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geschrieben 2020 von Nordlicht.
Veröffentlicht: 14.12.2020. Rubrik: Satirisches


Energiewende in Deutschland

Herr E. sitzt gemütlich in seinem Büro. Er hat die Füße auf seinen Schreibtisch gelegt und eine Tasse Kaffee in der Hand. Er beobachtet seinen Bildschirm, auf dem die aktuellen Zahlen durchlaufen. Zufrieden registriert er, wie die Zahlen stetig ansteigen. Sein Umsatz steigt und steigt. Er nimmt einen Schluck von seinem Kaffee und erstarrt. Doch mit einem Mal steigen die Zahlen nicht weiter. Was ist denn da los? Er kontrolliert den Stromverbrauch. Wieso verbrauchen die Leute denn plötzlich so wenig Strom? Er recherchiert und stellt fest, dass sie sich eine eigene Stromanlage aufs Dach gebaut haben. Das kann doch nicht sein. Wer hat denn sowas erlaubt? Herr E. greift zum Telefon und drückt die Kurzwahltaste 1. Nach einem angeregten Gespräch mit seinem Kontaktmann lehnt er sich erschöpft aber zufrieden zurück. Die Zahlen auf seinem Bildschirm stabilisieren sich. Dann überlegt er: Vielleicht sollte er mehr Arbeitsplätze schaffen oder etwas neues erbauen. Das würde ihm bestimmt mehr Argumentationsmöglichkeiten beim nächsten Gespräch geben. Und auch mehr Zustimmung bei der Bevölkerung. Neu und effizient klingt immer gut.
Er ruft bei seinem besten Mitarbeiter an, er solle doch schnell ein neues Kohlekraftwerk bauen. Dieser macht sich sogleich an die Arbeit und erscheint mit einem Spaten vor Herrn E’s Fenster.
Herr E. springt empört auf und läuft zum Fenster. "Aber doch nicht vor meinem Fenster", ruft er hinunter. Vielleicht ist das doch nicht sein bester Mann.
Kopfschüttelnd setzt er sich wieder an seinen Schreibtisch. Da klingelt das Telefon. Die Regierung. Was will die denn jetzt? Was das mit dem neuen Kohlekraftwerk auf sich hat?
"Es ist wesentlich effizienter als die alten und spart CO2. Dadurch können wir die alten abschalten und bis zum Kohleausstieg in ein paar ähm, Jahren, viel besser Strom produzieren", erklärt Herr E.
Kaum hat er aufgelegt, da ruft sein Kollege aus dem Süden an.
„Hallo, Herr Energieversorger. Das mit der Windenergie ist ja schön und gut, aber wir haben hier im Süden keine und die im Norden hängen uns total ab", beklagt er sich.
„Was soll ich denn da tun?", fragt Herr E.
„Ich dachte sie könnten ein Wort für mich einlegen, wenn ich der Regierung eine Neuerung vorschlage."
„Was denn für eine Neuerung?"
"Es soll Ausschreibungen für die Erbauung von Windkraft geben und die sollen so gedeckelt werden, dass im Norden nicht mehr so viele gebaut werden dürfen."
„Klingt gut“, meint Herr E. „Mir gehen die ganzen kleinen Privatleute auf den Keks mit ihrer Eigenstromerzeugung. Da sollten wir auch was machen."
„Wie wäre es mit ganz viel Bürokratie?"
„Ja, das ist immer eine gute Abschreckung. Es will sich doch niemand mit Dokumenten beschäftigen, die endlose verworrene Regeln beinhalten."
„Gut, dann sind wir uns ja einig."
Herr E. genießt nun also ein Stück Kuchen zu seinem Kaffee, als eine Erinnerung auf seinem Bildschirm aufploppt:
Zwanzig Jahre sind um. Die Förderung von privaten Photovoltaikanlagen läuft aus.
Da lässt sich doch bestimmt noch was mit anfangen. Fröhlich pfeifend macht er sich daran eine E-Mail an die Regierung zu verfassen. Was man da nicht alles machen kann. Eine neue Stromzählerpflicht und eine möglichst komplizierte Eintragung in einen Register, das wäre doch mal was. Das steigert den Umsatz und das Bruttosozialprodukt. Neue Anschaffungen kommen immer gut.

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