Veröffentlicht: 19.10.2020. Rubrik: Unsortiert
Mord im Lkw
Auf einer vollgestopften Autobahn Richtung Hamburg bin ich mit meinem Lastwagen unterwegs. Die Sonne scheint mir ins Gesicht und meine Lieblingsmukke dröhnt aus den Boxen. Ich weiss, dass ich noch ein paar Kilometer vor mir habe, aber das interessiert mich heute nicht. Der Stau löst sich auf und ich habe wieder freie Fahrt.
In solch schönen Momenten, denke ich oft an meine Frau und meine zwei kleinen Töchter. Was sie wohl gerade treiben?
Als meine Lenkzeit langsam zu Ende geht, suche ich mir einen geeigneten Rastplatz. Ich fahre von der Autobahn ab und parke meinen Lastwagen auf einem freien Parkplatz. Meinen Fahrtenschreiber stelle ich auf Pause und geniesse das Feierabendgefühl.
Es ist jetzt 14:36 Uhr. Draussen sind es 32 Grad und ich habe keine Standklimaanlage auf meinem Lastwagen. Das wird eine heisse „Nacht“.
Zum Glück gibt es eine schöne Gaststätte, wo ich mir mein wohl verdientes Abendessen kaufen kann. Nach ein paar tollen Gesprächen mit anderen Fahrern, drehe ich noch gemütlich eine Runde um den Rastplatz. Mittlerweile ist das eine normale Routine für mich geworden, da man als Fahrer nicht sehr viel Bewegung hat.
Zurück an meinem Lastwagen, putze ich mir die Zähne und lege mich ins Bett. Draussen sind es immer noch um die 32 Grad.
Es fällt mir schwer Ruhe zu finden. Der Schweiss läuft mir über das Gesicht. Nach langem hin und her drehen, schlafe ich dann doch ein. Durch die Hitze und die fehlende Klimaanlage, ist es aber das letzte Mal. Ich wache nicht mehr auf. Meine Töchter werden ohne ihren Vater aufwachsen und meine Frau wird mich nie mehr neben sich haben.
Kleine Info zu dieser Geschichte:
Ich persönlich kenne Niemanden (zum Glück), der im Lastwagen gestorben ist. Trotzdem ist es im Sommer ein grosses Problem für die Fahrer. Ich möchte mit dieser Geschichte nur zum Denken anregen und keine politische oder ethische Diskussion auslösen.