er nannte nur wenig Land sein eigen und die Ernte reichte Jahr auf Jahr nur knapp zum Überleben. Die Familie besaß neben dem Land genau ein Schwein, dass sie jedoch nicht selber schlachteten sondern, sobald es das Alter erreicht hatte, verkauften um sich von dem Geld günstiges Mehl, Kartoffeln und Äpfel zu kaufen. Franz bemerkte eines Tages, dass das Schwein unverhältnismäßig dick geworden war und stellte fest, dass es wohl trächtig war. Der Besitzer freute sich über die gute Kunde, obgleich er auch verblüfft war, denn war sie doch das einzige Schwein im Stall, vermutlich war ein Wildschwein in den Stall eingedrungen. Er freute sich darüber, denn die zusätzlichen Ferkel würde er ebenso am Markt verkaufen können. Als er eines Abends die ersten Laute der Empfängnis aus dem Stall vernahm, eilte er hinüber um der Sau beizustehen. Als er jedoch im Stall ankam, bemerkte er etwas Seltsames. Der Kopf des eben geborenen Ferkels war der eines normalen Schweins, aber der Körper war einem Menschen sehr ähnlich. Der Bauer hob erstaunt die Augenbrauen, es handelte sich wohl um eine Art Missbildung, eine seltsame Laune der Natur. Er hatte schon von solchen Fällen gehört. Nun, das Ferkel schien abgesehen von dieser sonderbaren Begebenheit völlig gesund, jedoch verkaufen konnte er es so leider nicht. So zog er das Ferkel normal auf dem Hof auf. Es war offensichtlich ein äußerst intelligentes Ferkel, denn im Alter von vier Jahren konnte es plötzlich sprechen. Der Bauer wunderte sich nicht schlecht, seine Frau meinte es würde sich wohl um einen sogenannten Schweininger handeln, ein Zwitterwesen halb Mensch halb Schwein welches ihnen in Zeiten großer Not von Gott gesendet worden war. Sie beschloßen, das Wesen zur Arbeit am Hof zu verwenden. Sie gaben ihm den Namen Paul. Der junge Paul Arminger erwieß sich als äußerst nützlicher Arbeiter, er konnte seine Nase vortrefflich einsetzen. Sein Ziehvater nahm ihn oft in den Wald mit, wo er Trüffel und Pilze fand, welche sie am Markt verkaufen konnten.
Paul fühlte sich jedoch aufgrund seines eher schweinischen Aussehens stets etwas als Außenseiter und nie so ganz als Teil der Familie. Er wurde oft gehänselt und als Schweinegesicht bezeichnet. Nichts wünschte er sich sehnlicher als ein normaler Mensch zu sein. Nur ein kleiner Ziehbruder von ihm war stets auf seiner Seite und verteidigte ihn gegen die Meute, die auf ihm herumhackten. Paul, nun vom Charakter nun doch eher Schwein als Mensch, begann nun seinerseits auf dem kleinen Bruder herumzuhacken, weil er dessen Gutmütigkeit als Schwäche fehlinterpretierte und wollte dadurch erreichen, dass seine Ziehgeschwister nun anfangen würden ebenfalls den kleineren Bruder zu ärgern. Der Bauer erkannte jedoch zum Glück das intrigante Verhalten von Paul und vertrieb ihn vom Hof, weil er dessen Undankbarkeit nicht ertragen konnte.